Regen, Matsch und Fluten machten das Konzert der Big Band der Bundeswehr am Konzertsegel am vergangenen Donnerstag unmöglich. Stattdessen fand es in der Markolfhalle statt. Die Organisation dieses spontanen Umzugs war fernsehreif – und erinnerte an die Show „Wetten, dass“.

Drei riesige Trucks und ein Nightliner-Bus der Big Band standen am Donnerstagmorgen, 21. August, nach dem Starkregen am Konzertsegel im Matsch. An ein Open-Air-Konzert mit Europas größter mobiler Showbühne war nach den Wassermassen und dem weiterhin andauernden Regen nicht mehr zu denken. Doch es schien, dass sich der Veranstalter auf eine Wette einließ: „Wetten, dass wir das Konzert dennoch innerhalb weniger Stunden an einem Ort stattfinden lassen können?“ Auch, wenn sie zu dem Zeitpunkt noch gar nicht wussten, wo das geht. „Top – die Wette gilt!“

Die Trucks der Bundeswehr Big Band für die größte Showbühne Europas parkieren im Schlamm und Matsch am Konzertsegel. Der ...
Die Trucks der Bundeswehr Big Band für die größte Showbühne Europas parkieren im Schlamm und Matsch am Konzertsegel. Der Veranstaltungsort war unbespielbar. Innerhalb kurzer Zeit wurde eine Halle gesucht und gefunden. | Bild: Georg Lange

Innerhalb kurzer Zeit wurde das Open-Air-Konzert am Seeufer, in das die Bürgerstiftung Radolfzell Wochen an intensiver Vorbereitung gesteckt hatte, in die Markelfinger Markolfhalle verlegt. An der für viele Besucher zunächst wohl mühelos erscheinende Verlegung waren dennoch dutzende Helfer beteiligt. Sie standen plötzlich vor ganz neuen Bedingungen, wie sie nach dem Konzert dem SÜDKURIER erklärten.

Gelände am See war unbespielbar

Stiftungsmitglied Marc Burger hatte schon in der Nacht auf Donnerstag schlecht geschlafen, berichtet er. Was den Organisator des Open-Air-Konzerts wach hielt, waren die Massen an Wasser, die der Himmel über Nacht frei gegeben hatte. Als sich Marc Burger um 7 Uhr morgens mit Oliver Preiser von der Bürgerstiftung traf, standen beide laut eigener Aussage unter Schock: Über Nacht war das See-Areal rund um das Konzertsegel unbespielbar geworden.

Am Vortag waren bereits Stände für das Konzert aufgebaut worden. Deren Pavillons waren von den Wasserfluten eingeknickt. Auch die Getränkewagen standen tief im Matsch. Als die Trucks der Bundeswehr Big Band ankamen, sondierten Burger und Preiser über eine Videokonferenz mit dem Tour-Manager der Big Band, Stabshauptmann Johannes Langendorf samt Sicherheitstechniker, die Lage.

Milchwerk und Marktplatz kamen nicht in Frage

Ein Ende des schlechten Wetters sei bis zum Abend nicht abzusehen, war vom Wetterdienst der Bundeswehr zu hören. Der Veranstaltungsort am See musste abgesagt werden. „Dann ging das große Rennen los“, sagt Marc Burger. Das Milchwerk war wegen einer Sanierung geschlossen. Auch die Idee, das Konzert auf dem Marktplatz zu veranstalten, sei Vorort wegen mangelnden Fluchtwegen für solch ein großes Konzert verworfen worden, erklärt Marc Burger.

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Als letzten Rettungsanker wanden sich die Veranstalter an Lorenz Thum. Er ist der Ortsvorsteher von Markelfingen und sitzt im Stiftungsrat der Bürgerstiftung. Mit vielen Helfern der Bürgerstiftung und den Technikern der Bundeswehr setzte Lorenz Thum im Hintergrund Himmel und Hölle in Bewegung und erreichte mit allen Beteiligten nahezu Unmögliches: Ein Auftritt der Big Band in der Markolfhalle. Doch so einfach war die Alternativlösung nicht umzusetzen.

So lief der Umzug ab

Um acht Uhr klingelte das Telefon von Lorenz Thum. Oliver Preiser fragte an, ob die Markolfhalle unbelegt sei und das Konzert dort stattfinden könnte. Mit den Verantwortlichen der Bundeswehr sondierten sie die Halle in Markelfingen. Von der Alternative waren sie begeistert, sagt Thum. Doch was der Halle fehlte, waren Steckdosen mit Stromlasten für 64 Ampere. Für die Lasten zapften sie daher das Vereinsheim des MV Markelfingen und das Gebäude der Freiwilligen Feuerwehr an. Die Wehr ermöglichte den Anschluss, obwohl sie selbst bei vielen Notfällen in der Stadt unterwegs war.

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Inzwischen barg der Bruder von Lorenz Thum mit einem Traktor die am Konzertsegel im Matsch festgesetzten Versorgungs- und Getränkewägen. Spontan musste geplant werden, wo die Versorgungsstände, der VIP-Bereich für die Spender und für die Musiker wie auch die Show-Bühne in der neuen Halle aufgebaut werden konnten. Es begann ein Rennen gegen die Zeit, so die Veranstalter. Thum informierte die Stadtverwaltung und freute sich für die unbürokratische Unterstützung und für die kostenlose Nutzung der Halle für das Benefiz-Konzert der Stiftung.

Organisatoren danken allen Beteiligten

Stabshauptmann Johannes Langendorf sprach seinen Dank an alle Helfer der Bürgerstiftung und an seine Techniker aus. Er erklärt, wie die Big Band, die Techniker und die Helfer auf die neue, veränderte Situation reagierten. Die Trucks der Big Band seien unterwegs auf einer großen Open-Air-Tour und seien mit dem Equipment so gepackt, dass die Abläufe für den Aufbau optimiert seien, erklärt Langendorf. Man komme zuerst mit den Trucks und der mobilen Bühne an. Dann werden die Trucks so entladen, wie man sie auf der Bühne braucht.

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Doch plötzlich stand die Big Band der Bundeswehr in einer Halle ohne mobile Show-Bühne. Über lange Wege wurde das gesamte Material für die Bühne von den Trucks in die Halle gebracht. 70 Menschen umfasst die Musikproduktion, inklusive der aktiven Helfer von der Bürgerstiftung. Sie brachten den Auftritt der Big Band in Gang und machten ihn möglich. Stabshauptmann Langendorf zeigte dem Veranstalter, den Helfern und seinen Technikern den größten Respekt.

Oliver Preiser von der Bürgerstiftung dankte nicht nur allen Helfern der Produktion, sondern besonders auch der Stadtverwaltung und dem Ordnungsamt für das unbürokratische und hilfreiche Entgegenkommen.