Herr Pöter, jahrelang lag die Solarbranche im Land am Boden. Grade jetzt, wo es wieder etwas aufwärts geht, droht ein neuer Rückschlag. Um was geht es?

Die Bundesregierung plant völlig unabgestimmt eine erhebliche Kürzung bei der Solarförderung. Das verunsichert sowohl die Investoren und Planer als auch Handwerker und Installateure, die die Anlagen aufstellen. Es gibt bereits erste Auftragsstornierungen in dem betroffenen Anlagensegment.

Welche Einschnitte sind geplant?

Die Förderung von mittelgroßen Solaranlagen, wie sie etwa auf Dächern von Industriebetrieben oder Supermärkten installiert werden, soll bereits zum Jahresbeginn 2019 um ein Fünftel gesenkt werden. Genau diese Anlagen machen etwa die Hälfte des jährlichen Solaranlagenneubaus aus. Würde der Markt hier einbrechen, würde das Schockwellen in die ganze Branche senden. Die Unternehmen brauchen einfach mehr Planungssicherheit. Zudem erreichen wir in Deutschland nach fünf Jahren im Jahr 2018 erstmals die politisch gewollten Zahlen für den Anlagenneubau. Eine Kürzung in der Situation ist nicht nachvollziehbar und ist gegen die Energiewende gerichtet.

Ist das nicht Schwarzmalerei? Immerhin werden in Deutschland bereits Solaranlagen ganz ohne staatliche Förderung errichtet?

Photovoltaik-Strom ohne Förderung zu produzieren, klappt dann, wenn der Strom direkt vermarktet wird ohne über das öffentliche Netz zu gehen. Das sind interessante Sonderfälle, die es auch in Zukunft verstärkt anzuschauen gilt. Die ganz überwiegende Mehrheit braucht jedoch die Einspeisevergütung, um rentabel zu sein.

Dennoch fahren Solarstromer unter den aktuellen Bedingungen mitunter zweistellige Gewinnspannen ein. Klagen Sie da nicht auf hohem Niveau?

Hier muss man unterscheiden zwischen der Rendite des Anlagenbauers und der Rendite des Betreibers. In dem von der Kürzung betroffenen Anlagensegment für mittelgroße und große Dachanlagen investieren Unternehmer auf Ihren Fabrikgebäuden oder Einkaufsmärkten. Mit einer Photovoltaik-Anlage binden diese Unternehmen viel Kapital für ein Jahrzehnt. Unter den jetzigen sehr guten Bedingungen investieren die Firmen noch in Ökoenergieanlagen, was sehr erfreulich ist. Mit der Kürzung wird das stark reduziert sein. Die Energiewende im Land würde dann weiter zurückgeworfen. Das gilt umso mehr, als dass es bereits im Jahr 2020 gar keine Förderung für Solaranlagen geben könnte.

Wieso das?

Nach neuesten Zahlen wird dann der Betrag von 52 Gigawatt Leistung erreicht, ab dem die Einspeisevergütung nicht mehr bezahlt würde. Dieses, zusammen mit der jetzt geplanten Kürzung, würde erhebliche Auswirkungen haben. Der 52-Gigawatt-Deckel muss daher weg.

Wie steht es um die Energiewende im Land?

Die gegenwärtigen Förderbedingungen benachteiligen Windenergieanlagen im Süden. Daran wurde im Entwurf für das neue Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) leider nichts geändert. Wenn jetzt auch beim Solarausbau die Axt angelegt wird, gerät auch die traditionell stärkste Säule der süddeutschen Energiewende ins Wanken. Damit verfehlen wir die Energiewendeziele und schwächen die dafür notwendige Branche. Eine Politik die die Energiewende – wie von der Mehrheit der Bürger gewünscht – vorantreibt, , sieht anders aus.

Lohnt sich die Solaranlage denn für Häuslebauer noch?

Diese, sehr kleinen, Solaranlagen sind von den aktuellen Kürzungsplänen nicht betroffen. Für Hausbesitzer lohnt es sich sogar zunehmend, Photovoltaik-Anlagen zu errichten, insbesondere, da sich die Systempreise sich weiter reduziert haben und Strom vom Versorger teurer wird. Als Sahnehäubchen erhöht sich die Rendite, wenn der selbst erzeugte Strom anteilig selbst verbraucht wird. Es ist ein schönes Gefühl an sonnigen und heißen Tagen den eigenen Strom vom Dach zu verbrauchen und sicher zu sein, dass kein Kohlekraftwerk für den eigenen Stromverbrauch die Atmosphäre weiter aufheizt.