Es ist ein warmer Augusttag am Fuße des höchsten Bergs des Schwarzwaldes. Schon am Vormittag zieht es etliche Wanderer an den Feldberg, einen der zentralen touristischen Anziehungspunkte im Südwesten. Etliche Holländer sind da, genauso wie Gäste aus der Schweiz und aus Frankreich.
Gerade im Sommer kommen viele Touristen in die Region um den 1493 Meter hohen Berg. Laut Hochschwarzwald-Tourismus machten 2018 in der Gemeinde Feldberg die Sommermonate mehr als 60 Prozent der insgesamt knapp 650 000 Übernachtungen aus.
Doch der Tourismus hat seinen Preis: Naturschützer klagen über die Ausbeutung der Umwelt – und die Gemeinde Feldberg gehört zu den am höchsten verschuldeten Kommunen pro Kopf in Baden-Württemberg. Grund genug für ein Gespräch mit dem Bürgermeister der 2000-Einwohner-Gemeinde.
Die Gemeinde Feldberg ist hochverschuldet
Das Rathaus befindet sich in Altglashütten, einem von drei Ortsteilen. Der parteilose Johannes Albrecht, ein Ur-Feldberger, ist seit Jahresbeginn Bürgermeister. „Leider sind wir nicht wohlhabend. Wir sind unter den Top-Fünf-Gemeinden bei der Pro-Kopf-Verschuldung in Baden-Württemberg“, sagt er. Und dies, obwohl Touristen der kleinen Kommune hohe Einnahmen bescheren? Die Investitionen in die Infrastruktur seien so hoch, dass es im Haushalt kaum Spielraum gibt. Und ist dann der Winter schneearm und die Touristen bleiben weg, werden die Sorgenfalten Albrechts tiefer. „Der Wintertourismus ist für uns wie für die Region Stuttgart die Automobilindustrie. Er macht finanziell 60 Prozent unserer Wertschöpfung aus“, sagt er. Der Wintertourist leiht Ski aus, benutzt Lifte und sucht gastronomisch betriebene Hütten auf. Der Sommertourist ist eher auch mal Selbstversorger.

Auf den Winter ist kein Verlass mehr
Genau hier liegt das Problem. In Zeiten des Klimawandels wird der Winter auf dem Feldberg immer unzuverlässiger. Forscher gehen davon aus, dass sich im Zuge der Erderwärmung die Schneefallgrenze in den nächsten Jahrzehnten um rund 300 Meter nach oben verlagert – und es erst aber einer Höhe von 1500 Metern schneesicher ist. Doch die Verantwortlichen am Feldberg wollen sich solchen düsteren Zukunftsprognosen nicht hingeben. „Wir betrachten uns selbst als Ganzjahresdestination“, betont Albrecht mehrmals.
Investitionen in Kunstschnee
Damit dies so bleibt, hilft nur eines: Kunstschnee. „Wir wollen zukünftig ab 1150 Meter bis zu 1450 Meter beschneien. Es ist unser Ziel, den wirtschaftlich wichtigen Wintertourismus für die gesamte Region Hochschwarzwald zu sichern“, sagt Albrecht. Deswegen wolle man sich mit zwei weiteren Gemeinden weitere Beschneiungsanlagen kaufen. Albrecht spricht von „Investitionen im zweistelligen Millionenbereich“. Nur dann rentieren sich auch die Liftanlagen. Heute transportieren alleine auf der Gemarkung der Gemeinde Feldberg 14 Lifte die Wintersportler über die rund 30 Pistenkilometer.
Und wie steht es mit der Umwelt?
Der Feldberg und der Umweltschutz – ein Thema für sich. Die jahrzehntelang betriebene Wachstumsspirale zerstöre immer mehr die Landschaft mit ihrer einzigartigen Flora und Fauna, heißt es beim Regionalverband Südlicher Oberrhein des BUND. Beim Feldberg-Parkhaus, das Ende 2015 eröffnet wurde und Platz für 1200 Autos bietet, eskalierte dann auch der Konflikt. „Der Feldberg hat sich mit dem Parkhaus selbst ins Knie geschossen“, sagt Stefan Auchter vom BUND-Regionalverband. 96 Meter lang, 48 Meter breit, 25 Meter hoch – der Riesenklotz am Fuße des Bergs ist das wohl umstrittenste Bauprojekt im Hochschwarzwald gewesen. Bürgermeister Albrecht ist die vielen Diskussionen fast schon leid: „Beim Feldberg wollen viele mitreden. Jeder denkt, es ist sein Berg.“

Kuriositäten
Die Gemeinde Feldberg hat einige Besonderheiten vorzuweisen. So liegt im Ortsteil Bärental der höchstgelegene Bahnhof Deutschlands auf 976 Metern über dem Meeresspiegel. Der Feldberger Hof am Fuße des Berges ist hingegen das deutschlandweit am höchsten gelegene Hotel. Interessant ist auch, dass die jährlichen Einnahmen der Gemeinde Feldberg aus den kommunalen Seilbahn- und Skiliftbetrieben das Gewerbesteueraufkommen um das 20-Fache übertreffen. (mis)