Dem Deutschen wird die Butter vom Brot genommen. Das zumindest könnte mancher Verbraucher glauben, wenn er dieser Tage ein Päckchen Butter bei Aldi kauft. Die günstige Eigenmarke kostete einmal 1,65 Euro. Jetzt schlägt sie mit 2,09 Euro zu Buche. Wer Marken wie Kerrygold möchte, zahlt sogar fast drei Euro für ein halbes Pfund Butter. Es ist nur ein Beispiel von vielen Preiserhöhungen, die Aldi vorab angekündigt hatte. Aber woran liegt das?
Aldi gibt sich schweigsam über Preispolitik
Wie die Preise zustande kommen, darüber will man auf Anfrage bei Aldi nichts sagen. Aldi-Süd-Sprecherin Nastaran Amirhaji erklärt auf SÜDKURIER-Anfrage aber: „Nur wenn es nicht mehr möglich ist, die gestiegenen Kosten abzufedern, müssen wir Preisanpassungen vornehmen.“ Zuvor prüfe man etwa auch, ob man durch eine Verkleinerung der eigenen Gewinnspanne den Preis stabil halten könnte.

Entspanne sich die Marktsituation wieder, „so werden Preisvorteile umgehend in unseren Verkaufspreisen berücksichtigt“, versichert die Sprecherin. Wann das der Fall ist? Das sei nicht absehbar. „Seit der Corona-Pandemie sind die globalen Märkte sehr dynamisch, insbesondere die Situation auf dem Rohstoffmarkt, aber auch in der globalen Logistik“, ergänzt Amirhaji.
Gestiegener Energiepreise schlagen durch

Frank Best, Professor für internationales Management an der HTGW Konstanz, erklärt die Preissteigerungen in Supermärkten so: „Diese sind zunächst wegen der erhöhten Öl-und Gaspreise gestiegen, die sich dann über Produktionskosten und Transportkosten auf die Supermarktpreise ausgewirkt haben.“ Das war allerdings schon vor dem Krieg der Fall.
Die jüngsten Erhöhungen führt auch Best auf den Krieg in der Ukraine zurück: „Damit erhöhten sich zusätzlich zu den hohen Kosten für Produktion und Logistik die Preise für Futtermittel und Düngemittel, die sich auf die Endpreise durchschlagen.“
Kosten für Logistik enorm gestiegen
Das bestätigt auch Sabine Hagmann, Hauptgeschäftsführerin des Handelsverbands Baden-Württemberg. „Die Energiepreise sind in die Höhe geschnellt“, sagt die Handelsexpertin. Das habe sich auf die Produktion, Verarbeitung und den Transport von Lebensmitteln ausgewirkt. In der Logistik komme erschwerend hinzu, dass die Kosten für Kartonagen, um die Waren zu verpacken, stark gestiegen seien.

Das habe dazu geführt, dass viele Zulieferer der größeren Supermarktketten sich gezwungen sahen, eine Sonderklausel ihrer Verträge zu nutzen: Diese wurden vielfach aufgrund „höherer Gewalt“ gekündigt. Ein Passus, der die Zulieferer schützt, wenn „unvorhersehbare, unabwendbare und unverschuldete Ereignisse“ ihre Arbeit beeinträchtigen.
„Wir können unsere Zulieferer nicht ausbluten lassen“, betont Hagmann. Die Verträge gerade mit größeren Supermarktketten sind knapp kalkuliert. Größere Preissteigerungen bei den Transport- oder Produktionskosten können dazu führen, dass die Zulieferer nicht mehr rentabel arbeiten können, im Zweifel sogar ein Minusgeschäft machen. Wenn die Verträge für die Zulieferer geändert werden, schlägt sich das auf die Verbraucherpreise nieder. Aldi sei damit auch bei Weitem nicht alleine, macht Hagmann klar. Der Discounter sei nicht dafür bekannt, „ohne Not die Preise anzuziehen“.

Ohne niedrigere Energiepreise keine Erleichterung in Sicht
Allerdings bedeuten auch sinkende Energiepreise nicht unbedingt deutliche Vergünstigungen: Obwohl der Ölpreis wieder etwas gesunken ist, bleiben die Preise an den Zapfsäulen weiter hoch.
Das Problem liegt hier nach Einschätzung von Friedrich Heinemann vom Leibnitz-Institut bei den Zwischenhändlern und Raffinerien. Seiner Wahrnehmung nach „reagieren die Spritpreise erkennbar auf fallende Ölpreise“. Das Preisniveau bleibe aber hoch, weil die Raffinerien in der Pandemie ihre Produktion gedrosselt haben. Und noch etwas, fürchtet der Wirtschaftsexperte, dürfte die Preise nachhaltig hoch halten: Durch die Ukrainekrise sind Lebensmittel zu regelrechten Inflationstreibern geworden, so Heinemann.
Ob die Preise noch einmal auf das Niveau sinken wie vor der Pandemie und dem Krieg, hält auch Handelsexpertin Hagmann für fraglich. Aber, so Hagmann, die deutschen Lebensmittelpreise seien im Vergleich zu anderen Ländern ohnehin „unglaublich niedrig“. Auch jetzt, mit angezogenen Preisen noch.