Yannis Fischer ist dieser Tage ein gefragter Mann. Der 22-Jährige gibt viele Interviews, sitzt mit Internetstars vor der Kamera und nimmt sich trotzdem zwischen den Trainingseinheiten Zeit für ein Gespräch.

Am 28. August starten in Paris die Paralympischen Spiele und die Vorfreude ist Fischer trotz seiner gelassenen Art anzumerken: „Es sind meine zweiten Paralympischen Wettkämpfe.

Das könnte Sie auch interessieren

Nachdem in Tokio noch strenge Corona-Maßnahmen galten, freue ich mich, dass meine Freunde und Familie es nun leichter haben, mich zu unterstützen. Auch weil der Anreiseweg kürzer ist.“

Der kleinwüchsige Leichtathlet trainiert beim VfB Stuttgart, ist aber in Mühlhausen-Ehingen aufgewachsen und zudem Mitglied beim Stadtturnverein Singen.

Yannis Fischer: Paralympics-Teilnahme stand auf der Kippe

Er hat viele Freunde vom Bodensee, die ihn in Frankreich unterstützen werden. Ebenfalls vom StTV vertreten ist Merle Menje, die im Rennrollstuhlfahren an den Start geht.

Dass Yannis Fischer überhaupt dabei ist, stand zunächst auf der Kippe. Eine Schulterverletzung machte Fischer zu schaffen und sorgte dafür, dass er sich nur knapp für die Männerstaffel qualifizieren konnte.

„Ich bin sehr stolz, dass ich bei den Paralympischen Spielen dabei bin. Jetzt ist das Ziel, mein Bestes zu geben. Eine Medaille wäre natürlich der absolute Traum“, erzählt Fischer.

Gold in Paris zu gewinnen, wäre für den 22-Jährigen übrigens kein Novum. Bei der Para-Weltmeisterschaft 2023, die ebenfalls in Frankreichs Hauptstadt stattfand, setzte sich Fischer gegen die Konkurrenz durch.

Mit der Goldmedaille: Kugelstoßer Yannis Fischer bei der Para-WM 2023.
Mit der Goldmedaille: Kugelstoßer Yannis Fischer bei der Para-WM 2023. | Bild: Matthias Güntert

Sein Geheimrezept? „Ich habe früher vor den Wettkämpfen immer Nudeln gegessen. Bei den Paralympischen Spielen ist die Mensa 24 Stunden geöffnet. In Tokio war ich vor meinen Stößen schon frühmorgens dort und habe Pasta gegessen“, erzählt der 1,27 Meter große Fischer und lacht.

Mittlerweile hat er diese Rituale abgelegt. Nicht, weil die Erfolge ausgeblieben sind, sondern vermutlich, weil er gemerkt hat, dass er auch ohne gesonderte Essgewohnheiten zu guten Ergebnissen kommt.

Fokus auf das Kugelstoßen

Die Eröffnungsfeier am 28. August ist das erste Highlight für die Parasportler. Die Athleten aus aller Welt präsentieren sich vor dem Eiffelturm.

„Danach geht es wohl noch zum Louvre, das wird bestimmt aufregend“, freut sich Fischer auf die ersten Tage in Paris. Am 1. September steht mit dem Kugelstoß-Wettkampf in der Klasse F40 dann seine Paradedisziplin auf der Tagesordnung.

Die 40 ist die Klasse der Kleinwüchsigen und umso kleiner die Zahl, desto schwerer die Behinderung. „Die Konkurrenz ist hart, und meine Schulter macht mir immer noch Probleme. Aber ich bin trotzdem zuversichtlich“, sagt Fischer.

Und selbst wenn es nicht für Edelmetall reichen sollte, sind die Paralympischen Spiele eine wichtige Veranstaltung: „Wir Parasportler wollen Vorbilder sein. Wenn sich ein Mensch mit Einschränkungen ermutigt fühlt, ist das wichtiger als eine Medaille. Dafür sind die Spiele da.“