Fast ein Jahr ist vergangen, seitdem die Landshut mit großem Tamtam aus dem brasilianischen Fortaleza nach Friedrichshafen geholt wurde, seither stehen die Einzelteile der historischen Maschine in einem Hangar am Friedrichshafener Flughafen. Die ursprünglichen Pläne, schon 2019 eine Ausstellung im Dornier Museum der Öffentlichkeit präsentieren zu können, waren schnell Makulatur – danach wurde eine Eröffnung für 2020, dann für 2022 anvisiert.

„Ich habe mich verhoben mit meinen Aussagen“

Am Dienstag gab David Dornier, Direktor des Dornier Museums, bekannt, dass so schnell kein neuer Eröffnungstermin kommuniziert werde. „Ich habe mich verhoben mit meinen Aussagen, das weiß ich jetzt. Ich werde keinen Termin mehr nennen, bevor das Museums-Konzept nicht wirklich steht“, so Dornier.

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Damit er aber doch eines Tages die Ausstellung präsentieren kann, stellte die Dornier-Stiftung nun ein Projekt-Team ein, das sich genau darum kümmern soll. Kuratorin ist seit Anfang August Barbara Wagner, die zuletzt die viel beachtete Karl-Marx-Ausstellung in Trier kuratierte. Wissenschaftlicher Projektleiter ist Jannik Pfister, der nun gemeinsam mit Barbara Wagner das „unheimlich spannende Projekt“, wie er sagt, in die Realität umsetzen will.

„Die Geschichte der Landshut ist aufregend – wie in einem Brennglas spiegelt sich hier die Geschichte der Bundesrepublik mit der Roten Armee Fraktion (RAF) wider“, erläutert Pfister seine Begeisterung. Wagner ergänzt, dass die Landshut ein ganz besonderes Ausstellungsstück sei. „Es ist einzigartig, dass man sich in diesem Falle schon so früh der Geschichte widmet“, so die Kuratorin.

Aufruf an die Bevölkerung

Sie beide haben nun die gewaltige Aufgabe, aus dem schrottreifen Flugzeug ein Museums-Erlebnis zu machen, das nach Maßgabe ihrer Auftraggeber für die nächsten 20 Jahre Besucher begeistern soll: Die Jungen wie die Alten, die die Geschichte der RAF noch selbst miterlebt haben. „Das ist tatsächlich ein Spagat, den wir machen wollen“, sagen sie lächelnd.

Sie wollen nun in Archiven neue Quellen aufstöbern aber auch Exponate suchen. „Wir stehen noch ganz am Anfang“, sagt Jannik Pfister. Er will auch die Bevölkerung um Hilfe bitten. „Wer noch irgendwelche Exponate hat, die mit der RAF oder der Landshut zu tun haben, der kann sich sehr gerne bei uns melden“, so der neue Projektleiter. 

Museumsdirektor David Dornier im Cockpit der Landshut.
Museumsdirektor David Dornier im Cockpit der Landshut. | Bild: Mommsen, Kerstin

Begleitet wird das neue Projekt-Team durch einen wissenschaftlichen Beirat, dem Experten verschiedener Disziplinen angehören: Johannes Hürter vom Münchner Institut für Zeitgeschichte, Paula Lutum-Lenger vom Haus der Geschichte Baden-Württemberg, der Autor Butz Peters, Dietmar Preißler von der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, der Journalist Martin Rupps, Petra Terhoeven von der Universität Göttingen und Robert Kluge von der Abteilung Luft- und Raumfahrt im Deutschen Museum in München.

Martin Rupps, Mitglied des Beirats, hatte kürzlich deutliche Kritik geübt, weil das Projekt nicht vorangehe. David Dornier wies das entschieden zurück: „Diese Kritik ist Blödsinn und vollkommener Quatsch.“ Es dauere eben, bis eine solch anspruchsvolle Museumskonzeption fertig sei. Zudem wies er darauf hin, dass die Finanzierung des Projektes bis zur Eröffnung gesichert sei.

Der Streit um die Frage, wer für die laufenden Betriebskosten aufkomme, geht offenbar weiter. „Ich gehe davon aus, dass es auch für diese Frage eine Lösung geben wird“, so David Dornier. Bisher habe er dafür aber keine Zusage, weder aus Berlin noch aus Friedrichshafen.