„Wir haben jetzt drei Spiele in Folge gewonnen und am Freitag ein schweres Spiel. Da wollen wir dann auftreten wie heute!“, blickte Freiburgs Edeltechniker Vicenzo Grifo Minuten nach dem Abpfiff im Millerntorstadion schon wieder nach vorne, aber eher unpräzise zurück auf die vorangegangenen 90 Minuten. Der SC Freiburg hatte dank eines abgefälschten Schusses von Christian Günter in der Schlussphase knapp mit 1:0 gesiegt und damit den dritten 1:0-Sieg in Folge über Teams aus dem Tabellenkeller hingelegt. Und mit Blick auf die Tabelle – die Breisgauer klettern damit wieder auf Rang fünf – dürfte nun wieder von Europa geträumt werden.

Standardspezialist mit verschossenem Strafstoß und wenig Impulsen

Aber kann und sollte man das Freiburger Gastspiel auf St. Pauli wirklich unter der Rubrik „Ende gut, alles gut!“ einordnen, Herr Grifo? Wohl besser nicht, denn was die Freiburger nahe der Vergnügungsmeile Reeperbahn zeigten, war alles andere als vergnügungssteuerpflichtig und dürfte in der Bundesliga nur selten für Punkte ausreichen. Symptomatisch für den eher blutleeren Auftritt war Grifo höchstselbst mit seinem verschossenen Strafstoß unmittelbar vor der Pause – Pauli-Spielführer Irvine hatte Ritsu Doan gefoult.

St. Paulis Torwart Nikola Vasilj (l) hält einen Elmeter von Freiburgs Vincenzo Grifo (M).
St. Paulis Torwart Nikola Vasilj (l) hält einen Elmeter von Freiburgs Vincenzo Grifo (M). | Bild: Christian Charisius/dpa

Der Freiburger Standardspezialist, der in dieser Runde allerdings keine beeindruckende Bilanz vom Elfmeterpunkt aus hat, versuchte es lässig mit dem Panenka-Trick, darauf hoffend, dass Nikola Vasilj sich für eine Seite des Pauli-Tores entscheiden würde. Doch der Schlussmann der Hamburger blieb einfach stehen und konnte so den schwachen Schuss locker fangen. Im Erfolgsfall hätte man wohl von „abgezockt“ gesprochen, so aber wirkte die Aktion recht überheblich. Zumal Grifo auch aus dem Spiel heraus wenig Impulse setzen konnte.

Wenig Chancen und kaum Risiko auf beiden Seiten

Da Chancen Mangelware waren, vermutete Freiburgs Abwehr-Routinier Matthias Ginter für die zweite Hälfte: „Wer den ersten Fehler macht, der wird wahrscheinlich das Spiel verlieren!“ Eine Erkenntnis, die das an Höhepunkten arme Spiel weiter lähmte, da beide Mannschaften eher auf Torsicherung als auf Torschuss aus waren, Risiko-Minimierung war angesagt. Immerhin: Die Stimmung im Millerntor-Stadion war bestens, denn die Fans des Kultclubs aus der Hansestadt sind eher bescheiden und bejubelten einen Eckball kurz vor Spielende in etwa so, wie anderswo der Siegtreffer gefeiert wird.

Glückliches Eigentor bringt Freiburg den Sieg

Zwar zeigte Freiburg im Laufe der zweiten Hälfte etwas mehr Zug zum Tor, dennoch lag Ginter mit seinem Fazit richtig: „Dass am Ende einer reinrutscht, war natürlich glücklich für uns!“ Über den eingewechselten Eren Dinkci war der Ball in der 89. Minute zum links im Strafraum lauernden Christian Günter gekommen, der SC-Spielführer zog aus relativ spitzem Winkel ab, an und für sich eher keine Gefahr für das St.Pauli-Tor, doch ausgerechnet Philipp Treu, ehemaliger Freiburger im braunen Dress der Gastgeber, fälschte den Ball unhaltbar ab, sodass die Statistik den Freiburger Siegtreffer gar unter Eigentor einordnete.

Freiburgs Christian Günter feiert nach dem Spiel mit den Fans.
Freiburgs Christian Günter feiert nach dem Spiel mit den Fans. | Bild: Christian Charisius/dpa

Ende gut, alles gut? Nein, auch Ginter räumte ein, dass dies wohl kein schönes Spiel zum Zuschauen gewesen sei. Am Freitag geht es für den SC in Freiburg gegen Werder Bremen. Aber, so wird der ein oder andere SC-Fan, bitte nicht wieder so auftreten wie im Millerntor-Stadion!