1. Einsatz stärkt den Zusammenhalt
Sich für sechs Monate verpflichtend engagieren: Der sogenannte Freiheitsdienst, den die bayerische Grünen-Landtagsabgeordnete Katharina Schulze vorgeschlagen hat, würde ein Engagement auf Zeit für die Gesellschaft bedeuten: Ob Wehrdienst, Feuerwehr oder Technisches Hilfswerk, Jugendarbeit, Vorlesen in der Schule oder ein Dienst im Altenheim – die Palette, die dafür zur Auswahl stünde, ist breit.
Täten das aber alle Menschen zwischen 18 und 67 Jahren zumindest einmal im Leben, würde das Verständnis der Älteren für die Jungen, aber auch der Jungen für die Älteren wachsen, ebenso wie das Zugehörigkeitsgefühl ausländischer Mitbürger. Jüngere würden zum Beispiel erfahren, wie es ist, im Alter auf Hilfe angewiesen zu sein, Ältere in der Schule, was die Jugend bewegt. Das füreinander Einstehen würde so zur Selbstverständlichkeit.
2. Der Dienst kommt der Gesellschaft zugute
Seit der Wehrdienst 2011 ausgesetzt wurde und es auch seit 2012 keinen Zivildienst mehr gibt, sollte der Bundesfreiwilligendienst (Bufdi) zumindest in die soziale Bresche springen, um einen Teil des weggefallenen Personals in sozialen Einrichtungen zu ersetzen.
Im vergangenen Jahr sank die Zahl der Bufdis allerdings zum siebten Mal in Folge. 34.000 meldeten sich zu dem freiwilligen Dienst an, der in der Regel zwölf, mindestens sechs und höchstens 24 Monate dauert und den man nur im Inland machen kann. Die neuen Freiheitsdienstler würden Hilfstätigkeiten übernehmen und so die Fachkräfte entlasten. Am Ende nutzt dieses temporäre Engagement der Gesellschaft als Ganzes: Es fördert den Zusammenhalt, die Hilfsbereitschaft und das Einstehen für andere.
3. Sechs Monate können Perspektiven eröffnen
Nur selten haben Schulabgänger direkt nach Abschluss einen festen Plan, wohin sie ihre weitere Ausbildung führen soll. Viele reisen, nehmen sich eine Auszeit, manche entscheiden sich für einen Freiwilligendienst. Dem stünde ein Pflichtdienst nicht entgegen: Junge Menschen könnten wählen, wo sie ihn leisten.
Sie lernen dort, was ein Engagement für andere bedeutet – ein Gefühl, das so manchem bis dahin fremd sein dürfte und das kein Unterricht vermitteln kann. Sie kommen in Kontakt mit erfahrenen Menschen und erhalten einen Einblick in neue Berufsfelder. Und der ein oder andere weiß danach vielleicht eher, in welche Richtung er seine Ausbildung machen möchte – oder eben auch, wohin er nicht möchte.
4. Alle müssen einen Beitrag leisten
Die Idee eines Freiheitsdienstes nimmt niemanden aus. Er wäre verpflichtend für alle mit festem Aufenthalt in Deutschland – unabhängig von Staatsbürgerschaft und Geschlecht. Das ist gut so. Ältere können nicht auf die Jüngeren zeigen und sagen: Die sollen sich mal engagieren. Auch Ausländer wären gefordert.
Für Menschen, die schon länger im Berufsleben stehen, würde eine solche Pflicht-Auszeit neue Impulse setzen. Wann schon kann man mitten im Leben für ein halbes Jahr in einem völlig anderen Bereich tätig werden und helfen? Die kürzere Dauer von sechs Monaten lässt sich leichter im Leben unterbringen als das von der CSU in Bayern geforderte „verpflichtende Gesellschaftsjahr“. Grundlage dafür müssten allerdings auch eine bessere Bezahlung und mehr Freiwilligenplätze sein.
5 Bürger haben nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten
In Deutschland gibt es viele, die sich bereits ehrenamtlich engagieren, in Baden-Württemberg sind es rund 40 Prozent der Bevölkerung. Diese wären von dem Dienst ausgenommen, ebenso jene, die bereits Wehr- oder Zivildienst geleistet haben. So wie jeder Steuern zahlen muss oder in die Schule gehen muss, wäre ein Pflichtdienst eine solche Bürgerpflicht, die in Zeiten wachsender Unsicherheit einer Mentalität entgegenwirkt, dass der Staat sich schon kümmern wird.