Sandra Markert

Obwohl der neue Thermomix in diesem Jahr nach Umsatzrückgängen in den Vorjahren wieder für ein zweistelliges Wachstum auf dem deutschen Markt sorgt, wird die Produktion am Vorwerk-Stammsitz in Wuppertal zum Jahresende eingestellt.

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In China entsteht dafür derzeit eine neue Thermomix-Fertigung. Wichtige Fragen und Antworten:

  1. Warum wird der Thermomix nicht mehr in Wuppertal produziert? Wuppertal ist zwar der Stammsitz des Unternehmens Vorwerk, welches den Thermomix herstellt. Produziert wurde das Gerät für den europäischen Markt aber schon immer hauptsächlich in Frankreich. Lediglich einzelne Komponenten des Thermomix wie der Motor oder das Messer kommen aus Wuppertal – und das wird auch künftig so bleiben. „Als wir im Jahr 2014 mit dem Thermomix-Modell TM5 in den digitalen Bereich eingestiegen sind, haben wir eine enorm hohe Nachfrage erlebt und deshalb eine kleine zusätzliche Produktion in Wuppertal aufgebaut“, sagt Michael Weber, Unternehmenssprecher bei Vorkwerk. Dort seien etwa 25 Mitarbeiter beschäftigt gewesen und sehr kleine Stückzahlen gefertigt worden – etwa mit anderem Stecker oder anderer Stromspannung für das nicht europäische Ausland –, um das Stammwerk in Frankreich zu entlasten. „Nur diese zusätzliche Produktionslinie stellen wir jetzt ein“, sagt Michael Weber von Vorwerk.
  2. Warum wird ein neues Werk in China gebaut? Im vergangenen Jahr erzielte Vorwerk mit dem Thermomix in China einen Umsatz von rund 112 Millionen Euro, was etwa 10 Prozent des Gesamtumsatzes des Geschäftsbereichs entspricht. „Wir sehen auf dem asiatischen Markt für die Zukunft große Wachstumschancen“, sagt Michael Weber, Unternehmenssprecher bei Vorwerk. Denn der chinesischen Wirtschaft geht es schon seit vielen Jahren sehr gut, weshalb dort eine neue, sehr zahlungskräftige Oberschicht entstanden ist. „Und wir beobachten dort einen weiter steigenden Bedarf an gesunder Ernährung und den Wunsch nach internationaler Küche und internationalen Rezepten“, sagt Weber. Um den wachsenden asiatischen Markt künftig schneller beliefern zu können – bislang kommen die Geräte per Schiff aus Frankreich –, soll der Thermomix künftig vor Ort in Shanghai zusammengebaut werden „Das ist ökologisch wie ökonomisch sehr sinnvoll“, betont Weber. Auch das Wuppertaler Werk wird für die Produktion in Asien gebraucht: Es steuert wichtige Komponenten wie beispielsweise Messer und Motoren bei.
  3. Soll im chinesischen Werk auch für den europäischen Markt produziert werden? „Nein. Ganz Europa wird wie bisher auch von unserem Werk in Frankreich aus beliefert“, unterstreicht Weber. Für die Kunden in Europa und Deutschland ändere sich durch das neue Werk in China „rein gar nichts.“ Die Lieferzeiten blieben gleich, die Ansprechpartner ebenso und der Reparaturservice für die deutschen Kunden bleibe in Deutschland. Die asiatischen Kunden dagegen würden von asiatischen Mitarbeitern vor Ort beraten und betreut.
  4. Viele Firmen holen ihre Produktion inzwischen wieder aus Asien zurück. Vorwerk lagert sie jetzt aus. Ist das ungewöhnlich? „Nein. Der klare Trend geht zur Produktion im Absatzmarkt“, sagt Steffen Kinkel, Professor für Internationale Geschäfte an der Hochschule Karlsruhe und Experte für globale Produktion. Da die Lohnkosten in Asien in den letzten Jahren stärker gestiegen seien, wiege dieser Vorteil viele der Nachteile nicht mehr auf: die langen Transportwege und damit lange Lieferzeiten, Zollschwierigkeiten, Abstimmungsprobleme. „Für Europa produzieren viele Firmen deshalb inzwischen wieder in Europa und für den asiatischen Markt eben in Asien“, sagt Steffen Kinkel.