Leere Regale in Supermärkten sorgen in deutsch-Schweizer Grenzgebiet für Verunsicherung. Am Wochenende und zu Wochenbeginn war die Lebensmittelversorgung in mehreren Supermärkten in der Deutschschweiz eingeschränkt. Einzelne Obstsorten, etwa Bananen, aber auch Gemüse, waren vergriffen. „In zwei Supermärkten in Kreuzlingen ist einfach nichts mehr dagewesen“, berichtete ein Leser des SÜDKURIER. Auch im benachbarten Tägerwilen sei die Lage nicht anders gewesen.

Eine Sprecherin der betroffenen Coop-Supermärkte sprach gegenüber unserer Zeitung von „einem Einzelfall„. „Generelle Engpässe waren und sind bei Coop kein Thema.“ Die Nachfrage nach Produkten des täglichen Bedarfs sei auf einem hohen Niveau stabil. Coop verfüge über genügend Vorräte.
Supermärkte kalt erwischt
Einen Zusammenhang zwischen der Versorgungssituation mit Lebensmitteln in der Schweiz und den aktuellen Corona- und Grenzübertrittsregelungen zwischen Deutschland und der Schweiz bestätigte die Coop-Sprecherin nicht. Die Kundesfrequenz in den eigenen Supermärkten bewege sich „im normalen Rahmen“.

Indes ist klar, dass sich die letzten Einschränkungen im Grenzverkehr zwischen Deutschland und der Schweiz auch auf das Einkaufsverhalten auswirken. Seit 23. Dezember ist der Schweizer Einkaufstourismus in Deutschland stark eingeschränkt.
Wer als Schweizer in Deutschland Lebensmittel einkaufen will, muss entweder danach in Quarantäne oder braucht zusätzlich einen triftigen Grund. Auf dem Weg zur Arbeit kurz zum Einkaufen nach Deutschland fahren bleibt also möglich, reiner Einkaufstourismus wird dagegen stark erschwert. Als Folge hat sich die Nachfrage nach Lebensmitteln wieder stärker zurück in die Schweiz verlagert.
Vereinzelt Ausverkäufe in der Schweiz
Einige Supermärkte hat die Entwicklung wohl kalt erwischt. Das veränderte Konsumentenverhalten habe in den vergangenen Tagen „vereinzelt immer wieder zu vorübergehenden Ausverkäufen“ geführt, sagte eine Sprecherin des Berner Bundesamts für wirtschaftliche Landesversorgung (BWL) unserer Zeitung. In solchen Fälle dauere es eine Weile, bis sich die Logistik darauf eingestellt habe. Eine allgemein angespannte Versorgungssituation sei aber nicht zu beobachten, sagte die BWL-Sprecherin.
Um einer drohenden Unterversorgung entgegenzuwirken hat die Schweiz außerdem zu einer bereits im vergangenen Frühjahr angewendeten Notmaßnahme gegriffen. Über das Jahresende wurde das Nacht- und Sonntagsverbot für LKW aufgehoben. Das erhöht die Reaktionsfähigkeit der Lebensmittelbranche auf sich abzeichnende Knappheiten.
Schweizer bringen im Normalfall Milliarden nach Deutschland
In normalen Zeiten sind Schweizer Einkaufstouristen Alltag auf der deutschen Seite der Grenze. Jährlich kaufen und konsumieren sie entlang der deutsch-Schweizer Grenze nach Berechnungen der IHK Hochrhein-Bodensee rund 1,5 Milliarden Euro. Es lockt das deutlich niedrigere Preisniveau auf deutscher Seite sowie die Möglichkeit, sich die Mehrwertsteuer beim Grenzübertritt im Normalfall zurückerstatten zu lassen.