Mit Urlaub war das nichts im vergangenen Jahr. Viele haben aufs Reisen verzichten müssen und die Ferien zuhause verbracht. Dafür haben sie die eigenen vier Wände als Rückzugsort und Zuhause schätzen gelernt. Das angesparte Urlaubsgeld wurde vielfach in die Umgestaltung des Gartens gesteckt, erzählt Gartengestalterin Eva Eisenbarth.
Viele Deutsche haben den eigenen Garten während der Corona-Pandemie als grünes Refugium entdeckt und investieren in die Neugestaltung. Garten- und Landschaftsbauer freuen sich über diese Entwicklung, müssen Kunden aber mit langen Wartezeiten vertrösten. In Baden-Württemberg stieg der Umsatz der Branche um 5,3 Prozent auf 1,78 Milliarden Euro.
Wer einen neuen Garten will, muss warten
Anfragen zur Gartenumgestaltung gehen im Betrieb von Eva Eisenbarth seit Beginn der Corona-Pandemie vermehrt ein. „Die Urlaube fallen weg und die Menschen investieren in ihr zuhause“, sagt die Landschaftsgärtnerin. Große Aufträge müssten dann auch mal drei Monate warten. „Aber für die kleinen Aufträge bis 10.000 Euro habe ich immer einen Trupp, den ich kurzfristig losschicken kann.“
Damit sie keine Kunden ablehnen muss, hat die Gartenbau-Ingenieurin ihr Team um vier Mitarbeiter vergrößert. Auch wenn sich die Wartezeiten verlängert hätten, sei es wichtig das gleich zu Beginn klar zu machen. Dass sich die Pandemie so auf ihren Betrieb auswirkt, damit hat die 57-Jährige nicht gerechnet. Vielmehr war der Beginn vor über einem Jahr von Angst und Unsicherheit belastet.
Pandemie sorgt für Verunsicherung im Gartenbau
„Ich wusste nicht, was auf uns zukommt“, schildert sie die Situation in den ersten Wochen nach Ausbruch des Corona-Virus im März vergangenen Jahres. Vereinzelt musste auch sie Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken, Baumpfleger und Gärtner. Aufträge blieben aus oder wurden auf Eis gelegt. Dann entschied sie, sich weiterzubilden, ins Unternehmen zu investieren und künftig auch Pools zu bauen. Nicht abwarten, sondern handeln, wollte sie. Dass der Zugang zum See zeitweise gesperrt werden würde, habe sie da noch nicht gewusst, sagt Eva Eisenbarth.
Kunden lassen sich Pools in den Garten bauen
Das hat die Nachfrage nach Pools und Schwimmteichen in die Höhe getrieben. Im wohlhabenden Süden mit immer wärmer werdenden Tagen gönnen sich nun viele einen eigenen Pool. Auch um keinen Gedanken an Abstandsregeln verschwenden zu müssen. „Die Nachfrage nach Pools ist sprunghaft gestiegen“, erzählt Reiner Bierig, Geschäftsführer des Verbands für Garten- und Landschaftsbau in Baden-Württemberg, vom Effekt auf seine Branche. „Die Menschen machen Urlaub im eigenen Garten.“
Eva Eisenbarth scheint auf richtige Pferd gesetzt zu haben. Nach der nötigen Schulung baut ihr Betreib nun Living Pools – Pools, die sich mit Hilfe von Pflanzen reinigen und ohne Chemie auskommen. Wer sich diesen Traum verwirklichen will, müsse mindestens 60.000 Euro investieren, sagt die Gartenbau-Ingenieurin.
Gartenbauerin rechnet mit größerem Schub 2021
Doch das vergangene Jahr lief ganz anders als befürchtet. Ihre Branche hatte Glück, dass sie arbeiten konnte, sagt Eva Eisenbarth. Der Unternehmerin war das wichtig. Arbeiten, Geld verdienen und Steuern zahlen – um die Folgen der Pandemie abfedern zu können, als Teil eines Sozialstaats. Unterm Strich konnte auch sie im Jahr 2020 Umsatz und Gewinn leicht steigern, sagt sie. Einen größeren positiven Effekt erwarte sie für das laufende Jahr.
Insgesamt habe sie im vergangenen Jahr mit ihrem Team 120 Gartenanlagen verwirklicht, bis zu einer Größenordnung von 150.000 Euro. Rund 10 Prozent des Umsatzes mache sie mit Schweizer Kunden. Durch den Poolbau rechnet sie, dass sich der Anteil auf 30 Prozent im nächsten Jahr erhöhen wird.

„Wir rechnen mit weiterem Wachstum im privaten Bereich“, sagt Reiner Bierig. In Baden-Württemberg kamen im vergangenen Jahr 62 Prozent des Umsatzes aus diesem Marktsegment. Schon jetzt müsse man doppelt so viel Zeit von der Planung bis zur Verwirklichung einplanen. Bis zu sechs Monate könne der Umbau des Gartens derzeit dauern, so Bierig.
Deutschlandweit stieg der Umsatz der Branche um 5 Prozent auf insgesamt 9,38 Milliarden Euro. „Aber nicht jeder hat das Privileg, einen Garten zu haben.“ Da sei die öffentliche Hand gefordert, in Parks und die Begrünung der Innenstädte zu investieren. Der Anteil der öffentlichen Aufträge liegt bei 16 Prozent am Gesamtumsatz.
Gartenküchen, Quellsteine oder ein Arbeitsplatz fürs Homeoffice unter Bäumen – wichtig sei den Kunden bei allem Komfort auch die Biodiversität und Insektenfreundlichkeit. Den Trend von grauen Steingärten zu blühenden Staudengärten beobachtet auch Eva Eisenbarth bei ihren Kunden. „Früher musste alles pflegeleicht sein. Jetzt investieren die Kunden in Pflanzen und überlegen, was sie den Vögeln um Nisten anbieten können.“ Die Zeit der durchgestylten Gärten sei vorbei.