Größer könnte der Kontrast nicht sein. „Sensationell“ habe die Wintersportsaison 2023/24 am Feldberg begonnen. Und auch danach habe der Januar „herrliche Wintersportbedingungen mit tollen Bedingungen“ geboten.

Dem darauffolgenden Wärmeeinbruch, habe man „gemeinschaftlich getrotzt“, sodass man „zuversichtlich in die Zukunft des Wintersports am Feldberg und im Schwarzwald“ blicke. Noch bis vor wenigen Tagen strotzten die Liftbetreiber von Deutschlands größtem Skigebiet außerhalb der Alpen – dem Feldberg – in einer Pressemitteilung nur so vor Zuversicht.

Gut möglich, dass die Lage hinter den Kulissen allerdings schon längst nicht mehr so sonnig eingeschätzt wurde. Einer internen Mail zufolge steckt die Feldbergbahnen GmbH als Betreiberin mehrerer Lifte in der Region in großen finanziellen Schwierigkeiten. Demnach drohe den Feldbergbahnen „spätestens im Juli“ die Zahlungsunfähigkeit.

In der an mehrere Gemeinderäte adressierte Mail, spricht Feldbergbahnen-Geschäftsführer Julian Probst unter anderem von „offenen Ausgleichzahlungen“ und „der Gefahr einer Insolvenz“ der Lift-Betreibergesellschaft, wie die „Badische Zeitung“ berichtet.

Viele Herausforderungen für Wintersport – Betreiber äußert sich nicht

Was also ist dran an den Meldungen von einer drohenden Zahlungsunfähigkeit? Geschäftsführer Probst räumt gegenüber dem SÜDKURIER ein, dass die Wintersaison angesichts der geringen Schneelage eine „finanzielle Herausforderung“ darstelle. Um mögliche negative Folgen abzuwenden, habe man in den vergangenen Wochen unter anderem mit „Banken, Gesellschaftergemeinden, Wirtschaftsprüfern und Steuerberatern“ abgestimmt.

Julian Probst, Geschäftsführer des Liftverbunds Feldberg.
Julian Probst, Geschäftsführer des Liftverbunds Feldberg. | Bild: Catharina Schulz

Ziel sei es gewesen, das Angebot und Geschäftsmodell der Feldbergbahnen GmbH zu prüfen. Eine Insolvenz der Feldbergbahnen GmbH stehe aber nicht zu Debatte, stellte Probst gegenüber dem SÜDKURIER klar und spricht von „Gerüchten“. Vielmehr seien alle Instrumente für eine zukunftsfähige Weichenstellung vorhanden.

Dass der Liftverbund mit Problemen kämpft, ist schon länger bekannt. Zu schneearm sind die Winter, dazu kommen noch die Auswirkungen der generellen Wirtschaftskrise der vergangenen Jahre. Das bestätigen auch Fachleute. „Das Tourismusgeschäft rund um den Wintersport steht vor großen Herausforderungen“, sagt etwa Herbert Kreuz, Sprecher der Vereinigung Hochschwarzwald Tourismus GmbH.

Die betroffenen Betriebe müssten sich zusehends damit befassen, wie sie für Gäste das ganze Jahr über ein attraktives Angebot liefern könnten. Immerhin sei der Hochschwarzwald eine Ferienregion für das ganze Jahr „und nicht nur für den Winter“. „Die Nachfrage für Wintersport im Schwarzwald ist weiterhin hoch“, berichtet Kreuz, aber „zu Schnee gibt es keine Alternative“. Eine mögliche Insolvenz der Feldbergbahnen ist auch aus seiner Sicht trotzdem kein Thema.

Herbert Kreuz ist Leiter Kommunikation bei der Hochschwarzwald Tourismus GmbH. Auch wenn ihm keine Zahlen der Feldbergbahnen vorliegen, ...
Herbert Kreuz ist Leiter Kommunikation bei der Hochschwarzwald Tourismus GmbH. Auch wenn ihm keine Zahlen der Feldbergbahnen vorliegen, die Probleme des Wintersports sind ihm bekannt. | Bild: Hochschwarzwald Tourismus GmbH / Andre Ivancic

Allerdings gibt es einige Probleme. Bekannt ist, dass die Feldbergbahnen seit Anfang 2021 nicht mehr mit der bei Schwarzwald-Touristen sehr beliebten Hochschwarzwaldcard werben können. Die Karte ermöglichte es Hotelgästen die Lifte am Feldberg gratis zu nutzen. Stattdessen gibt es jetzt lediglich das Angebot zum Preis von 99 Euro einen Skipass zu erwerben, der das Benutzen der Lifte an drei Tagen ermöglicht.

Gut möglich, dass der Preisaufschlag Gäste vergrault und damit das Skigebiet weiter geschwächt hat. Details gibt es indes nicht – weder vom Liftbetreiber noch vom Tourismusverband. Andere Fachleute werden konkreter. „Die Karte hat viele Menschen dazu bewegt, in den Hochschwarzwald zu kommen. Für die Kunden von Hotels und Liften war das sehr lukrativ“, sagt etwa Valentin Weislämle, Tourismus-Professor an der Dualen Hochschule in Lörrach.

Kommt es wieder zur Finanzspritze durch die Gemeinde?

Dazu kommen die für Wintersportanbieter immer unberechenbareren klimatischen Bedingungen. Dass die Winter wieder schneereicher werden, ist für die Zukunft nicht zu erwarten. Welche Möglichkeiten bleiben also den Feldbergbahnen, um den Betrieb wieder wirtschaftlich zu gestalten?

„Ich gehe davon aus, dass es noch eine Reihe von Konzepten gibt, Wintersport im Schwarzwald kostenmäßig besser aufzustellen“, sagt Weislämle. Möglichkeiten sieht er etwa in einer effizienteren Personalplanung und der Einführung neuer Angebote, etwa für Langläufer, Schneeschuhwanderer und außerhalb der Wintersaison.

Dass der Wintersportbetrieb am Feldberg eingestellt werde, sieht der Fachmann nicht. „Der Feldberg ist das bedeutendste Wintersportgebiet außerhalb der Alpen“, sagt er. Da hänge sehr viel dran – vom Gastrobetrieb bis zum Hotel. „Dass man das in die Insolvenz laufen lässt, kann ich mir nicht vorstellen“, sagt Weislämle.

Vielmehr hält der Tourismus-Fachmann es für wahrscheinlich, dass die Gesellschafter der Feldbergbahnen GmbH frisches Kapital nachschießen, wenn die Lage kritisch werde. „Da wird eine Bereitschaft da sein, Mittel nachzuschießen“, sagt er.

Es wäre nicht das erste Mal. Schon in den vergangenen Jahren war das Unternehmen auf Finanzspritzen von den Gesellschaftern – die Gemeinden Todtnau, St. Blasien und Feldberg – angewiesen. Wie groß die Spielräume noch sind, ist allerdings unklar. Immerhin ist die Gemeinde Feldberg mittlerweile die am höchsten verschuldete Gemeinde in Baden-Württemberg.

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