Lieber im eigenen Pool schwimmen als mit anderen dicht gedrängt den Badesee oder das Freibad teilen. Dieses Bedürfnis verschafft den Poolbauern in Deutschland einen großen Boom. Doch wer in diesem Sommer noch Abkühlung im eigenen Schwimmbecken möchte, der könnte enttäuscht werden. Einige Poolbauer sind bis Juni 2022 ausgebucht.

Hersteller haben Lieferschwierigkeiten
Zu den ausgebuchten Poolbauern gehört auch die Firma Sorg in Owingen (Bodenseekreis). Die Nachfrage, vor allem nach hochwertigen Pools, sei kontinuierlich gestiegen, sagt Beatrice Sorg, die sich als stellvertretende Geschäftsführerin um Vertrieb, Marketing und Verwaltung kümmert. Das habe nichts mit Corona zu tun. Doch durch die Pandemie, weil die Zugänge zum See beschränkt und Freibäder geschlossen waren, gab es einen großen Nachfrageschub.
Gemehrt hätten sich die Anfragen für den kleinen Geldbeutel. Das setzt sich auch im laufenden Jahr fort. „Ein großer Hersteller kann in diesem Jahr keine Pools mehr liefern.“ Beatrice Sorg meint damit Wannen aus Glasfaser, die extra für den Kunden angefertigt werden. Ihr Mann, vier feste und zwei freie Mitarbeiter kümmern sich dann um Einbau und Montage. Je nach Kundenwunsch und Becken kann das von 14 Tagen bis zu mehreren Monaten dauern.

Alle wollen einen Pool
„Die Nachfrage nach Pools oder naturnahen Badeteichen ist im vergangenen Jahr sprunghaft gestiegen“, sagt Reiner Bierig, Geschäftsführer des Verbandes für Garten- und Landschaftsbau in Baden-Württemberg. Das habe vor allem daran gelegen, dass Reisen wegen des Coronavirus schwer zu planen war, teilweise schwer möglich. „Die Menschen haben Urlaub im eigenen Garten gemacht.“

Auch wenn die Zahlen der Corona-Infektionen derzeit sinken und der Impfschutz der Bevölkerung zunimmt, ist die Lust auf einen eigenen Pool im Garten ungebrochen. Zum einen haben die Deutschen im vergangenen Jahr weniger Geld ausgeben können, das sie jetzt gut investieren wollen, zum anderen spielt der Klimawandel mit immer heißeren Sommern der Entwicklung in die Hände.
Einige Schwimmbadbauer nehmen keine Aufträge mehr an
Bei Beatrice Sorg rufen derzeit täglich zwischen fünf uns zehn neue Kunden an, die noch in diesem Jahr einen Pool im Garten möchten oder nach einer Sanierung oder einer Betreuung für einen bestehenden Pool fragen. Diese müsse sie entweder auf das kommende Jahr vertrösten oder ganz absagen. „Das geht allen in der Branche so“, sagt sie. Sie habe von Kollegen gehört, die nicht mehr ans Telefon gingen oder nur noch Aufträge ab einer bestimmten Summe annähmen.

Ihr Mann ist seit fast 30 Jahren in der Schwimmbadbranche tätig, seit 2006 haben sie ihren eigenen Betrieb. Rund 25 Gartenbäder bauen sie im Jahr, dazu kommen etwa drei Innenpools und zwei Pools für Hotels. „Den Umsatz konnten wir seit Firmenbestehen jedes Jahr kontinuierlich steigern.“ Was vor allem an den hochwertigeren Pools lag. Mehr Aufträge annehmen könnten sie aber nicht, dafür gebe es keine Kapazitäten.
„Ein Pool kostet so viel wie ein neues Auto“
Ein Pool sei in etwa so teuer wie ein neues Auto. „Wir bauen schon Pools für 25.000 Euro. Ab 35.000 Euro ist dann auch eine vernünftige Technik dabei“, sagt die Poolexpertin. Wannen aus Glasfaser, die in den Garten eingelassen werden, sind die günstigste Variante. Die Poolwannen liegen nicht auf Lager. Erst nach dem Auftrag des Kunden beginnen die Hersteller mit der Produktion. Doch wenn diese keine Kapazitäten haben, verzögert sich das ganze Projekt.

Nach oben gibt es wie beim Wunschauto finanziell kaum Grenzen, sagt Beatrice Sorg. Elemente aus Edelstahl, Mosaiksteine oder Technik, die sich über das Handy steuern lässt, treiben den Preis in die Höhe. Der größte Kostenfaktor sei die Technik, die sich zum Beispiel bei Hotelpools auch direkt aus dem Betrieb in Owingen steuern lässt und mit der der Pool überwacht werden kann. Denn auch der Kundendienst gehört zum Geschäft der Poolbauer dazu. Allerdings gibt Unternehmerin Beatrice Sorg zu: „Wir leben vom Verkauf, am Kundendienst verdienen wir nichts.“

Denzel baut in diesem Jahr mehr Pools als sonst
Auch beim Unternehmen Denzel aus Singen gehen mehr Bestellungen für Pools ein als sonst. Claudia Denzel sagt, dass sie in diesem Jahr mit bis zu 40 Pools rechnet, die der Betrieb mit 20 Mitarbeitern bauen wird. Als Garten- und Landschaftsbauer kümmern sie sich neben dem Schwimmbadbau um die ganze Gestaltung und Planung eines Gartens. Schon 2020 seien es mit etwa 30 gebauten Pools mehr gewesen als in den Vorjahren.

„Wer diesen Juli fertig sein möchte, dem müssen wir ablehnen. Das schaffen wir nicht“, sagt sie. Kapazitäten sieht sie ab September. Aber dann sei die Badesaison ja schon eigentlich vorbei. Wer im Spätsommer mit der Planung beginnt, könne aber im Herbst mit dem Bau beginnen und pünktlich für die Saison 2022 den Pool in Betrieb nehmen.
Seit zehn Jahren baut ihr Mann Rolf Denzel zusätzlich zu den Gärten auch Schwimmbäder. „Insgesamt haben wir 200 Pools gebaut“, erzählt Claudia Denzel. Die Pools mit einem Reinigungssystem auf Kochsalzbasis würden ab 30.000 Euro kosten. Der Pool sei kein Luxus-Artikel mehr, sondern in der Mittelschicht angekommen. Kleine Pools für kleine Gärten.