Haltet durch. Es wird nicht leicht, aber das Ergebnis wird am Ende historisch sein“, schrieb Donald Trump Ende vergangener Woche seinen Unterstützern auf der Plattform Truth Social. Der US-Präsident hat recht: Was er gerade in Sachen Wirtschaft auf internationaler Bühne anzettelt, ist historisch. Historisch gefährlich.

Trumps Zoll-Hammer: Eher schwarzer Tag als „Tag der Befreiung“

Über den ganzen Globus hinweg hat seine erratische Zollpolitik ein Börsenbeben ausgelöst. Nach der Ankündigung seiner Pläne vergangenen Mittwoch im Rosengarten des Weißen Hauses brachen die Kurse an der Wall Street um mehr als zehn Prozent ein. Auch in Asien und Europa rutschten Aktien auf breiter Front ab. Und am Montag ging es munter weiter.

Zu Handelsbeginn stürzte der deutsche Leitindex Dax zeitweise um zehn Prozent ab. Zusammen mit Verlusten aus der Vorwoche liegt Deutschlands wichtigstes Börsenbarometer damit etwa 2300 Punkte im Minus. Trumps selbst ausgerufener „Tag der Befreiung“ reiht sich damit ein in die schwärzesten Börsen-Tage: den 11. September 2001, die Lehmann-Pleite 2008 und den Beginn der Corona-Pandemie 2020.

Containerschiffe werden am Containerterminal Burchardkai (CTB) im Hamburger Hafen abgefertigt. Der Welthandel droht einen herben Dämpfer ...
Containerschiffe werden am Containerterminal Burchardkai (CTB) im Hamburger Hafen abgefertigt. Der Welthandel droht einen herben Dämpfer zu bekommen. Grund ist Trumps Zollpolitik | Bild: Marcus Brandt, dpa

Die Hoffnung vieler Beobachter, Trumps Wüten würde sich vornehmlich auf den Bereich des Politischen beschränken und die Wirtschaft aussparen, ist damit jäh geplatzt. Klar ist vielmehr: Trumps Präsidentschaft zielt nicht nur auf die Zerstörung der demokratischen Ordnung, der Gewaltenteilung, der Gleichberechtigung, der Meinungs- und Wissenschaftsfreiheit, sondern nimmt auch die westliche Wirtschaftsordnung ins Visier.

In frühkapitalistischer Manier eines absolutistischen Herrschers schottet er die USA mit Handelsbarrieren ab, um sich unliebsame Konkurrenz vom Hals zu halten und daheim für Wachstum und Beschäftigung zu sorgen. Damit wirft er nicht nur 200 Jahre ökonomische Theorie über den Haufen, sondern auch den gesunden Menschenverstand.

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Das Leitbild des Anti-Globalisierers Trump ist die Autarkie

Das Leitbild des Anti-Globalisierers Trump ist die Autarkie. Genauso wie er in politischen Angelegenheiten auf Partner pfeift, glaubt er das auch in Wirtschaftsfragen tun zu können. So einfach wie der Präsident ist die moderne Arbeitsteilung aber nicht gestrickt. Im Zeitalter der Globalisierung hängt alles mit allem zusammen. Produktionsstandorte, Lieferketten und Patente sind heute global organisiert.

Das Auto aus US-Produktion läuft eben nicht vom Band, wenn der Airbag aus Japan oder das Wälzlager aus Deutschland fehlt. Und die Waschmaschinen, LED-Fernseher oder Jeans, deren Produktion Trump so gerne in die Vereinigten Staaten zurückholen will, werden dort wahrscheinlich niemals zu akzeptablen Preisen produziert werden, weil es in China, der Türkei oder in Bangladesch einfach viel billiger geht.

Exportgut US-Rindfleisch: Warum nur isst das Ausland zuwenig davon?
Exportgut US-Rindfleisch: Warum nur isst das Ausland zuwenig davon? | Bild: Juan Garff, dpa

Trumps einzige Antwort auf diese Herausforderungen sind Durchhalteparolen wie die oben zitierte oder jene von der bitteren Medizin, die man eben erst einmal einnehmen müsse, bevor die Dinge geheilt werden könnten.

Selbstsicher in den Abgrund? Für US-Präsident Donald Trump sind Zölle das Hauptinstrument in der Handelspolitik. Sein Ziel: Autarkie.
Selbstsicher in den Abgrund? Für US-Präsident Donald Trump sind Zölle das Hauptinstrument in der Handelspolitik. Sein Ziel: Autarkie. | Bild: MARK SCHIEFELBEIN, dpa

Welchen Plan verfolgt der Präsident?

Das Problem: Von solchen Phrasen lassen sich vielleicht die treuen Trump-Wähler im Mittleren Westen beeindrucken. Nicht aber die global verantwortlichen Wirtschaftsbosse und schon gar nicht die Kapitalmärkte. Einen erfolgversprechenden Plan erkennen sie in Trumps Politik nicht, sondern nur unorganisierte Planlosigkeit.

Als Folge weisen Indikatoren aktuell ein Maß an Unsicherheit aus, wie bislang nur direkt zu Beginn der Corona-Pandemie. Hohe Unsicherheit aber bedeutet niedrigen Konsum und Investitionen. Und das wiederum zieht schwindende Gewinne von Firmen und damit sinkende Börsenkurse nach sich. Wann diese Abwärtsspirale durchbrochen werden kann, ist nicht absehbar.

Anleger sollten ruhig bleiben

Tipps für Anleger und Aktionäre sind daher schwer. Wer nicht unter Druck ist, macht keinen Fehler, eine alte Börsenregel zu befolgen und nicht aus Panik zu verkaufen, die Krise auszusitzen und auf bessere Zeiten zu warten. Langfristig hat die Börse auch herbe Dämpfer immer ausgebügelt.

Wer seinem Portfolio Sicherheit beimischen will, schichtet um in solide Staatsanleihen oder Gold. Da sind die Kurse aber schon auf Rekordniveau. Trump würde jetzt einfach sagen: „Haltet durch.“