Es hätte so ein schöner Abend werden können. Die Begleitung ist nett, der Weihnachtsmarkt voll, aber nicht zu voll, die Stimmung gut. Und der Glühwein schmeckt. Oder besser gesagt: Er hätte geschmeckt, wenn diese Geldbörse noch da wäre, wo sie sein sollte.

Die Rechnung ist einfach: Wo viele Menschen sind, sind viele Wertsachen. Und wo viele Wertsachen sind, sind viele Diebe, die es genau darauf abgesehen haben. Statt eines gemütlichen Abends stehen jetzt Behördengänge an. Karten müssen gesperrt, Ausweise neu ausgestellt und der Diebstahl bei der Polizei gemeldet werden. Das alles kostet Geld und Nerven. Wut kommt auf, weil man sich plötzlich so klein und angreifbar fühlt.

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Diebstahl ist alltäglich, solche oder ähnliche Szenen spielen sich in Baden-Württemberg jeden Tag unzählige Male ab. Um es in konkrete Zahlen zu fassen: 170.000 Diebstähle hat die Polizei nur im Jahr 2018 registriert. Das waren rund 466 pro Tag. Mal waren sie kleiner, mal größer, aber immer ärgerlich und meistens teuer für das Opfer.

Der SÜDKURIER hat sich die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) genauer angesehen. Unsere traurige Erkenntnis: Diebstahl ist ein Flächenphänomen. Baden-Württemberg besteht aus 1.101 Kommunen. In nur 20 davon haben Diebe im vergangenen Jahr nicht ihr Unwesen getrieben. Die folgende Karte fasst das gut zusammen.

Diebstähle pro 1.000 Einwohner

0

51

Mannheim

Karlsruhe

Stuttgart

Kehl

Freiburg

Singen

Konstanz

0

51

Mannheim

Karlsruhe

Kehl

Stuttgart

Freiburg

Singen

Konstanz

Die diebfreien Orte sind klein, ihr größter heißt Hofstetten, hat knapp 1.800 Einwohner und liegt im Ortenaukreis im Mittleren Schwarzwald. Dort also, wo nicht viel los ist, womit man den Hofstettenern wohl nicht mal zu nahe tritt.

Nur 50 Kilometer entfernt, unmittelbar an der französischen Grenze in direkter Nachbarschaft zu Straßburg, sieht das anders aus. Dort liegt Kehl, die Stadt mit der höchsten Diebstahlrate im Land, in der laut Statistik besonders viele Ladendiebstähle begangen werden.

Kehl und Hofstetten sind eine Blaupause, die sich auch auf Konstanz übertragen lässt: Überall dort, wo mehr Menschen unterwegs sind, wittern Diebe ein Geschäft. So ist auch die größte Stadt am Bodensee als Touristen-Hotspot dunkler eingefärbt als ihr Umland. Wenngleich am Bodensee ebenso wie am Hochrhein in den letzten Jahren immer weniger gestohlen wird.

Wie viele Diebstähle in Ihrem Ort begangen wurden, können Sie im Folgenden selbst erkunden. Wählen Sie in den beiden Menüs Ihre Heimatgemeinde oder jede andere, für die Sie sich interessieren, aus. Um sie schneller zu finden, können Sie die Gemeinden zunächst nach Landkreisen filtern.

So oft wurde in Ihrem Heimatort gestohlen

Daher stammen die Daten

Das Landeskriminalamt gibt die Polizeiliche Kriminalstatistik jährlich heraus. In die Öffentlichkeit gelangen die Daten aber nur in zusammengefasster Form. Die Interpretation obliegt den Polizeipräsidien und Sicherheitspolitikern, die ihrerseits Schwerpunkte setzen, die sie bekannt machen wollen. Die Rohdaten gelangen nicht nach außen.

Der SÜDKURIER hat sich damit nicht zufriedengeben. Wir haben die Daten über das Informationsfreiheitsgesetz des Landes Baden-Württemberg eingefordert, nachdem die Behörden sämtliche Presseanfragen des SÜDKURIER blockiert haben. Über eine Reihe von Artikeln machen wir die Daten unseren Lesern bekannt.

Quelle der Einwohnerzahlen pro Kommune ist das Statistische Landesamt Baden-Württemberg.