Schlechter als derzeit könnte die Stimmung kaum sein unter den Betreibern von Seilbahnen und Skiliften unmittelbar vor dem Start der lukrativen Wintersportsaison. Insbesondere in den bayrischen Alpen ist der Verdruss groß. Eine Übersicht über Regelungen in den wichtigsten Wintersportdestinationen.

Bayrische Alpen

Weil den bayerischen Liftbetreibern auferlegt wurde, nur geimpfte oder genesene Gäste mit einem zusätzlichen Negativtest zu befördern (“2G plus“-Regel), befürchtet der Verband Deutscher Seilbahnen und Schlepplifte (VDS) erneut einen Ausfall der Wintersportsaison. „Alles total irr, was da passiert“, sagte Peter Lorenz, stellvertretender VDS-Verbandschef und Geschäftsführer der oberbayerischen Brauneck- und Wallbergbahnen Ende der Woche im Münchener Presseclub. „Das ist der absolute Katastrophen-Fall für uns“, sagte Verbandsvorsitzender Matthias Stauch, Chef der bayerischen Zugspitzbahnen.

Auf 2G, also den Ausschluss Ungeimpfter, habe man sich eingestellt und das wäre organisatorisch wie im Sommer auch zu stemmen, so Stauch. Zusätzlich aber negative Testnachweise an den verschiedensten Zugangsorten zu kontrollieren führe „zu massiven Problemen“.

Skifahrer sind auf dem Zugspitzplatt unterwegs .DasSkigebiet auf der Zugspitze ist in die Wintersaison gestartet.
Skifahrer sind auf dem Zugspitzplatt unterwegs .DasSkigebiet auf der Zugspitze ist in die Wintersaison gestartet. | Bild: Angelika Warmuth

Im Raum Garmisch-Partenkirchen habe sich überdies bereits gezeigt, dass die örtlichen Teststationen den Ansturm größerer Zahlen an Skifahrern nicht bewältigen könnten. 2G-plus laufe auf einen „Lockdown durch die Hintertür“ hinaus. Es wäre ehrlicher gewesen, gleich komplett zu schließen, so der Zugspitzbahn-Chef. Die jetzige unpraktikable Lösung sei vielleicht auch gewählt worden, „um Entschädigungen zu sparen.“

Auch die mit der neuen bayerischen Infektionsschutzmaßnahmenverordnung vorgeschriebene Begrenzung der Kapazitäten auf 25 Prozent mache einen wirtschaftlichen Betrieb unmöglich, sagte Lorenz. Wie diese Vorgabe bei Schleppliften kontrolliert werden solle, wisse auch niemand.

Dennoch bereiten sich die Betreiber von Seilbahnen, Liften und Pisten auf einen Start der Wintersaison in etwa zwei Wochen vor. Ob diese freilich stattfinden werde, wisse man nicht, sagte Stauch. Für ihn steht schon jetzt fest, dass die nahen österreichischen Skigebiete in Tirol und Salzburg Profiteure der bayerischen Corona-Politik sein werden, weil für die Benutzung der Anlagen dort nur 2G vorgeschrieben wird.

Noch hofft die bayerische Branche auf ein Einlenken der Politik und Nachbesserungen. „Das Ganze ist nicht ganz ausgegoren“, sagte Stauch. Auch die Präsidentin des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbands Angela Inselkammer haderte mit der aktuell verschärften Corona-Politik im Freistaat. Man hätte sich in der Gastronomie und Hotellerie flächendeckend „2G“ gewünscht. 2G-plus aber bedeute auch eine Art Wortbruch gegenüber denen, die sich impfen ließen und denen versichert wurde, dass sie damit geschützt seien.

Österreich

Wer in den kommenden Wochen in Österreich Ski fahren möchte, braucht detektivischen Spürsinn. Denn noch ist vielerorts in der Schwebe, welche Seilbahnen wann öffnen. Die Lifte können zwar von Skiurlaubern genutzt werden, wenn sie geimpft oder genesen (2G) sind.

Manche Betreiber haben aber noch nicht entschieden, wann die Saison eröffnet wird: schon während des Lockdowns oder erst danach. Dabei dürfte auch eine Rolle spielen, dass auf vielen Pisten nicht genug Schnee liegt, um die künstliche Beschneiung zu starten. Doch der Hauptgrund ist, dass sich der Betrieb ohne deutsche Touristen kaum lohnt. Und die können nur bleiben, wenn Hotels wieder öffnen dürfen. Im vergangenen Jahr hatten die Seilbahnen Umsatzrückgänge bis zu 90 Prozent.

Eine Saison nur für Einheimische, wie im vergangenen Jahr, könnten sich die Betreiber nicht leisten, erklärt Franz Hörl, einflußreichster Seilbahn-Lobbyist. Hörl plädiert entschieden dafür, dass auch die Hütten öffnen dürfen, sie müssten Schlechtwetterschutz bieten können. Einen heißen Jagertee sozusagen, wenn draußen der Schneesturm tobt. Derzeit ist nämlich nur Mitnahmeversorgung erlaubt.

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Wer beispielsweise in der Nähe der Schweiz unterwegs ist, kann dort einkehren. Die Gletscherskigebiete am Kitzsteinhorn, Dachstein und im Stubaital haben trotz des Lockdowns bereits geöffnet. Beim Kaunertaler und Pitztaler Gletscher wird abgewartet. Die großen Skigebiete in Kärnten wollen die Saison am 3. Dezember starten.

Am Arlberg dagegen beginnt das Vergnügen erst am 12. Dezember, im Skigebiet Silvretta-Montafon laufen drei Anlagen im Wochenendbetrieb. Die Vorarlberger Seilbahnen und die Kleinwalsertal Bergbahn sollen später öffnen. Die Lifte in Tirol nach und nach im Dezember. Überall gelten 2G- und FFP2-Masken-Pflicht in der Gondel.

Die Schweiz

In der Schweiz ist Skifahren schon an mehreren Orten möglich. Die Gletscherskigebiete sind offen, etwa Zermatt oder Engelberg, andere öffnen sukzessive. Ob eine 3G-Pflicht kommt, ist laut ADAC derzeit noch in der Diskussion. Manche Skigebiete haben aber Sonderregelungen.

In Zermatt, hier ein Bild von Gondeln des Matterhorn-Expresses, läuft die Skisaison bereits.
In Zermatt, hier ein Bild von Gondeln des Matterhorn-Expresses, läuft die Skisaison bereits. | Bild: Jamey Keaten/AP/dpa

Das Schweizerische Bundesamt für Gesundheit (BAG) weist bislang nur darauf hin, dass in allen geschlossenen Berg- und Seilbahnen, Skiliften und Sesselbahnen sowie in geschlossenen Stationsgebäuden eine Maske zu tragen ist. Das Land ist derzeit kein Hochrisikogebiet, die Einreise für Touristen aus dem Ausland ist möglich.

Feldberg und Baden-Württemberg

Auf dem Feldberg, dem höchsten deutschen Mittelgebirgsgipfel, und den angrenzenden Liften, soll der Pistenspaß in wenigen Tagen beginnen. „Der 3. Dezember ist offizieller Saisonstart“, sagte Johannes Albrecht, Bürgermeister in Feldberg und stellvertretender Vorsitzender des gleichnamigen Liftverbunds dem SÜDKURIER. „Aufgrund der für die kommenden Tage prognostizierten Schneefälle, sind wir zuversichtlich, das auch einhalten zu können.“

Skifahrer und Snowboarde im Lift auf dem Feldberg.
Skifahrer und Snowboarde im Lift auf dem Feldberg. | Bild: Patrick Seeger/dpa

Auf den Pisten im Schwarzwald sowie in ganz Baden-Württemberg werde in der Wintersaison 2021/2022 die 2G-Regelung gelten, sagte er. Nur wer genesen oder geimpft ist, dürfe die Anlagen nutzen. Eine Ausnahme gibt es für schulpflichtige Kinder bis einschließlich 17 Jahren. Sie dürfen auf ohne Piks auf die Pisten, müssen ihre Identität aber mit einem (Schüler-) Ausweis nachweisen.