Ausdauersport: Wenn andere noch schlafen, schnürt er längst die Schuhe. Steigungen, Höhenmeter, Geröllfelder – was für Wanderer Hindernisse sind, sind für ihn nur Etappen auf dem Weg nach ganz oben.
Benedikt Hoffmann ist einer der besten Ultra-Bergläufer der Welt. Und jeder Gipfel? Ist für ihn der Anfang für eine neue Herausforderung.
„Ich genieße es, das Training auf mich speziell zuzuschneiden“, sagt der 40-Jährige über seine Läufe rund um den Säntis in den Schweizer Alpen, bei denen er nicht selten Anstiege von bis zu 2500 Höhenmetern meistert und stundenlang allein unterwegs ist.

Dabei hat sein Sportlerleben anfangs so gar nichts mit Extremen und Bergen zu tun. Hoffmann kommt aus Recklinghausen, der höchste „Gipfel“ des nahen Naturparks Hohe Mark, der Stimberg mit 156,9 Metern, lässt ihn nur müde lächeln.
Vom Fußball zum Ausdauersport
Als Kind des Ruhrgebiets spielt Hoffmann Fußball, erst mit 16 wechselt er zum Ausdauersport. „Ich bin schon immer gerne Rad gefahren und gelaufen, so hat alles mit einem Cross-Duathlon angefangen“, erinnert Hoffmann sich.
Es folgt ein Fünf-Kilometer-Volkslauf, ehe mit dem Umzug zum Studium nach Freiburg der Triathlon zu seiner neuen Leidenschaft wird. Schritt für Schritt werden die Distanzen länger und die Steigungen größer.
Bei seiner ersten Deutschen Meisterschaft im klassischen Berglauf (Hoffmann: „Zehn bis 15 Kilometer nur bergauf, dann mit der Seilbahn zurück“) belegt der damals 27-Jährige auf Anhieb Rang zwei und wird im selben Jahr Dritter bei den Deutschen Marathon-Titelkämpfen.
Seit 2013 ist der Gymnasiallehrer für Chemie, Biologie und Erdkunde in der deutschen Berglauf-Nationalmannschaft, seit 2016 in der Ultralauf-Nationalmannschaft, 2021 wurde er in ein internationales Trailrunning-Team eines bekannten Sportausrüsters aufgenommen.
„Das hat mir einen großen Motivationsschub gegeben“, sagt Hoffmann. Gerade eben erst ist er von einem Trainingslager auf Menorca zurückgekommen nach Wahlwies, wo er mit Frau Caro und den drei Söhnen lebt. Aktuell ist der Läufer des TV Konstanz in Elternzeit, ein Luxus im Leistungssport.
Zehnmal Training pro Woche
Etwa drei Wochen pro Jahr ist Benedikt Hoffmann im Trainingslager, dazu kommen sieben Wettkämpfe à zwei bis drei Tage. „In den letzten Jahren hatte ich den Beruf auf 50 Prozent reduziert, davor habe ich voll gearbeitet, da hatten wir aber keine Kinder“, sagt der 40-Jährige, der im Schnitt etwa zehnmal in der Woche trainiert.
„Sechs bis sieben Laufeinheiten, dazu kommen drei bis vier Alternativeinheiten wie Krafttraining, Radfahren, Crosstrainer, Schwimmen oder Aquajogging“, zählt er auf.
Dass diese hohen Belastungen nicht gesund sind für das orthopädische System, weiß Benedikt Hoffmann selbst. Zuletzt musste er wegen einer Knochenhautentzündung im Zeh pausieren.
„Es gehört ein bisschen zum Geschäft, dass der Körper nicht so will wie der Kopf“, sagt der Extremsportler, „man muss mit den Schmerzen spielen und offen sein für das, was man sich antut.“
Bei kürzeren Wettkämpfen bringe ihn das hohe Tempo an seine Grenzen, bei langen Läufen komme irgendwann der Moment, an dem es wehtue.
„Die Ankunft im Ziel ist dann oft eine Erlösung, auf die man sich den ganzen Wettkampf freut“, sagt der AK-35-Berglauf-Weltmeister von 2021, der laut eigener Aussage einer der wenigen in Deutschland ist, die diesen Sport professionell betreiben können.
Unterstützung für Bedürftige
„Mir geht es gut und ich weiß dies zu schätzen“, sagt der 40-Jährige. „Deshalb möchte ich mich auch für diejenigen einsetzen, denen es nicht so gut geht.“ So veranstaltet er Anfang 2022 zum ersten Mal einen Benefizlauf.
„Ich konnte die Volksbank Überlingen als Spendengeber gewinnen, als Dank sind wir einmal durch deren Filialgebiet von Immenstadt bis Eigeltingen rund 50 Kilometer gelaufen“, sagt Hoffmann.
Die Einnahmen der ersten beiden Ausgaben gingen in die Ukraine, seit dem vergangenen Jahr unterstützt Hoffmann das Pestalozzi-Kinder- und Jugenddorf in seiner Wahlheimat Wahlwies.
Im Rahmen des Volksbank Überlingen Run sammelt Hoffmann mit seinen Mitläufern am 18. Mai wieder Spenden, mit denen Bäume für das Projekt „Wurzeln“ des Vereins „Gemeinschaft Deutscher Wald“ gepflanzt werden.
Tags zuvor wird der Wahlwieser beim Swim and Run starten sowie am Morgen vor dem Spendenlauf beim Halbmarathon.
Nachdem der 40-Jährige wegen seiner Verletzung bereits Saisonziele wie einen Lauf am Mont Ventoux in Frankreich streichen musste, will er im Mai wieder zu Hochform auflaufen.
Schließlich stehen in der UTMB-Serie noch einige Highlights auf dem Programm, wie Ende September die Weltmeisterschaft in den Pyrenäen. Für Benedikt Hoffmann geht es immer weiter nach oben, steil hinauf zu neuen Gipfeln.
Anmeldung für die Läufe in Überlingen bis 4. Mai unter: www.mcd-sportmarketing.de