Stuttgart – Der neue Mahle-Chef Jörg Stratmann kam für die Öffentlichkeit eher unerwartet auf den Chefsessel des viertgrößten deutschen Autozulieferers, weil sein Vorgänger Wolf-Henning Schneider zum Konkurrenten ZF nach Friedrichshafen wechselte. Stratmann gibt sich bei der Bilanzpressekonferenz in Stuttgart am Stammsitz unprätentiös. Er steht vor einer schwierigen Aufgabe. Denn er muss den Umbau des Konzerns weiter vorantreiben und zugleich sparen, weil die Zeiten wieder schwieriger werden.
Diesel-Krise und Handelskonflikte machen Mahle zu schaffen
Dem Stiftungsunternehmen machen die diversen Handelskonflikte und der schwächelnde Markt in China genauso zu schaffen, wie die Dieselkrise. Von letzterem ist vor allem das Werk im baden-württembergischen Rottweil betroffen. Hier werden von rund 900 Mitarbeitern Kolben für Nutzfahrzeuge und Autos hergestellt. Von dem dortigen Werk seien schon 50 Beschäftigte an den Standort Leibertingen versetzt worden. Dort werden Nockenwellen produziert. Noch betrifft der Sparkurs die Produktion nicht, sondern nur die Verwaltung und hier insbesondere den Stammsitz in Stuttgart.
Stammwerk in Stuttgart trifft es hart
Bis Ende 2020 kommenden Jahres sollen in und rund um Stuttgart rund 380 von 4300 Arbeitsplätzen wegfallen, wie Stratmann mitteilt. Der Abbau solle über Altersteilzeit und Aufhebungsverträge erfolgen. Bis Ende 2019 ist das aber sowieso ausgeschlossen, weil bis dahin in Deutschland eine Beschäftigungssicherung gilt. Diese will der Betriebsrat gerne bis zum Jahr 2025 verlängern.

Neuer Mahle-Chef nimmt Standorte unter die Lupe
Die Situation in den Werken in Deutschland sei nicht so, dass hier tiefgreifende Anpassungen notwendig seien, sagt er. Weltweit beschäftigt Mahle rund 79 600 Mitarbeiter, in Deutschland sind es gut 13 200. Die Frage, ob weitere Arbeitsplätze zur Disposition stehen, nennt Stratmann Spekulation, aber er will es auch nicht ausschließen. In der Produktion gelinge es bisher, Schwankungen über das Auslaufen befristeter Verträge und über Leiharbeit auszugleichen. In Deutschland gibt es aktuell 750 Verträge mit Leih- oder Wochenendarbeitern. Aber: „Jeder Standort muss nachhaltig zu unserer Strategie passen“, so Stratmann.
2018 sind die Mahle-Erlöse um 1,6 Prozent auf knapp 12,6 Milliarden Euro gesunken. Hier machten sich insbesondere ungünstige Effekte bei den Wechselkursen und der Verkauf eines Anteils an einem Gemeinschaftsunternehmens bemerkbar, dessen Umsatz wegfiel.
Der Konzern verkauft Firmenteil
Das Konzernergebnis fiel dafür mit 446 Millionen Euro mehr als viermal so hoch aus wie 2017 – vor allem auch wegen des Erlöses aus dem erwähnten Verkauf der Anteile an dem Zulieferer Hella Behr Plastic Omnium. Eine konkrete Prognose für das laufende Jahr wollte der Geschäftsführer nicht abgeben. „Zu viele Unsicherheiten prägen den Markt.“