Bei einem Treffen mit den Oberbürgermeistern der wichtigsten deutschen ZF-Standorte hat ZF-Vorstandschef Holger Klein seinen Kurs des Konzernumbaus verteidigt. Um der konjunkturellen Schwäche und den Herausforderungen der Transformation im Automobilbau zu begegnen, sei es notwendig, „dass wir ZF neu aufstellen“, sagte der Konzernchef.
Den ZF-Vorstand und die Oberbürgermeister eine dabei der Wille, „den damit einhergehenden Arbeitsplatzabbau zu begrenzen und sozialverträglich umzusetzen. Unser gemeinsames Ziel sind starke und zukunftsfähige Standorte“, sagte Klein.
Treffen am Dienstag ohne Öffentlichkeit
Wie erst jetzt bekannt wurde, fand das Treffen bereits am vergangenen Dienstag in Friedrichshafen, dem Stammsitz von Deutschlands zweitgrößtem Autozulieferer, statt. Neben Klein waren auch Konzernvorstand Peter Laier, sowie die Schultes der ZF-Großstandorte Schweinfurt, Saarbrücken und Passau sowie Friedrichshafens OB Simon Blümcke als Gastgeber anwesend.

Wann kommt die Ausgliederung des ZF-Getriebegeschäfts?
Am selben Tag war bekannt geworden, dass das im Besitz der Stadt Friedrichshafen befindliche Stiftungsunternehmen erwägt, sein Antriebssparte auszugliedern. Auch ein Verkauf scheint nicht ausgeschlossen.
Das Unternehmen bestätigt derzeit aber nur Gespräche zu „strategischen Kooperationen und Partnerschaften“. In der Antriebssparte ist auch das Getriebegeschäft zusammengefasst – also der Kern des Friedrichshafener Unternehmens. Mit rund 32.000 Mitarbeitern wird hier ein Umsatz von etwa 11,5 Milliarden Euro erwirtschaftet. Das entspricht rund einem Viertel der Konzernerlöse.
OBs von ZF-Standorten mit Appell an Brüssel
Von Seiten der OB hieß es, Kommunen und Unternehmen bildeten eine Schicksalsgemeinschaft, wenn es darum gehe, Industriearbeitsplätze zu sichern, Standorte wettbewerbsfähig zu halten und die Transformation aktiv zu gestalten. Man sei gemeinsam in der Verantwortung, „die industrielle Substanz zu erhalten und neue Perspektiven für die Zukunft zu schaffen“.
Um die ZF-Standorte zu stärken, die Wettbewerbsfähigkeit der Automobilwirtschaft zu sichern und den Wandel aktiv mitzugestalten, würden Stadtoberhäupter und ZF-Vorstand weiterhin „eng zusammenarbeiten“.

Kaufprämien für E-Fahrzeuge, Technologieoffenheit, Forschungsförderung
Um den Automobilstandort Deutschland zu stärken, forderten sie von der Politik auf Bundes- und EU-Ebene unter anderem Investitionsanreize, um Investitionen in klimafreundliche Technologien und deren Markthochlauf zu ermöglichen sowie Technologieoffenheit.
Neben der Elektromobilität müssten auch Hybridantriebe als zukunftsfähige Alternative weiterhin eine Rolle spielen, auch über 2035 hinaus. Für ZF sind diese große Umsatzbringer, etwa im Werk Saarbrücken, aber im Nutzfahrzeugbereich auch in Friedrichshafen. Auch niedrigere Standortkosten sowie Forschungsförderung stehen in dem Forderungskatalog.

Vor wenigen Tagen hatten bereits die Bürgermeister von 15 Autostädten die EU-Kommission aufgefordert, sich für die Zukunft der Automobilindustrie einzusetzen. Darunter waren etwa die Städte-Chefs von Stuttgart, Neckarsulm und Wolfsburg. Auch Friedrichshafens OB war Unterzeichner des Aufrufs.