Nach dem forderndsten Geschäftsjahr der jüngeren Unternehmensgeschichte rechnet der Baumaschinenhändler und Großanlagenbauer Zeppelin in den kommenden Monaten mit stagnierenden Umsätzen und weniger Gewinn. „Alles in allem sehen wir für 2023 und 2024 einen gedämpften Markt“, sagte der Vorsitzende der Zeppelin-Geschäftsführung, Peter Gerstmann, am Freitag in Friedrichshafen. Langfristig seien die Aussichten für das Stiftungsunternehmen vom Bodensee aber gut.

Peter Gerstmann führt Zeppelin seit 2010. Ende 2024 wird er nach Ende seines Vertrags in den Ruhestand wechseln und hat dann mehr Zeit ...
Peter Gerstmann führt Zeppelin seit 2010. Ende 2024 wird er nach Ende seines Vertrags in den Ruhestand wechseln und hat dann mehr Zeit für sein Hobby – Rockmusik. | Bild: Zeppelin

„Was wir anbieten, wird in Zukunft gebraucht werden“, sagte der Manager mit Blick auf milliardenschwere Infrastrukturprogramme im Bau- und Immobiliensektor. Zeppelin ist einer der weltweit größten Händler von Baumaschinen der Marke Caterpillar und profitiert vom Bau neuer Straßen und Häuser.

Allerdings führt die Zinswende vieler Notenbanken zu einem Einbruch der Baukonjunktur. Weil der Kapitalbedarf zur Finanzierung steigt, blasen Projektentwickler, aber auch private Bauherren bereits geplante Vorhaben ab oder schieben sie auf die lange Bank. Dazu komme eine „sehr undurchsichtige Regulatorik“ und „unüberlegte, holprige Aktionen“ der Bundesregierung, wie Gerstmann in Anspielung auf das geplante Verbot von Öl- und Gasheizungen sagte.

Auch das verunsichere die Branche. 2023 und 2024 bekomme man das bei Zeppelin in Form von „Investitionszurückhaltung im Neumaschinengeschäft zu spüren“, so Gerstmann weiter. Was ihn optimistisch stimmt, ist der massive Investitionsbedarf in Straßen, Brücken, aber auch Energie-Infrastruktur. Das müsse irgendwann in Form von Aufträgen beim Unternehmen ankommen.

Der Zeppelin-Konzern vertreibt und wartet Großmotoren der US-Marke Caterpillar. Zudem ist er im Anlagenbau tätig und bietet ...
Der Zeppelin-Konzern vertreibt und wartet Großmotoren der US-Marke Caterpillar. Zudem ist er im Anlagenbau tätig und bietet Antriebssysteme etwa für die Öl- und Gasindustrie. Die Konzernzentrale von Zeppelin liegt in Garching bei München, der juristische Sitz in Friedrichshafen am Bodensee. | Bild: Zeppelin

Der zweite Einflussfaktor, der den erfolgsverwöhnten Maschinenhändler, der im langjährigen Mittel sechs Prozent Umsatzwachstum jährlich verzeichnet, derzeit ausbremst, ist der Krieg Russlands in der Ukraine. Das größte Flächenland der Welt mit seinen reichen Bodenschätzen ist für Zeppelin traditionell eines der Haupt-Abnehmerländer für schwere Bagger, Kräne, Raupen sowie Förderanlagen für Minen. In wenigen Monaten wird dieser Markt aber Geschichte sein. „Bis Ende 2023 werden wir jegliche Geschäftsaktivität in Russland einstellen“, sagte der Zeppelin-Chef.

Drastische Einbrüche im Russlandgeschäft

Nach Beginn des Krieges Ende Februar 2022 hatte das Unternehmen zunächst in Einklang mit internationalen Sanktionsvorschriften am russischen Markt festgehalten, parallel aber einen Teilrückzug eingeläutet. Rund Tausend Mitarbeiter in Russland wurden bereits entlassen. Nun sei man dabei, die verbliebenen Reste des Geschäfts herunterzufahren. Im benachbarten Belarus ist dies nach Konzernangaben bereits Mitte 2022 erfolgt. Lediglich in der Ukraine ist Zeppelin aktuell in der Lage weiterzuarbeiten. Entlassen wurde dort noch niemand.

Dennoch: Vor dem Krieg entfielen knapp 600 Millionen Euro Umsatz auf diese Märkte – ein Wert, der nach Angaben Gerstmanns wohl nie wieder erreicht werden wird. Die Folgen des Krieges für das Unternehmen abzufedern, aber auch die damit verbundenen menschlichen Schicksale im Unternehmen, bezeichnete der 61-Jährige als „größte Herausforderung seiner beruflichen Laufbahn“.

Christian Dummler ist langjähriger Finanzchef des Stiftungskonzerns. Die hinter der Stiftung stehende Stadt Friedrichshafen freut sich ...
Christian Dummler ist langjähriger Finanzchef des Stiftungskonzerns. Die hinter der Stiftung stehende Stadt Friedrichshafen freut sich für 2022 über Ausschüttungen in Höhe von 18 Millionen Euro von Zeppelin. | Bild: Zeppelin

Die Folgen des Krieges äußern sich nach Angaben von Zeppelin-Finanzchef Christian Dummler in einer „hohen Dynamik nach unten“ beim Umsatz in Russland und den Nachbarstaaten. Allein 2022 hat das Unternehmen bis zu 300 Millionen Euro in der Region verloren – also fast die Hälfte der ursprünglichen Vor-Ort-Erlöse. Das Konzernergebnis sei dadurch mit 32 Millionen Euro belastet worden. Damit sei der Krieg maßgeblich für den Gewinnrückgang im Gesamtkonzern im Vergleich zum Vorjahr gewesen.

Das könnte Sie auch interessieren

2022 verdiente das Stiftungsunternehmen 135 Millionen Euro oder 16 Prozent weniger als im Vorjahr. Der Umsatz legte hauptsächlich aufgrund eines florierenden Großanlagenbaus um vier Prozent leicht auf 3,8 Milliarden Euro zu. Die Eigenkapitalquote erhöhte sich sogar auf 35 Prozent. Trotz aller Einflüsse sei Zeppelin „sehr, sehr solide aufgestellt“, sagte Finanzchef Dummler.

Hoher Einsatz der Mitarbeiter

Wie stark der Russland-Effekt im laufenden Jahr durchschlägt, hängt nach Zeppelin-Angaben maßgeblich davon ab, ob es gelingt, das dort vorhandene Konzernvermögen zu sichern, also beispielsweise Maschinen oder Gebäude zu guten Preisen zu verkaufen. Sollte das unmöglich sein, „werden wir einen größeren Einschlag haben“, sagte Gerstmann. Allerdings würde Zeppelin selbst bei einer maximal ungünstigen Konstellation nicht aus der Bahn geworfen, ergänzte er.

Große Abraumbagger von Caterpillar wie dieser werden im Berg- und Tagebau gebraucht.
Große Abraumbagger von Caterpillar wie dieser werden im Berg- und Tagebau gebraucht. | Bild: Zeppelin

„Der Kriegsbeginn hat 2022 eine Unternehmenskrise ausgelöst, in deren Folge wir alles reinlegen mussten, um das wieder vernünftig hinzukriegen“, fasste der Unternehmenschef die Lage zusammen. Dass dies am Ende „hervorragend gelungen sei“, sei insbesondere das Verdienst der Mitarbeiter, die hohen Einsatz gezeigt hätten. Deren Anzahl ist 2022 trotz der Teilaufgabe der Russland-Aktivitäten nur leicht auf gut 10.000 gefallen.