Der Autozulieferer ZF bleibt auch unter seinem neuen Chef Wolf-Henning Scheider auf Kurs: Unter dem Nachfolger von Stefan Sommer, der das Unternehmen Ende 2017 im Streit verlassen hatte, steigerte der Stiftungskonzern seinen Umsatz im ersten Halbjahr um knapp 2 Prozent und reduzierte die Schulden weiter. Einzig beim Gewinn musste ZF einen kleinen Dämpfer hinnehmen. Das Ergebnis (Ebit) reduzierte sich von 1,2 Milliarden Euro auf knapp 1,1 Milliarden Euro. Für den Gewinnrückgang machte ZF vor allem Wechselkurseffekte und gestiegene Rohstoffpreise, unter allem für Aluminium und Stahl, verantwortlich.

Die Wechselkurseffekte machen sich bemerkbar

Auch beim Umsatz, der in der ersten Jahreshälfte 18,7 Milliarden Euro betrug, machten sich die Wechselkurseffekte bemerkbar. Wechselkursbereinigt und abzüglich von Zu- und Verkäufen hätte das Umsatzplus sogar 8 Prozent betragen. „Das starke Umsatzwachstum zeigt, dass wir die richtigen Produkte für die weltweiten Märkte anbieten“, sagte ZF-Chef Scheider.

ZF machte zuletzt knapp die Hälfte seiner Erlöse in Europa. Ein gutes Viertel war es in Nordamerika, auf gut 20 Prozent kam ZF in Asien – wobei die Wachstumsraten dort deutlich überdurchschnittlich ausfielen. Es gebe die klare Strategie, in China weiter zu wachsen, sagte ZF-Finanzchef Konstantin Sauer in einer Telefonkonferenz.

Auch beim Schuldenabbau macht ZF Fortschritte. So reduzierte der Konzern seinen Schuldenberg um 450 Millionen Euro. Gleichzeitig erhöhte ZF seine Eigenkapitalquote von 24 auf 26 Prozent. Die Schulden hatten sich im Zuge der Übernahme des US-Konkurrenten TRW im Jahr 2015 aufgehäuft.

Der Schuldenabbau verschafft ZF den finanziellen Freiraum, um noch mehr Geld in die Forschung und Entwicklung (F&E) zu investieren. So steigerte ZF seine F&E-Ausgaben innerhalb eines Jahres um 10 Prozent. "Schwerpunkte lagen dabei auf den Technologien für autonomes Fahren, Elektromobilität sowie Sicherheitstechnik", teilt ZF mit. Auch größere Übernahmen wären wieder denkbar. Vor allem beim autonomen Fahren habe man noch weiße Flecken, so Sauer. ZF werde sich aber nicht zum Fahrzeughersteller entwickeln. Auch in der fürs elektrische Fahren so wichtigen Batterientechnologie habe der Konzern keine Ambitionen.

Für das Gesamtjahr erwartet ZF einen Umsatz von 36,5 Milliarden Euro. „Auch wenn der Wind – besonders durch Beeinträchtigungen des freien Handels – im zweiten Halbjahr etwas rauer werden könnte, bleiben wir bei unserer Prognose“, sagt Sauer. Das Hauptaugenmerk im zweiten Halbjahr gelte der Ergebnisqualität. Sowohl in der Verwaltung als auch in der Produktion müsse man noch effizienter werden. Außerdem werde ZF einen Teil der gestiegenen Rohstoffpreise an seine Kunden weitergeben.

Das sagt ZF zu Schalke, Trump und Haldex

  1. Wie geht es mit dem ZF-Werk in Gelsenkirchen-Schalke weiter? Das Werk sollte eigentlich zum Jahresende geschlossen werden. Nun gibt es plötzlich doch wieder Hoffnung für die 350 Beschäftigen in Gelsenkirchen. "Wir versuchen, neue Wertschöpfung an den Standort Schalke zu bringen", sagte ZF-Finanzchef Konstantin Sauer. Ziel sei es, dem Werk doch noch "eine nachhaltige Zukunftsperspektive" zu geben, auch wenn dies eine "schwierige Herausforderung" sei. Die geplante Schließung des Werks hatte zuletzt für Unruhe im Unternehmen gesorgt. So hatte der Betriebsrat Widerstand gegen die Schließung angekündigt. "Die Renditeorientierung des Konzerns ist das Problem", sagte ZF-Betriebsratschef Achim Dietrich vor einigen Wochen im SÜDKURIER-Interview.
  2. Wie positioniert sich ZF im Handelsstreit zwischen der EU und den USA? Das Unternehmen blickt mit Sorge dem von US-Präsident Trump ausgehenden Protektionismus entgegen. "Vor allem Zölle auf Autos würden uns treffen", sagte Sauer. Er gehe aber davon aus, dass sich die Politik einige und ein Handelskrieg verhindert werden könne.
  3. Was hat ZF mit seinen Haldex-Anteilen vor? Dazu traf Sauer keine klare Aussage. "Wir halten uns alle Optionen offen", sagte er. ZF hält früheren Angaben zufolge etwa 20 Prozent der Haldex-Anteile. Ursprünglich wollte ZF den Bremsen-Spezialisten aus Schweden übernehmen, was dann aber scheiterte. Aktuell habe man aber keine "operativen oder strategischen" Aktivitäten bei Haldex geplant, so Sauer.
Thomas Domjahn