„Wie, ich darf meinen Ofen bald nicht mehr benutzen?“ Nur noch selten reagieren die Kunden von Schornsteinfeger Volker Jobst überrascht, wenn er bei der Feuerstättenschau auf das baldige Aus eines Gerätes hinweist. „Häufig sind es Menschen, die kürzlich ein Haus gekauft haben und darauf vom Verkäufer nicht hingewiesen wurden“, so Jobst, der in der Region Wiesloch im Rhein-Neckar-Kreis arbeitet.
Denn die Regelungen, welche älteren Kaminöfen wann nicht mehr oder nur noch mit Filteranlagen betrieben werden dürfen, die gibt es seit dem Jahr 2010 – und seitdem weisen die Schornsteinfeger auch regelmäßig darauf hin. Viele Feuerstätten mussten bereits nachgerüstet oder ausgetauscht werden. Zum 31.12.2024 trifft es nun eine weitere Ofengeneration.
„Wir gehen davon aus, dass davon noch rund 300.000 Feuerstätten in Baden-Württemberg betroffen sind“, sagt Volker Jobst, der auch als Sprecher des Landesinnungsverbandes des Schornsteinfegerhandwerks Baden-Württemberg tätig ist.
Deutschlandweit schätzt der Zentralverband Sanitär Heizung Klima, dass noch rund 3,5 Millionen Öfen die Vorgaben der Regelungen nicht erfüllen. Das müssen betroffene Ofenbesitzer wissen.
Warum gibt es die Regelungen überhaupt?
Das Heizen mit Holz verursacht Emissionen. Dem Umweltbundesamt zufolge sind die Werte bei alten Öfen besonders hoch. Im Bundesimmissionsschutzgesetz wurden deshalb zulässige Grenzwerte für die Feinstaubbelastung definiert. Der Feinstaub, der bei der Verbrennung von Holz entsteht, kann die Atemwege angreifen und zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen.
Erfüllen sogenannte Einzelraumfeuerungsanlagen (wie Kamine, Pelletöfen, Kachelöfen, Koksöfen) diese definierten Grenzwerte nicht, müssen sie stillgelegt, mit einem Partikelfilter nachgerüstet oder ausgetauscht werden.
Welchen Öfen droht zum Jahresende das Aus?
Betroffen sind alle Holz- und Kaminöfen, die zwischen dem 1. Januar 1995 und dem 21. März 2010 in Betrieb genommen worden sind – und den gesetzlich vorgegebenen Emissionswerten nicht entsprechen.
Wie findet man heraus, ob der eigene Ofen betroffen ist?
Das Alter der Anlage verrät ein Typenschild, welches am Ofen angebracht ist. Ist dieses nicht mehr vorhanden, müssen Ofenbesitzer mithilfe von Messdaten des Schornsteinfegers oder einer Bescheinigung des Herstellers nachweisen, dass ihr Ofenmodell die Schadstoffgrenzen einhält.
Es gibt auch eine Datenbank des Industrieverbands Haus-, Heiz- und Küchentechnik (HKI) und weiterer Verbände, in der man die Werte vieler Ofenmodelle finden kann (www.cert.hki-online.de).
Gibt es Ausnahmen von dieser Stilllege-Regelung?
Ja, das Bundesimmissionsschutzgesetz sieht folgende Ausnahmen vor: historische Öfen und Kamine, die vor 1950 errichtet oder herstellt wurden; Heizungen, die die einzige Wärmequelle des Hauses darstellen; offene Kamine, die nur sehr selten benutzt werden (an maximal acht Tagen im Monat für höchstens fünf Stunden); Herde und Backöfen mit einer Wärmeleistung von unter 15 Kilowatt, die nur privat verwendet werden; Kachelöfen (sog. Grundöfen), die eine besondere Rauchgasführung und einen Staubabscheider haben.
Alten Ofen stilllegen, umrüsten oder austauschen: Was empfehlen Schornsteinfeger?
„Das kommt stark auf die Lebenssituation und die Nutzung an“, sagt Schornsteinfeger Volker Jobst. Ein 80-jähriges Ehepaar, welches seinen Ofen nur wenige Male im Winter nutze, werde sich vermutlich für eine Stilllegung entscheiden. Jüngere Familien, die viel mit einem Ofen heizen dagegen eher für eine Neuanschaffung. „Beim Nachrüsten mit einem Partikelfilter muss man einfach wissen, dass der Ofen alt bleibt“, sagt Volker Jobst. Das bedeutet: Vielleicht gibt es bald keine Ersatzteile mehr dafür.
„Außerdem sind neue Öfen einfach sehr viel effizienter. Ich brauche viel weniger Holz.“ Gerade wer viel mit dem Ofen heize, spüre hier auch schnell die finanziellen Vorteile. Das Umweltbundesamt rät unabhängig von den gesetzlichen Regelungen ohnehin dazu, einen Ofen spätestens nach 15 Jahren zu tauschen.
Hohe Emissionen entstehen nicht nur durch einen alten Ofen, sondern auch durch die falsche Nutzung. Was gibt es hier zu beachten?
„Die Bedienpersonen haben eine große Verantwortung für den sauberen Ofenbetrieb. Oft fehlt die notwendige Sachkunde und Fehlermöglichkeiten gibt es zuhauf“, sagt Hans Hartmann, der als Abteilungsleiter Biogene Festbrennstoffe beim Technologie- und Förderzentrum für Nachwachsende Rohstoffe in Straubing arbeitet. Dort wurden die Auswirkungen unterschiedlicher Bedienvarianten von Kaminöfen und Heizfehler praxisnah untersucht.
Was sind die häufigsten Fehler beim Heizen mit Holz im Ofen?
Die häufigsten Fehler sind zu feuchtes Holz, zu lange Scheite, illegale Holzabfälle, falsches Anzünden, falsche Luftklappeneinstellungen oder ein falscher Nachlegezeitpunkt – all das erhöht den Schadstoffausstoß der Untersuchung zufolge enorm.
Wie macht man möglichst schadstoffarm Feuer?
Damit die Verbrennung im Ofen optimal läuft, braucht es möglichst schnell hohe Temperaturen. Diese erreicht man Hartmann zufolge, indem man die richtige Menge Holz (steht in der Bedienungsanleitung des Ofens) sorgfältig kreuzweise aufstapelt – oben mit genügend Anfeuerholz – und dann von oben her mit Anzündern (kein Zeitungspapier) anzündet. Beim ersten Anfeuern sollten alle Zuluft-Öffnungen offen sein.
„Spätestens nach dem ersten Nachlegen wird aber meist keine Rost-Luft mehr benötigt“, sagt Hans Hartmann. Vergisst man jedoch, diese zu schließen, erhöhe sich der Schadstoffausstoß gegenüber einem ordnungsgemäßen Betrieb dramatisch. Außerdem geht so unnötig viel Heizwärme über den Kamin verloren. Sobald der Kaminofen wieder kalt ist, werden alle Luftöffnungen wieder geschlossen. Bei Öfen mit einer automatischen Luftsteuerung wird die richtige Luftzufuhr von selbst geregelt.
Was kostet Brennholz gerade?
Laut den aktuellsten Zahlen des Statistischen Bundesamtes sind die Preise für Brennholz derzeit um 20 Prozent günstiger als noch ein Jahr zuvor. Dieser Zahl schließt sich auch der Bundesverband Brennholzhandel und Brennholzproduktion an, weist jedoch auf starke regionale Unterschiede hin.
Der Preis für einen Schüttraummeter Buche liege derzeit in größeren Vollerwerbsbetrieben zwischen 120 und 160 Euro. Wer günstigeres Holz beziehen möchte, sollte dem Verband zufolge auch mal auf anderes Holz als immer nur auf Buche setzen. Weich- und Nadelholz (Fichte und Kiefer etwa 90 Euro pro Schüttraummeter) brenne beispielsweise schneller an als Buche, diese wiederum sei dafür gut zum Nachlegen geeignet, um das Feuer zu halten. Birkenholz (etwa 130 Euro) sorgt für ein schönes Flammenbild.