Späte Erlösung dank Niclas Füllkrug! Die Nationalelf hat zum Abschluss der Gruppenhase in Frankfurt gegen die Schweiz 1:1 gespielt und trifft damit im Achtelfinale auf den Zweiten der Gruppe C – England, Dänemark, Serbien oder Slowenien.
Nagelsmann setzt auf Konstanz
Experimente kamen für Julian Nagelsmann gegen die Eidgenossen nicht infrage. Der Bundestrainer setzte auf dieselbe Startelf wie schon gegen Schottland und Ungarn. Und das, obwohl das Achtelfinal-Ticket schon gesichert war und einige Experten der Meinung sind, Gruppenplatz zwei sei besser, um nicht schon in einem potenziellen Viertelfinale auf die derzeit überragenden Spanier zu treffen.
Doch Nagelsmann wollte mit einem weiteren Sieg ein Signal an die Konkurrenz senden. „Es ist aus meiner Sicht wichtig und entscheidend, den Rhythmus beizubehalten“, sagte Nagelsmann, der auch auf Robert Andrich, Jonathan Tah, Maximilian Mittelstädt und Antonio Rüdiger setzte, denen jeweils eine Gelb-Sperre drohte. Schließlich wollte man unbedingt einen Stimmungsdämpfer vermeiden. Selbst Rudi Völler rieb sich ob der neuen Euphorie verwundert die Augen. „Ich bin ja schon 1988 bei der bislang letzten Heim-EM dabei gewesen. Da war ich 28. Auch da war die Begeisterung im Land großartig. Aber das, was wir jetzt erleben, ist damit nicht zu vergleichen“, sagte der Sportdirektor, der zu Beginn eine DFB-Auswahl sah, die mit dem viel kritisierten Rasen in der Frankfurt Arena zunächst kaum Probleme hatte.
Andrich-Treffer zählt nicht
Kapitän Ilkay Gündogan konnte in guter Position den scharfen Pass von Jamal Musiala aber nicht kontrollieren (2.), Kai Havertz köpfte in die Arme von Yann Sommer (3.). Nach hektischem Start war das Team um Toni Kroos bemüht, das Duell gegen den Nachbarn zu dominieren: Mittelstädt suchte per Flachpass Kai Havertz, der einen Kontakt spürte, aber vergeblich einen Strafstoß forderte (12.). Dann jubelten die deutschen Anhänger – aber zu früh. Andrich traf mit einem Aufsetzer aus der Distanz (17.), Schiedsrichter Daniele Orsato nahm den Treffer aber zurück, weil Musiala zuvor Michel Aebischer gefoult hatte.

Aus dem Nichts tauchten dann die Eidgenossen vor Manuel Neuer auf. Und die erste Chance der Schweiz sollte auch gleich die Führung bringen: Remo Freuler bediente halbhoch Dan Ndoye, der per Direktabnahme eiskalt abschloss (28.). Deutschland war geschockt, hätte mit der nächsten Aktion fast ein zweites Gegentor kassiert: Ndoye schoss diesmal nur knapp vorbei. Und es folgte eine weitere Hiobsbotschaft für die DFB-Elf: Tah sah Gelb, muss also im Achtelfinale zuschauen (38.). Zumindest sammelte sich Deutschland vor der Pause noch einmal, Rüdiger und Havertz trafen den Ball aber jeweils nicht gut (40./41.). Zufrieden war Nagelsmann aber nicht, der Bundestrainer eilte mit dem Halbzeitpfiff in die Kabine.
Sommer pariert gegen Musiala
Die Schweiz blieb auch in Durchgang zwei der erwartet unangenehme Gegner, stand kompakt und setzte weiter Nadelstiche. Breel Embolo steckte für Silvan Widmer durch, welcher allerdings ausrutschte (47.). Anschließend parierte Sommer gegen Musiala und auch im Nachschuss gegen Gündogan (50.). „Deutschland, Deutschland“ – die Fans spürten nun, dass ihre Gesangs-Unterstützung dringend gebraucht wurde, wobei auch die Unzufriedenheit nach misslungenen Aktionen immer mehr hörbar war. Andrich legte für Kroos ab, der allerdings verzog (55.).
Deutschland drückte auf das 1:1, die Schweizer verteidigten in dieser Phase allerdings abgezockt. Nagelsmann reagierte, brachte Nico Schlotterbeck und David Raum für Tah und Mittelstädt (61.) sowie Maximilian Beier für Andrich (66.).
Havertz brachte nach einer Raum-Flanke per Kopf keinen Druck hinter den Ball (68.). Dann forderte Deutschland einen Strafstoß nach einem Zerren von Widmer an Beier – doch Orsato war das trotz VAR-Eingriff zu wenig (70.). Auf der anderen Seite das vermeintliche 2:0: Ruben Vargas schloss stark ab, stand aber knapp im Abseits (84.). Es wurde immer wilder, Havertz köpfte nach einer Ecke auf die Latte, Granit Xhaka scheiterte an Neuer. Und dann kam der eingewechselte Niclas Füllkrug, der per Kopf eine perfekte Raum-Flanke verwertete (90.+2).