Die wirtschaftliche Lage der Firmen zwischen Schwarzwald, Alb und Bodensee hat sich im abgelaufenen Jahr deutlich verschlechtert. Man sei in einem konjunkturellen Tal. Die Geschäftserwartungen der Firmen seien überwiegend negativ, sagte Christoph Münzer, Hauptgeschäftsführer des Freiburger Industrieverbands WVIB, bei der Vorstellung der aktuellen Konjunkturumfrage des Verbands.

Insbesondere in Branchen wie dem Maschinenbau und der Automotive-Industrie nutzten Firmen verstärkt das Instrument der Kurzarbeit, um über sinkende Aufträge hinwegzukommen. Besonders in für Konjunkturzyklen anfälligen Sektoren sei das Instrument 2023 „ganz oft eingesetzt worden“, so Münzer.

Christoph Münzer vertritt als Hauptgeschäftsführer des WVIB die Interessen von mehr als Tausend Firmen im Süden Baden-Württembergs.
Christoph Münzer vertritt als Hauptgeschäftsführer des WVIB die Interessen von mehr als Tausend Firmen im Süden Baden-Württembergs. | Bild: WVIB

Holprig lief es nach WVIB-Daten vor allem bei Automobilzulieferern, der Elektrotechnik, Metallverarbeitern und Kunststoffbetrieben. Letztere litten den Angaben zufolge stark unter gestiegenen Energie- und Rohstoffpreisen, die sie im Markt nicht weitergeben konnten.

Nur ein Zehntel der Betriebe mit hoher Auslastung

Laut WVIB-Umfrage haben die südbadischen Firmen 2023 zwar ein kleines Umsatzplus von gut drei Prozent erzielt, durch die Inflation stelle sich das Erlöswachstum real aber bestenfalls als „Seitwärtsbewegung“ dar. Den Blick in die Zukunft trübt überdies, dass die Auftragseingänge mit gut vier Prozent im Jahresverlauf gegenüber dem Vorjahreszeitraum deutlich geschrumpft sind. „Das ist eine bittere Pille“, sagte Münzer. Eine Konsequenz: Nur noch ein Zehntel der befragten Firmen meldet für ihre Werke eine hohe Auslastung.

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Die Lage macht sich auch auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar. Für das Jahr 2023 haben 43 Prozent der Firmen eine sinkende Beschäftigung gemeldet. „Das hatten wir schon sehr lange nicht mehr“, so Münzer. Allerdings meldeten auch etwa gleich viele Unternehmen steigende Stellenzahlen. Es gebe keine Entlassungswellen, aber die Firmen warteten bei Einstellungen ab, sagte der WVIB-Hauptgeschäftsführer.

WVIB-Chef: Politik lässt Firmen allein

WVIB-Präsident Bert Sutter sagte, der Mittelstand fühle sich von der Politik alleingelassen. Das auf rund drei Milliarden Euro zusammengeschrumpfte Wachstumsbeschleunigungsgesetz der Bundesregierung nannte er angesichts bereits bewilligter Einzelsubventionen in Milliardenhöhe für US-Chipfirmen ein „peinliches Nasenwasser“. Welches Aufbruchssignal dadurch für die Betriebe entstehen solle, sei ihm schleierhaft, sagte Sutter, der selbst eine Medizintechnikfirma führt.

Bert Sutter ist Präsident des Industrieverbands WVIB und führt den Medizintechnikhersteller Sutter.
Bert Sutter ist Präsident des Industrieverbands WVIB und führt den Medizintechnikhersteller Sutter. | Bild: WVIB

Hoffnung macht den WVIB-Chefs, dass sich die Firmen in der aktuellen Umfrage über die Zukunft etwas optimistischer äußerten als noch vor einem Vierteljahr. So geben knapp die Hälfte der Betriebe an, dass es spätestens im zweiten Halbjahr 2024 wieder aufwärts gehen könnte.

Hoffnung mache zudem, hieß es weiter, dass die Lieferketten wieder weitestgehend intakt und die Zinsen auf einem Niveau seien, sodass Investitionen nicht abgewürgt würden. Einige Branchen, etwa die Medizintechnik, profitierten derzeit durch ihren hohen Exportanteil zudem von der guten Konjunktur in den USA und in Südeuropa.