Christina Bischof

Wenn von Gewalt die Rede ist, denken viele zuerst an körperliche Übergriffe. Dabei gibt es auch eine stille, weniger offensichtliche Form. Gerade in der Pflege, wo pflegebedürftige Menschen auf die Unterstützung ihrer Pfleger angewiesen sind, kann diese Form der Gewalt das Leben der Betroffenen erheblich beeinträchtigen.

Gewalt in der Pflege kann viele Gesichter haben. Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) unterscheidet hier zwischen aktiver und passiver Gewalt. Während aktive Gewalt eine aktive Handlung beschreibt, die das Opfer verletzt, demütigt oder gegen dessen Willen stattfindet, äußert sich passive Gewalt in Form von Vernachlässigung. Dabei werden Pflegebedürftige nicht ausreichend betreut, versorgt oder beachtet.

Nicht immer findet passive Gewalt vorsätzlich statt. Häufig ist es schlichtweg die Überforderung oder die mangelnde Zeit der Pflegeperson, die – bewusst oder unbewusst – zur Vernachlässigung führt. Darauf weist auch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hin. Sowohl in der professionellen Pflege als auch bei der Betreuung durch Angehörige kann es dazu kommen. Für die pflegebedürftige Person hat dies mitunter gravierende gesundheitliche Folgen.

Welche Formen der Vernachlässigung gibt es?

Die Fachstiftung Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP) nennt verschiedene Beispiele dafür, wie Vernachlässigung in der Pflege aussehen kann:

  • Die Bedürfnisse des Pflegebedürftigen werden trotz Kommunikation nicht ernst genommen oder ignoriert.

  • Schmerzen werden unzureichend gelindert.

  • Die pflegebedürftige Person muss lange Zeit auf Hilfe warten.

  • Die Betroffenen werden unzureichend bei Nahrungsaufnahme, Medikation und Bewegung unterstützt.

  • Hygienemaßnahmen wie allgemeine Körperpflege, Verbandswechsel oder Wundversorgung werden mangelhaft ausgeführt.

  • Erforderliche Hilfsmittel wie Brille, Hörgerät oder Gehhilfe werden der hilfsbedürftigen Person nicht angeboten.

  • Die Pflegebedürftigen erhalten nicht ausreichend geistige Anregung.

Was sind die Folgen von passiver Gewalt in der Pflege?

Häufig sind Anzeichen von Vernachlässigung nicht direkt zu erkennen, sondern machen sich erst nach einem längeren Zeitraum bemerkbar. Wie das ZQP betont, kann die ausbleibende Unterstützung durch Pflegepersonen oder pflegende Angehörige dazu führen, dass geistige und körperliche Fähigkeiten schneller abnehmen. Dadurch steigt der Hilfsbedarf der pflegebedürftigen Person weiter an.

Ein Beispiel von Vernachlässigung ist die fehlende Unterstützung bei der Bewegung. Diese wirkt sich negativ auf die Kraft, das Gleichgewicht und die Mobilität des Betroffenen aus, was das Risiko eines Sturzes erhöht.

Auch in anderen Bereichen macht sich passive Gewalt in der Pflege bemerkbar. Mangelnde Flüssigkeitszufuhr, unzureichende Ernährung, ein ungepflegtes Erscheinungsbild, wiederkehrende Infektionen, Entzündungen oder Druckgeschwüre deuten auf eine Vernachlässigung des Pflegebedürftigen hin. Auf Dauer kann dies schwere gesundheitliche Folgen für die betroffene Person haben, die im schlimmsten Fall zum Tod führen.

Übrigens: Hohe Temperaturen machen nicht nur den Pflegebedürftigen, sondern auch den Pflegenden zu schaffen. Der Hitzeschutz in der Pflege soll diese Gruppen unterstützen.