Heizen ist teuer geworden. Gleichzeitig liegt überall im Wald Holz herum, welches offensichtlich keiner aufsammelt. Bares Geld für jeden Ofenbesitzer. „Wäre es denn in Ordnung, wenn ich da mit meinem Handkarren losziehe und das einsammle?“ Mit dieser Bitte hat kürzlich ein Mann bei Martin Roth angerufen, Förster im Forstrevier Meersburg.

Einen Arm voll Holz mitnehmen, ist erlaubt

„Grundsätzlich ist das erst einmal nicht erlaubt“, stellt Roth klar. Man darf aus dem Wald einen sogenannten Handstrauß Holz mit nach Hause nehmen, das ist aufgelesenes Holz, was sich unter den Arm klemmen lässt. Alles was darüber hinausgeht, ist Diebstahl. So zumindest definieren die Förster im Bodenseekreis und im Kreis Konstanz den „ortsüblichen Umfang“ für das Sammeln von Leseholz, wie ihn das Landeswaldgesetz gestattet.

„Ortsüblich kann woanders auch die mit einem kleinen Handwagen zu transportierende Menge sein, jedoch nicht mehr“, sagt Sebastian Schreiber, Sprecher des Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg.

Der Meersburger Förster Martin Roth setzt auf Aufklärung, wenn jemand im Wald Holz mitnimmt.
Der Meersburger Förster Martin Roth setzt auf Aufklärung, wenn jemand im Wald Holz mitnimmt. | Bild: Sandra Markert

Weshalb auch Förster Roth den Anrufer mit seinem Handkarren losziehen ließ. „Es ist auf jeden Fall gut, wenn die Leute anrufen, und dann kann man das besprechen. Ich will wissen, wer in meinen Wäldern wo unterwegs ist.“ Und dabei eben auch kein Holz stiehlt, welches jemandem gehört.

Profi-Holzdiebe werden zum Problem

Denn Holzdiebe machen den Förstern in Baden-Württemberg nicht erst zu schaffen, seit die Energiepreise in den vergangenen Monaten so explodiert sind und die Verbraucher, die einen Ofen haben, vermehrt aufs Feuermachen setzen. Im Staatswald, welcher ein Viertel der Waldfläche in Baden-Württemberg ausmacht und von der Forst Baden-Württemberg (Forst BW) bewirtschaftet wird, verschwinden immer wieder ganze Lkw-Ladungen Holz. „Erst kürzlich wurde wieder eine Ladung Fichte-Stammholz im Wert von 2500 Euro entwendet“, sagt Ministeriumssprecher Schreiber.

Wer Holznachschub für Kamin und Ofen kaufen möchte, findet derzeit im Handel kaum günstige Angebote.
Wer Holznachschub für Kamin und Ofen kaufen möchte, findet derzeit im Handel kaum günstige Angebote. | Bild: Christin Klose, dpa

Einsatz von GPS-Sendern gegen Holz-Diebstahl im Wald

Konkrete Zahlen über den Umfang der Diebstähle werden von der Forst BW nicht genannt. Wie bedeutend das Thema ist, zeigt aber die Tatsache, dass künftig sogenannte Forsttracker eingesetzt werden sollen. „Dazu werden in den Holzpoltern spezielle GPS-Sender platziert. Beim Verladen lösen diese Transponder ein Signal aus“, erklärt Schreiber. Das Forstpersonal wird so informiert und kann vor Ort klären, ob der Transport dieses Holzes illegal ist und gegebenenfalls die Polizei verständigen.

Auch im Waldgebiet, welches Förster Roth rund um Meersburg betreut, werden jedes Jahr 30 bis 50 Kubikmeter Holz gestohlen. „Bei den 10.000 Kubik Holz, die in diesem Gebiet gemacht werden, ist das aber ein bescheidener Umfang“, sagt Roth. Ähnliches berichtet Walter Jäger, Amtsleiter des Kreisforstamtes im Landkreis Konstanz. „Die Kollegen äußern aber die Sorge, dass das künftig mehr werden könnte.“

Heizen wird teurer. Viele Menschen suchen daher nach günstigen Alternativen.
Heizen wird teurer. Viele Menschen suchen daher nach günstigen Alternativen. | Bild: Fabian Sommer, dpa

Der Grund ist die gestiegene Nachfrage nach Brennholz. In den vergangenen Jahren hat diese dem Bundesverband Brennholz zufolge deutschlandweit um rund ein Drittel zugelegt. „Leute im Homeoffice haben mehr mit Holz geheizt, dann kamen die gestiegenen Kosten für Öl und Gas und jetzt noch der Ukraine-Krieg“, sagt Klaus Egli vom Bundesverband Brennholz.

Der Preis fürs Holz sei in den letzten drei Jahren dennoch sehr stabil geblieben, was die Attraktivität weiter steigert. „Heizen mit Holz ist im Vergleich zu Gas oder Öl derzeit um ein Drittel preiswerter“, sagt Egli. Die Einkaufspreise für Buchenholz und andere Laubhölzer sind jetzt aber deutlich angestiegen. „Eine Erhöhung der ofenfertigen Brennholzpreise wird sich daher nicht vermeiden lassen“, so Egli.

Holzversorgung ist sicher

Noch könnten alle Bestandskunden mit Holz versorgt werden und bräuchten sich keine Sorgen zu machen. „Bevor ich mir jetzt neu einen Kaminofen einbaue, würde ich mich aber darum kümmern, woher ich das Holz bekomme“, betont Egli. Zumindest aber müsse man sich darauf einstellen, dass man vielleicht nicht mehr immer das beliebte Buchenholz bekäme, sondern Nadelholz. „Hier ist noch genügend Sturmholz und Käferholz verfügbar.“

Brennholz im Ofen. Kleinteile in geringen Mengen aus dem Wald aufzusammeln, ist kein Problem.
Brennholz im Ofen. Kleinteile in geringen Mengen aus dem Wald aufzusammeln, ist kein Problem. | Bild: Monique Wüstenhagen

Die Menge Holz, die in Deutschland als heimisches Brennholz zur Verfügung steht, ist streng begrenzt. Es darf jährlich nur so viel geschlagen werden, wie durch Aufforstung auch wieder nachwachsen kann. „Da haben wir auch bei den Waldstücken von Privatleuten ein Auge drauf“, sagt Förster Roth. Außerdem steht Brennholz nicht von jetzt auf gleich zur Verfügung, muss es doch nach dem Schlagen mindestens ein Jahr trocknen.

Ukraine-Krieg treibt Holznachfrage

Auch im Revier von Klaus Roth hat sich die Nachfrage nach Brennholz mit dem Ukraine-Krieg verdoppelt. „Noch können wir das aber bedienen“, sagt Roth und gibt damit auch die Einschätzung seiner Kollegen in den umliegenden Forstrevieren wieder.

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Wer angesichts der gestiegenen Energiepreise beim Brennholz sparen möchte, für den hat Roth noch einen Tipp jenseits der Kleinstmengen-Sammlung: In den meisten Forstrevieren werden sogenannte Reißschläge ausgewiesen. Das sind Holzabschnitte, in denen der zuständige Förster bereits Holz gemacht, aber noch nicht aufgeräumt hat. Gegen einen kleinen Obolus darf hier am Rand gelagertes, aussortiertes Rundholz aufbereitet oder im Wald liegen gebliebenes kleingesägt werden. „Voraussetzung ist ein einfacher Motorsägen-Schein, Schutzkleidung und aus Sicherheitsgründen darf man nicht allein arbeiten“, sagt Klaus Roth.