In den Sommerferien werden dem Autoclub ADAC zufolge rund 60 Prozent aller Urlauber mit dem Auto unterwegs sein. Das bedeutet auch: Es wird viel getankt. Antworten auf die wichtigsten Fragen rund um die Kraftstoffpreise.
Hat der Beginn der Sommerferien Auswirkungen auf die Preise an den Tankstellen?
Viele Menschen sind zur gleichen Zeit mit dem Auto unterwegs, da liegt die Vermutung nahe, dass die Mineralölgesellschaften gern abkassieren. „Zumindest für die jüngere Zeit lässt sich das jedoch nicht bestätigen“, sagt Rainer Diederichs, Sprecher von en2x, dem Wirtschaftsverband Fuels und Energie.
Grundsätzlich setzen sich Kraftstoffpreise aus den Komponenten Steuern und Abgaben, Einkaufs- und Produktpreis sowie Kosten und Gewinn zusammen. „Und das gilt während der Ferien ebenso wie zu allen anderen Zeiten des Jahres.“
Wir machen Urlaub im Süden. Tankt man am besten noch zu Hause oder am Urlaubsort?
Das kommt auf das Ziel und die Route an. Wer über die Schweiz in Richtung Italien oder Frankreich unterwegs ist, tankt am günstigsten noch in Deutschland. Dort zahlt man dem ADAC zufolge für einen Liter Super E10 derzeit durchschnittlich 1,77 Euro und für Diesel 1,65 Euro.
Die Schweiz liegt bei 1,93 (Super) beziehungsweise 1,99 Euro (Diesel) – der Spitzenreiter in Europa. In Italien werden Daten der EU-Kommission von Mitte Juli zufolge für den Liter Super aktuell durchschnittlich 1,87 Euro fällig (Diesel: 1,75 Euro), in Frankreich 1,86 Euro (Diesel: 1,73).
Wählt man eine Route über Österreich, lohnt sich der Tankstopp dort, Super wie Diesel gibt es im Nachbarland an den Tankstellen für 1,63 Euro. Wer weiter Richtung Slowenien und Kroatien unterwegs ist, tankt jedoch besser dort. Benzin ist in Slowenien 33 Cent, in Kroatien 29 Cent pro Liter günstiger als in Deutschland und unterbietet damit auch die österreichischen Preise. Dies gilt auch für Diesel mit 17 beziehungsweise 13 Cent Preisvorteil zu Deutschland.
Wie sieht es bei Reisen Richtung Westen aus?
Hier müssen Autofahrer teils deutlich mehr zahlen als in Deutschland. Am geringsten ist der Unterschied noch in Frankreich. In den Niederlanden ist Benzin 17 Cent teurer, Diesel 6 Cent.
In Belgien kann man beim Benzin sparen (12 Cent günstiger), Diesel ist dagegen 9 Cent teurer. Reist man nach oder durch Luxemburg, empfiehlt sich dort ein Tankstopp: Benzin ist hier 26 Cent günstiger als in Deutschland, Diesel 18 Cent.

Was gilt für Reiseziele im Norden?
Freuen dürfen sich Schweden-Urlauber: Nach einer Steuersenkung zum Jahreswechsel ist Benzin dort 21 Cent billiger, Diesel 7 Cent. Bleibt man dagegen in Dänemark, tankt man besser vor der Grenze. Dort ist ein Liter Benzin 17 Cent teurer als in Deutschland, ein Liter Diesel rund 8 Cent.
Die Durchschnitt-Spritpreise der EU-Kommission sind von Mitte Juli. Kann man darauf auch noch bei einer Reise im August setzen?
Die Preise fürs Tanken schwanken überall in Europa stark. Die Preisunterschiede im Vergleich zu den Nachbarländern sind jedoch recht stabil, da Einflussfaktoren wie steigende oder sinkende Ölpreise in allen Ländern Auswirkungen haben, sich Steuern aber beispielsweise nicht ständig ändern. Das heißt: In Kroatien wird man auch im August noch billiger tanken als in Deutschland, in Dänemark dagegen teurer.
Wann ist der günstigste Zeitpunkt, um vor der Reise noch in Deutschland zu tanken?
Sehr viel mehr Einfluss auf die Preise als die Ferien hat der regionale Preiswettbewerb. Statt wie früher nur ungefähr einmal pro Woche, gibt es mittlerweile an jedem Tag mehrere Preisanpassungen, so der Wirtschaftsverband Fuels und Energie. „Wer tankt, ist gut beraten, per Internet-Suche oder Smartphone-App nach den günstigsten Tankstellen in der unmittelbaren Umgebung zu suchen“, sagt Rainer Diederichs.
Laut ADAC-Auswertungen kosten Benzin und Diesel in aller Regel in den Morgenstunden am meisten. „Wer frühmorgens mit dem Auto in den Urlaub startet, sollte schon am Abend vorher das Auto volltanken“, sagt Melanie Hauptvogel vom ADAC Württemberg. Am niedrigsten seien die Spritpreise zwischen 19 und 20 Uhr sowie zwischen 21 und 22 Uhr. Hier spart man bei Benzin in der Regel rund 8 Cent pro Liter im Vergleich zum morgendlichen Tanken.
Lohnt es sich, von der Autobahn abzufahren, wenn der Tank leer wird?
Ja. Der ADAC hat erst kürzlich in einer Stichprobe die Preise bundesweit an 40 Raststätten mit denen der Tankstellen an der jeweils nächsten Ausfahrt verglichen. Demnach sind pro 50 Liter Tankfüllung im bundesweiten Durchschnitt Unterschiede von knapp 20 Euro für Benzin und fast 19 Euro für Diesel möglich. Der ADAC-Rat: Kurze Abfahrten von der Autobahn lohnen sich praktisch immer für den Autofahrer.
Wir verreisen mit dem Elektroauto. Wie sieht es mit den Strompreisen unterwegs und in den Urlaubsländern aus?
Mit Abstand am günstigsten lädt es sich für E-Autofahrer dem Preisvergleichsportal Check24 zufolge zu Hause – mit einem durchschnittlichen Strompreis von 36 Cent pro Kilowattstunde (kWh). Unterwegs kostet das Laden an einem öffentlichen Normalladepunkt aktuell im Schnitt 55 Cent pro kWh, so ein bundesweiter Ladesäulen-Check des Versorgers Lichtblick. Nutzt man eine Schnellladesäule, liegt der Preis im Schnitt bei 66 Cent je kWh.
Pauschale Aussagen fürs Laden in den Urlaubsländern sind nicht möglich, dafür sind die Tarife von Land zu Land und je nach Anbieter zu unterschiedlich. „Es fehlt zudem bislang ein einheitliches Zugangs- und Bezahlsystem. Manchmal braucht man eine Ladekarte, manchmal eine App“, sagt Melanie Hauptvogel.
Auch hier sollten E-Autofahrer gut planen, gegebenenfalls Ladekarten mehrerer Anbieter dabei haben und Vergleichs-Apps nutzen. Wer regelmäßig im Ausland unterwegs ist, kann auch auf einen sogenannten Roaming-Tarif setzen, der das Laden in anderen EU-Ländern zu einem Pauschalpreis ermöglicht – meist jedoch über dem heimischen Tarif liegt.