Straßenumzüge, Bälle, Schülerbefreiungen, Kinderfasnet: Die Narren im Südwesten starten am Dreikönigstag wieder in die fünfte Jahreszeit: Am 6. Januar steht traditionell bei vielen Zünften das Einschnellen an. Narren schwingen dabei ihre Karbatschen und Peitschen und machen dabei viel Lärm.

Die Zünfte im Ländle stimmen sich unterschiedlich auf die Fastnacht ein: Viele Mäschgerle starten beispielsweise mit dem Abstauben der Masken und des Narrengewandes – denn an diesem Tag dürfen sie ihr Häs zum ersten Mal öffentlich tragen.

58 närrische Tage – und eine Bundestagswahl

58 Tage liegen in dieser Saison zwischen dem Dreikönigstag und Aschermittwoch – und eine Bundestagswahl. Am vorletzten Sonntag vor Rosenmontag, also dem 23. Februar, sollen die Bürger in Deutschland an die Wahlurnen. Das Datum beißt sich mit einigen Straßenumzügen. Im badischen Kehl etwa wurde der große Fastnachtsumzug deshalb abgesagt. In Bruchsal im Kreis Karlsruhe wurde der Umzug auf den 9. Februar vorverlegt.

Die Bundestagswahl hindere natürlich an manchen Stellen die Narren, weil Freiwillige gebunden und Räume belegt seien, sagte der Präsident der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte, Roland Wehrle. „Lieber wäre uns ein Termin nach der Fastnacht gewesen.“ Jetzt müsse man sich einfach arrangieren. „Wir kriegen das alles geregelt.“ Und der Wahlkampf könne auch Stoff für die Narretei sein.

Narrengericht nennt Beklagten

Politisch wird es wieder beim Stockacher Narrengericht im Kreis Konstanz. Dort soll bei einer abendlichen Dreikönigssitzung verkündet werden, welcher Politiker sich 2025 verantworten muss. Auf der „Anklagebank“ saßen schon Franz Josef Strauß, Hans-Dietrich Genscher und Angela Merkel. Der „Prozess“ findet immer am „Schmotzigen Dunschtig“ (27. Februar) statt. Zuletzt „verteidigte“ sich Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD).

Die Fastnacht im Südwesten ist vorwiegend traditionell geprägt. Die Narren verkörpern meist Figuren aus der Dorf- und Stadtgeschichte sowie Fabelwesen und Tiere. Zum „Häs“ tragen sie oft kunstvoll geschnitzte Masken. An einigen Orten sind aber auch Einflüsse des rheinischen Karnevals spürbar – mit Figuren wie Prinz und Prinzessin oder Tanzgarde. (dpa)