Bevor man im Ravensburger Restaurant Humpis sein Essen bestellt, lohnt sich ein Blick in den Geldbeutel. Denn wer hier seine Linsen, eine Pizza oder die asiatische Nudelsuppe mit Bargeld statt mit Karte bezahlt, bekommt einen Rabatt von fünf Prozent auf den Gesamtpreis. Darauf wird man als Gast gleich auf der ersten Seite der Speisekarte aufmerksam gemacht. Nur warum?

Thomas Stippe Inhaber des Restaurant Humpis Ravensburg
Thomas Stippe Inhaber des Restaurant Humpis Ravensburg | Bild: Sandra Markert

„Bei jeder Bezahlung mit Karte zahlen wir Servicegebühren. Und auch in der Buchhaltung machen die Kartenzahlungen viel mehr Arbeit“, sagt Thomas Stippe, Inhaber des Humpis. Stippe betreibt auch noch ein gleichnamiges Café in der Innenstadt. Dort können die Gäste sogar ausschließlich mit Bargeld zahlen und werden darauf schon an der Eingangstür hingewiesen.

„Das hat sich so ergeben, nachdem auch unser Kartenlesegerät dem Brand vor drei Jahren zum Opfer gefallen ist. Ich habe einfach kein neues mehr angeschafft“, sagt Thomas Stippe. Klagen von Seiten der Gäste höre er deshalb keine, „der Laden ist jeden Tag voll“. Und zur Not gebe es in der Nähe genügend Bankautomaten, so Stippe.

Junge Gäste zahlen Espresso mit Karte

Im Restaurant Humpis zahlt inzwischen etwa die Hälfte der Gäste in bar, erzählt eine Bedienung während sie die Tageskarte auf eine große Tafel schreibt. „Das wird gut angenommen, vor allem von den älteren Gästen. Die jüngeren dagegen zücken auch gern für einen Espresso die Karte.“

Wählt der Gast als Zahlungsmittel eine Kreditkarte, fallen für Thomas Stippe je nach Kartenanbieter zwischen zwei und fünf Prozent Gebühren an. EC-Kartenzahlungen sind deutlich günstiger. „Es bleibt aber die Mehrarbeit für mich“, so Thomas Stippe. Dennoch ist ihm in Ravensburg kein weiterer Gastronom bekannt, der seinem Beispiel folgt.

Auch beim Deutschen Hotel- und Gaststättenverband Dehoga Baden-Württemberg heißt es: Bargeldzahler belohnen, das ist bislang kein Thema in der Branche. Sprecher Daniel Ohl findet den Ansatz aber spannend. „Viele Gastronomen müssen gut kalkulieren, erst recht, wenn jetzt die Mehrwertsteuer wieder auf 19 Prozent angehoben wird.“

Was kostet welche Bezahlmethode?

Aber geht die Rechnung wirklich auf? Immerhin fallen auch bei Bargeld Kosten und Aufwand an. Um die Frage zu beantworten, welche Kosten bei welcher Bezahlmethode entstehen, haben das EHI Retail Handelsinstitut und die Deutsche Bundesbank im Jahr 2017 rund 3000 Zahlvorgänge in 15 verschiedenen Geschäften untersucht. Das Ergebnis: Am schnellsten und günstigsten zahlt man oft mit Bargeld. Allerdings kommt es auf die Summe an, für die eingekauft wird.

Ab einem Wert von 50 Euro ist der Untersuchung zufolge die EC-Karte das günstigste Zahlungsmittel. Bei geringeren Beträgen sind die Fixkosten für die Bargeldhaltung im Durchschnitt geringer als die Gebühren, die pro Kartenzahlung anfallen.

Beim Bargeld entstehen dem Händler je Kunde Fixkosten von 24 Cent, vor allem für das dafür nötige Personal. 12 Cent entfallen auf den Kassier-Vorgang selbst, 8 Cent auf die nachgelagerte Kassenabrechnung und weitere 4 Cent auf die Bargeldentsorgung und Wechselgeldbeschaffung. Für Kartenzahlungen wird der Durchschnittswert mit 34 Cent angegeben, je nachdem, welcher Anbieter genutzt wird.

Zahlt ein Kunde mit Bargeld, dauert das durchschnittlich 22 Sekunden. Wird eine Karte genutzt, fallen für die Pin-Eingabe sieben zusätzliche Sekunden an, für die Zahlung mit Unterschrift gar 16 Sekunden mehr. Schneller dürfte es heute mit der NFC-Technik gehen, bei der die Karten, Handys oder Uhren nur noch kontaktlos vorgehalten werden. Vor allem bei Beträgen unter 25 Euro, die ohne Pin und Unterschrift beglichen werden können. NFC war allerdings nicht Teil der Untersuchung.

Schein oder nicht Schein, das ist hier die Frage. Die Kartenzahlung ist mit mehr Aufwand und Kosten verbunden.
Schein oder nicht Schein, das ist hier die Frage. Die Kartenzahlung ist mit mehr Aufwand und Kosten verbunden. | Bild: Patrick Pleul

Vorwurf von Schwarzgeld schwingt mit

Solche detaillierten Rechnungen hat Gastronom Thomas Stippe nicht angestellt. Er ist noch aus einem ganz andere Grund ein Fan von Bargeld: „Man muss sich dabei nicht auf eine Technik verlassen, die auch mal ausfällt“.

Den leisen Vorwurf von Schwarzgeld der bei Bargeldzahlungen irgendwie immer mitschwingt, den lächelt er nur müde weg. „Wenn meine Mitarbeiter abrechnen, wird das alles im Kassensystem registriert, egal ob mit Karte oder bar abkassiert wird.“ Höchstens er selbst als Inhaber könne die Leute bei Bargeldzahlung darauf ansprechen, ob sie denn wirklich eine Rechnung bräuchten. „Da ich aber nie im Service arbeite, stellt sich die Frage gar nicht.“