Wer kennt sie nicht, die reichste Ente der Welt? Mit seinem Bad in einem Meer aus Geldmünzen hat Dagobert Duck schon viele beeindruckt. Aus einem Taler machte er ein Vermögen. Das streben auch viele außerhalb der Comicwelt an. Meist sind es aber Männer, die sich mit dem Thema Geld und Finanzen auseinandersetzen. Frauen zögern, wenn es ums Investieren geht. Doch das ist gar nicht nötig. An den Finanzmärkten sind sie sogar ein bisschen erfolgreicher als männliche Anleger. „Also nur Mut!“, sagt Finanzexpertin Xenia Borger aus Stuttgart.

„Seine erste Million“ heißt dieses Lustige Taschenbuch vom Multimilliardär Dagobert Duck aus Entenhausen. Die ersehnte ...
„Seine erste Million“ heißt dieses Lustige Taschenbuch vom Multimilliardär Dagobert Duck aus Entenhausen. Die ersehnte Million werden die Investments an der Börse den wenigsten einbringen, doch die Rendite kann dafür ausreichen, die Rente aufzustocken und Unabhängiger zu werden. | Bild: Britta Pedersen, dpa

Angst vor dem Investieren

Man muss sie schon suchen, die Frauen, die sich mit dem Thema Geld beschäftigen. Nur 18 Prozent der Frauen investiert laut J.P.Morgan-Studie regelmäßig am Kapitalmarkt. Dabei machen Frauen an der Börse mindestens genauso gute Geschäfte wie Männer. Um eine weitere Studie zu bemühen, sie sind sogar ein bisschen erfolgreicher. Zwar nur minimal, aber immerhin um 0,4 Prozent lag die Anlagerendite der weiblichen Anleger höher als die der männlichen, so das Finanzdienstleistungsinstitut Fidelity.

Unabhängigkeit und Selbstbewusstsein

Also kein Grund für Frauen sich nicht mit Aktien, Börse und Rendite auseinanderzusetzen. Xenia Borger ist Finanzcoach und auch Vorsitzende des Investmentclubs Dagoberta – wie das weibliche Pendant zum Multimilliardär aus Entenhausen. Sie erklärt, dass es gar nicht so kompliziert ist, Geld mit Aktien zu verdienen. Und es kann sich auszahlen – nicht nur für die Absicherung im Alter, sondern auch für die eigene Unabhängigkeit und das Selbstbewusstsein.

Xenia Borger ist Finanzcoach in Stuttgart und hilft Frauen bei den ersten Schritten an der Börse. Die 41-Jährige ist außerdem ...
Xenia Borger ist Finanzcoach in Stuttgart und hilft Frauen bei den ersten Schritten an der Börse. Die 41-Jährige ist außerdem Vorsitzende des Investmentclub Dagoberta. | Bild: Lichtklick-Fotografie, Kraus

Vor allem Angst hindere die Frauen daran, die ersten Schritte in die finanzielle Unabhängigkeit zu gehen, sagt Xenia Borger. „Die meisten wissen nicht, wie die Finanzmärkte funktionieren.“ Sie würden sich nicht zutrauen, das Geld gewinnbringend anzulegen. Doch Borger ermutigt: „Das Thema ist komplex, aber nicht kompliziert.“

Xenia Borger hat viele Frauen beraten und sieht, dass der Handel an der Börse nicht nur das Vermögen wachsen lässt, sondern auch das Selbstbewusstsein der Frauen. Mit einer guten finanziellen Basis im Rücken könnten sie einfacher „Nein“ sagen. „Dann können sie entscheiden, welchen Job sie machen wollen, weil sie nicht mehr unbedingt auf das Einkommen angewiesen sind“, so Borger. Außerdem seien sie unabhängiger von anderen Geldgebern, sei es vom Ehemann, von den Eltern oder von Banken.

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Auch die finanzielle Absicherung für das Alter ist ein wichtiger Aspekt. Denn wer einen langen Atem hat und das Geld an der Börse arbeiten lässt, kann im besten Fall später damit seine Rente aufstocken. Da Sparbuch oder Tagesgeldkonto derzeit nicht einmal die Inflation ausgleichen, können langfristige Investment an der Börse bessere Renditen abwerfen.

Wie starte ich?

Sowohl im Investmentclub als auch auf eigene Initiative hin gilt: Wer investieren will, muss sich mit dem Thema auseinandersetzen und vor dem Geld Zeit investieren. „Das wichtigste ist, Wissen aufzubauen“, empfiehlt Borger. „Ohne das funktioniert Geld investieren nicht.“

Um erfolgreich an der Börse zu sein, sollten Anlegerinnen den Markt beobachten und sich Wissen aneignen. Das geht auch bei der ...
Um erfolgreich an der Börse zu sein, sollten Anlegerinnen den Markt beobachten und sich Wissen aneignen. Das geht auch bei der morgendlichen Tasse Kaffee. | Bild: Korn Vitthayanukarun, stock.adobe.com

Anlegerinnen sollten Schwankungen in den Aktienkursen einschätzen können, ebenso wie politische Entscheidungen. Außerdem sollten sie die wichtigsten Grundbegriffe kennen und wissen was ein Broker ist, also jemand der gegen Gebühr mit dem Vermögen anderer an der Börse handelt, oder wie hoch die Transaktionskosten sind – die Kosten die beim Kauf und Verkauf von Aktien anfallen.

Wer sich in einem Thema gut auskennt, verliert auch die Angst davor, ist Borger überzeugt. Wer kleine Schritte geht und damit Erfolg hat, sehe, dass es funktioniert.

Die monatliche Investition

Eine grundsätzliche Frage ist, wie viel Geld Anlegerinnen überhaupt investieren wollen oder können. Xenia Borger rät: Einfach mal hinsetzen und die Ein- und Ausnahmen in einem Monat aufschreiben. Wenn unterm Strich nichts übrig bleibt, dann sollte Interessierte schauen, an welchen Ausgaben sie sparen könnten. „Das Geld, das ich für einen Coffee to go ausgebe, kann ich auch gut für erste Investitionen sparen.“ Selbst mit kleinen Einkommen sei es möglich, sich einen Grundstock zu schaffen, ist sich Borger sicher. Für etwa 25 Euro im Monat könnte man bereits starten.

Kaufen oder Verkaufen? Eine langfristige Anlagestrategie macht eine gute Rendite wahrscheinlicher.
Kaufen oder Verkaufen? Eine langfristige Anlagestrategie macht eine gute Rendite wahrscheinlicher. | Bild: Fredrik Von Erichsen, dpa

Wenn entschieden ist, wie viel investiert werden soll, kann man selbst tätig werden oder die Verantwortung der Investition an einen Anlageberater abgeben. Über einen Online-Broker – bei einer Direktbank oder einer unabhängigen Plattform – können Anlegerinnen ihr eigenes Depot verwalten. Meist gibt es keine Depotkosten, allerdings fallen Gebühren für Käufe und Verkäufe an, die Ordergebühren.

Der Anlageberater bei der Hausbank wählt vorab Produkte, wie Investmentfonds, aus, die dem Risikoverhalten der Anlegerin entsprechen und kauft diese dann nach Rücksprache mit der Kundin. „In dem Fall muss ich mich nicht so intensiv mit den Kapitalmärkten beschäftigen und kann entscheiden, das abzugeben“, sagt Borger.

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Wer selbst anlegt muss einen langen Atem mitbringen, um Schwankungen auszugleichen. „Außerdem ist eine breite Diversifizierung unglaublich wichtig. Je mehr ein Portfolio diversifiziert ist, desto größer wird das Risiko gestreut“, sagt Xenia Borger. Das bedeutet das Geld nie nur auf eine Branche setzen, sondern über verschiedene verteilen. Und auch in andere Länder oder Währungen investieren.

Frauen investieren anders

„Frauen achten sehr auf nachhaltige Investments“, sagt Finanzexpertin Borger. Für Frauen sei es beispielsweise wichtig, dass die Firmen nicht in der Rüstungsindustrie aktiv sind. Auch in Zukunftstechnologien würden sie ihr Geld investieren. Das stützt auch die Studie von J.P. Morgan. Demnach gaben drei Viertel der befragten Frauen an, dass nachhaltiges Investieren von großer Bedeutung für sie ist.

An der Frankfurter Börse handeln Frauen längst als Brokerinnen mit Aktien. Zeit, dass sie es auch im privaten für ihren Vermögensaufbau tun.
An der Frankfurter Börse handeln Frauen längst als Brokerinnen mit Aktien. Zeit, dass sie es auch im privaten für ihren Vermögensaufbau tun. | Bild: Arne Dedert, dpa

Warum handeln nicht mehr Frauen an der Börse?

Dass Frauen sich das Terrain auf den Kapitalmärkten erst langsam erobern, liegt an ihrer Sozialisierung. Das Familieneinkommen wurde in der Vergangenheit oft vom Mann verwaltet, zumindest hatte er das letzte Wort. Erst seit 1962 dürfen Frauen ihr eigenes Bankkonto eröffnen. Diese Erfahrungen prägen auch noch die späteren Generationen.

„Frauen, die ihr eigenes Geld anlegen, sind auch ein Vorbild für ihre Töchter“, sagt Xenia Borger. Sie hofft, dass irgendwann auch Frauen locker mit dem Thema umgehen können und das Selbstverständnis an ihre Kinder weitergeben. Zudem würde sie sich wünschen, dass an der Schule gelehrt wird, wie man sein eigenes Geld anlegt. „Mit dem Wissen haben alle dieselben Chancen, um sich auch finanziell abzusichern.“