Angesichts explodierender Heizkosten sparen die Deutschen kräftig Gas. In vielen Privathaushalten funktioniert das auch deswegen so gut, weil dort ein Kaminofen im Wohnzimmer steht, der nun eben häufiger brennt. Wer abends spazieren geht, kann das vielerorts riechen. Ist das gesund? Muss man es hinnehmen, wenn Nachbars Kamin qualmt? Die wichtigsten Fakten zum Heizen mit Holz.
Nimmt die Feinstaubbelastung zu, seit mehr mit Holz geheizt wird?
Fakt ist, dass Kaminöfen Feinstaub produzieren. Studien unter anderem der Uni Rostock zeigen: Beim Heizen mit Holz entstehen feine Partikelchen, die in die Lunge eindringen und schwere Krankheiten auslösen können. Dieser Feinstaub aus der Holzverbrennung ist so schädlich wie der Feinstaub aus dem Straßenverkehr – und liegt mengenmäßig laut Umweltbundesamt sogar über den Auspuffemissionen.
Mehr als elf Millionen Kaminöfen stehen in den deutschen Wohnzimmern. Schaut man sich die Verkaufszahlen für Brennholz an, ist zu erwarten, dass sie diesen Winter sehr rege in Betrieb genommen werden. Wer abends in Wohngebieten unterwegs ist, riecht das bereits.
Mit konkreten Messdaten belegen lässt sich eine höhere Feinstaubbelastung aber noch nicht. „Hierfür braucht man längere Beobachtungszeiten und Vergleichsperioden“, sagt Barbara Hoffmann, Umwelt-Epidemiologin an der Uni Düsseldorf. Solche Werte gibt es für die vergangenen Jahre beim Umweltbundesamt.
Was zeigen die Feinstaubdaten aus den letzten Jahren?
„Diese zeigen, dass die Feinstaubbelastung insgesamt und auch aus der Holzfeuerung seit Jahren stetig abnimmt“, sagt Hans Hartmann, der als Abteilungsleiter Biogene Festbrennstoffe beim Technologie- und Förderzentrum für Nachwachsende Rohstoffe in Straubing arbeitet.
Da es bundesweit aber nur 200 Messstellen für den sehr feinen Staub gibt, sind flächendeckende und rechtssichere Messungen schwer leistbar, zumal sie häufig nur Jahresmittelwerte messen.
Sind Kaminöfen umweltfreundlicher geworden in den letzten Jahren?
Ein Kaminofen ist umso umweltfreundlicher, je weniger Feinstaub und Kohlenstoffmonoxid er ausstößt. Die gesetzlichen Anforderungen an die Hersteller für die Grenzwerte sind strenger geworden, moderne Öfen sind technisch heute so konzipiert, dass die Verbrennung sauberer funktioniert. Verbraucher müssen technisch veraltete Geräte austauschen, nachrüsten oder stilllegen. Weitere Verschärfungen werden diskutiert.
Allerdings – und das ist der große Kritikpunkt von Umweltorganisationen: Auch die Grenzwerte von modernen Öfen werden nur unter Idealbedingungen und bei optimaler Bedienung im Labor gemessen und geprüft.
„Verbrennt jemand Milchkartons oder feuchtes Holz in seinem Kamin, kontrolliert das niemand“, sagt Martin Bentele vom Deutschen Energieholz- und Pellet-Verband.
Das größte Problem beim Heizen mit dem Schwedenofen ist also der Verbraucher?
„Ja. Hier fehlt oft die notwendige Sachkunde und Fehlermöglichkeiten gibt es zuhauf“, sagt Hans Hartmann. Er befürchtet, dass dieses Problem diesen Winter noch zunehmen wird, weil nun auch viele Leute wieder mit Holz heizen, die noch keine oder nur wenig Übung darin haben – oder die ungeeignete Brennstoffe verbrennen.
Das Technologie- und Förderzentrum für Nachwachsende Rohstoffe (TFZ) hat die Auswirkungen unterschiedlicher Bedienvarianten von Kaminöfen und Heizfehler praxisnah untersucht.
Welche Fehler deckten diese Untersuchungen auf?
Zu feuchtes Holz, zu lange Scheite, illegale Holzabfälle, falsches Anzünden, falsche Luftklappeneinstellungen oder ein falscher Nachlegezeitpunkt erhöhen den Schadstoffausstoß enorm – und könnten vor allem vermieden werden.
So gelingt richtiges Holzheizen
„Die Bedienpersonen haben eine große Verantwortung für den sauberen Ofenbetrieb. Wer hier lernbereit ist und sich ständig selbst überprüft, kann einen modernen Kaminofen aber ohne schlechtes Gewissen betreiben“, so die Meinung von Hans Hartmann.
Beim Nachbar raucht und stinkt es ständig aus dem Kamin. Kann man da was machen?
Schwarzer Rauch, der unangenehme riecht, kann ein Anzeichen dafür sein, dass ein Kaminofen falsch betrieben wird. Haus und Grund, der Zentralverband der deutschen Haus-, Wohnungs- und Grundeigentümer empfiehlt, zunächst das Gespräch mit dem Nachbarn zu suchen.
Hilft das nichts, kann man einen Schornsteinfeger einschalten. Dieser prüft dann, ob die gesetzlichen Vorgaben eingehalten werden. Ist dies der Fall und der Nachbar fühlt sich dennoch belästigt, hilft nur eine Klage vor Gericht.

Auch Pelletheizungen verbrennen Holz. Wie problematisch ist das?
Pelletheizungen wurden entwickelt, um das Heizen mit Holz so komfortabel und automatisiert zu ermöglichen wie bei einer Gas- oder Ölheizung. Da die Pellets zertifiziert werden müssen, sind die Qualität vom Holz oder die Feuchtigkeit immer gleich. Fehler durch eine falsche Bedienung sind eigentlich nicht möglich.
Das alles führt dazu, dass sie Hans Hartmann zufolge im Durchschnitt sauberer verbrennen als Kaminöfen. Hinzu kommt, dass die Feinstaubwerte vom Kaminkehrer jährlich kontrolliert werden – anders als beim Kaminofen. Der Einbau von Pelletheizungen wird aber seit August nur noch mit einem Zuschuss in Höhe von maximal 35 Prozent gefördert.