Eine Freundschaft hat sich zwischen Alexej Nawalny und Björn Leber Ende des vergangenen Jahres entwickelt, wie der 23-jährige Konstanzer Sportstudent erzählt, der unmittelbar vor seinem Bachelor-Abschluss steht. Neun Wochen lang, von Oktober bis Dezember 2020, machte der Personal Trainer den Kreml-Kritiker damals wieder fit.

Drei bis viermal die Woche arbeitete Leber mit Nawalny an dessen Gesundheitszustand, nachdem der Russe im August 2020 Opfer eines Giftanschlags geworden war und drei Wochen im künstlichen Koma gelegen hatte. Nawalny hielt sich sich seinerzeit zur Erholung in Ibach im Kreis Waldshut auf.

Das Trainings habe sich ausgezahlt: „Zum Ende unseres Trainingsprogramm war er wieder topfit. Er ist ein sportlicher Mann und für sein Alter sehr gut in Form“, sagt Leber.

Weiter im Hungerstreik

Gut in Form ist Nawalny aktuell aber nicht mehr. Und an sportliche Aktivitäten wird er wohl derzeit auch keine Gedanken verschwenden. Der 44-Jährige befindet sich in einem laut seines Arztes „lebensbedrohlichen Hungerstreik“. Er könne jeden Moment sterben, sagte Jaroslaw Aschichmin am vergangenen Wochenende.

Am Montag folgte dann die Nachricht, dass der inhaftierte Putin-Kritiker wegen seines schlechten Gesundheitszustands in ein Krankenhaus für Häftlinge verlegt werden soll. Laut der russischen Gefängnisbehörde sei der Zustand des Oppositionellen akzeptabel.

Björn Leber ist besorgt

Dennoch verfolgt Leber die Nachrichten rund um die Personalie Nawalny voller Sorge: „Ich wünsche mir sehr, dass das für Alexei gut ausgeht. Er ist ein Kämpfer“, sagt Leber. Dass der Russe, den Leber für seinen Ehrgeiz und seine Disziplin extrem zu schätzen gelernt hat, für die Politik derzeit sein Leben aufs Spiel setzt, findet der Personal Trainer erstaunlich.

Aus der Ferne könne Leber den Gesundheitszustand natürlich nicht einschätzen. Auch nicht, zu was Nawalnys Körper alles fähig sei. Leber weiß nur von der gemeinsamen Trainingszeit, dass sich sein gesundheitlicher Zustand damals nach dem Giftanschlag „sehr schnell verbessert hat. Da hat sich viel getan in den neun Wochen. Er war brutal fleißig“, sagt der 23-Jährige.

Kontakt nur zur Beraterin

Persönlichen Kontakt zu Nawalny habe Leber seit den Trainingseinheiten des vergangenen Jahres in Ibach keinen mehr gehabt. „Im Gefängnis musste er ja sein Handy abgeben“, erzählt Leber. Mit dessen Beraterin habe er noch einige Male gesprochen, allerdings nicht über den Kreml-Kritiker.

Und so hofft Leber weiter auf das, was ihm Nawalny beim letzten gemeinsamen Treffen gesagt habe: „Man sieht sich immer zweimal im Leben.“ Auch wenn er besorgniserregt feststellt: „Einen Hungerstreik über einen längeren Zeitraum kann auch der stärkste Mann nicht überleben.“