Glücklich, wer ein Grundstück hat, um darauf ein Häuschen zu bauen. Aber ist das wirklich so? Selten standen Bauherren vor so unsicheren Zeiten. Seit die Corona-Krise die weltweite Arbeitsteilung aufgebrochen, die Märkte durcheinander gewirbelt und Lieferketten durchschlagen hat, steigen die Preise für Baustoffe – vom Nagel über Fugenkleber bis hin zu Beton. Im vergangenen Jahr erhöhten sie sich im Durchschnitt so stark wie noch nie seit Gründung der Bundesrepublik. Massivholz für Dachstühle, Sparren und Balken verteuerte sich innerhalb eines Jahres um satte 77 Prozent. Schnöde Dachlatten wurden um zwei Drittel teurer. Stahl um die Hälfte.
Neuer Preis-Schock wegen Ukraine-Krieg
Aktuell droht durch die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine eine neuerliche Preiswelle. „Durch den Ausfall von Rohstofflieferungen und Arbeitskräften sind indirekte Auswirkungen auf die deutschen Importe von Holzprodukten, Möbeln und Möbelteilen aus den Nachbarländern der Ukraine, wie Polen, Slowakei, Ungarn und Rumänien, zu befürchten“, sagte jüngst der Geschäftsführer des Deutschen Holzwirtschaftsrates, Denny Ohnesorge. Zudem ist durch die Sanktionen gegen Russland der weltgrößte Holzexporteur von Teilen des Welthandels ausgeschlossen, und auch das wird den Preisauftrieb beschleunigen.

Wahrscheinlich ist das Kostendebakel aber noch gar nicht einmal das Schlimmste. Denn im Moment herrscht große Unklarheit über die Frage, welche Form des Wohnens von der Politik als zukunftsträchtig eingestuft und damit auch in den kommenden Jahren staatlich gefördert wird. „Ich will den Systemwechsel“, sagte Baden-Württembergs Bauministerin Nicole Razavi Ende Februar im Gespräch mit unserer Zeitung. Man müsse bei der Förderung von Häusern „weg von einer Fokussierung auf die Dämmung, sowohl bei Sanierungen, als auch bei Neubauten“, so die CDU-Politikerin, die zugleich Vorsitzende der deutschen Bauministerkonferenz (BMK) ist.

Kurz zuvor hatte das grün geführte Bundeswirtschaftsministerium große Teile der staatlichen Förderung von energieeffizienten Neubauten gestoppt und damit die bestehenden Finanzierungen tausender Bauherren zunichte gemacht. Nach Protesten und einer staatlichen Geldspritze von fast zehn Milliarden Euro sind die entsprechenden Programme der Förderbank KfW zwar mittlerweile wieder aufgenommen worden. Wie die postulierte „rasche Neuausrichtung“ der Effizienzförderung aussehen könnte, ist aber noch immer nicht geklärt.
Gasheizung oder Wärmepumpe?
Damit stehen Häuslebauer vor konkreten Fragen: Lieber eine Wärmepumpe einbauen oder doch auf die Gas-Brennwertheizung setzen? Eher das Haus stark dämmen oder lieber voll auf eine möglichst autarke Energieversorgung mit Photovoltaik, Solarthermie und Speicher über das ganze Jahr hinweg setzen? Solche Entscheidungen sind durchaus relevant, denn je nach eingesetzter Technologie schießt der Staat tausende, wenn nicht zehntausende Euro bei Sanierung oder Neubau zu.
Wer beispielsweise seine alte Ölheizung durch Holzpellets ersetzt, kann auf staatliche Zuschüsse in Höhe von bis zu 45 Prozent der Gesamtinvestition bauen. Ziel dabei ist es, den CO2-Ausstoß von Gebäuden bis 2030 um fast die Hälfte zu senken. Bis 2045 soll der Gebäudesektor komplett klimaneutral sein – eine Billionen Euro schwere Aufgabe, für die nur wenig Zeit bleibt.

Daher macht auch die EU Druck. Ende 2021 hat die EU-Kommission ihre Grüne-Gebäude-Richtlinie vorgestellt. Danach sollen die größten Energiefresser im Gebäudebestand – Häuser der Klasse G – bis 2030 auf Vordermann gebracht werden. Bis 2030 sollen sie Effizienzklasse F, bis 2033 sogar Klasse E erreichen. Ein Mammutprojekt, dass Millionen von Immobilien betrifft. Wer dafür aufkommen soll, ist bislang noch völlig ungeklärt.