St. Georgen Saint Raphaël, Scandale, Museros und Vesilahti – das sind die Namen der St. Georgener Partnerstädte in Frankreich, Italien, Spanien und Finnland. Um die meisten ist es in den vergangenen Jahren sehr still geworden in Sachen Austausch. Aber warum eigentlich? Ist das Auffrischen der Städtepartnerschaften geplant? Und wie sind die Freundschaften zwischen den jeweiligen Kommunen mit St. Georgen überhaupt entstanden?

Kürzlich weilten Bürgermeister Michael Rieger, Mitglieder der Stadtverwaltung und einige Vertreter des Gemeinderats in der finnischen Partnerstadt Vesilahti, um die Verbindungen zwischen den beiden Städten aufrecht zu erhalten. Es scheint, als ob die Freundschaft mit der nördlichsten der vier Partnergemeinden am intensivsten gepflegte ist.

Dabei bestehen die offiziellen Städtepartnerschaften zu den anderen drei Gemeinden deutlich länger. Bereits 1972 wurde die kommunalpolitische Freundschaft zu Saint Raphaël offiziell besiegelt, nachdem es zu der Stadt an der Côte d‘Azur bereits seit Mitte der 1960er Jahre eine Bildungspartnerschaft mit dem hiesigen Gymnasium gab. 2022 wurde das 50-jährige Bestehen dieser Freundschaft in St. Georgen besiegelt. Ein Gegenbesuch ein Jahr später blieb bislang allerdings erfolglos. Wie Bürgermeister Michael Rieger erklärt, „war dies alles mit der dortigen Stadtverwaltung abgesprochen und von unserer Seite alles vorbereitet. Sogar die Stadtmusik war bereits engagiert. Als wir kurz vor der Abreise noch eine Bestätigung haben wollten, bezüglich Anreise und Unterkunft, wusste man in Saint Raphaël offenbar gar nichts von unserer Ankunft. Wir haben deshalb alles stornieren müssen.“

Woran der gescheiterte Gegenbesuch lag, kann Rieger bislang nicht eruieren. Wie er sagt, befindet er sich zumindest im regelmäßigen Austausch mit dem dortigen Bürgermeister. Wie Rieger sagt, sollte der internationale Austausch nicht nur von kommunaler Seite aus erfolgen. „Eine Städtepartnerschaft muss von den Menschen beider Gemeinden belebt werden.“

Mit der spanischen Stadt Museros nahe Valencia wurde die offizielle Städtepartnerschaft 2006 besiegelt, nachdem die Stadtmusik hierfür schon Jahre zuvor den Weg geebnet hatte. 1985 reiste die Stadtmusik erstmals nach Museros. Initiiert auf großen Wunsch von spanischen Arbeitskollegen von Stadtmusikern, die damals bei der Firma Heinemann arbeiteten. Die Gastfreundschaft der Menschen in dem kleinen Ort war derart überwältigend, dass über die Jahre und viele gegenseitige Besuche persönliche Freundschaften entstanden sind. Die teilweise bis heute halten. Auch wenn der letzte offizielle Besuch schon einige Jahre zurückliegt.

Dass von Seiten der Stadtmusik der Kontakt in den vergangenen Jahren etwas eingeschlafen ist, kann Walter Gentner, Mitglied des Vorstandsteams, erklären. „Wir hatten 2024 unser 150. Jubiläum. Und in den beiden Jahren davor hatten wir so viel mit den Vorbereitungen zu tun, dass wir keine Zeit für andere Aktivitäten hatten“, sagt Gentner. Dazu komme, dass die Stadtmusik in den vergangenen Jahren mehrfach Einladungen zur Teilnahme an einem Weinfest in Paris wahrgenommen hat „und wir Museros ein bisschen aus den Augen verloren haben.“

Ganz abgerissen ist das freundschaftliche Band zwischen den Menschen aus St. Georgen und Museros aber nicht. „Unsere frühere Vorsitzende Lisa Reuter beispielsweise war vor einigen Monaten im privaten Urlaub in Museros und hat dort sogar bei einem Konzert bei der dortigen Musikkapelle mitgespielt“, sagt Walter Gentner. Und zumindest eine kleine Delegation von spanischen Gästen war beim Stadtmusikjubiläum im vergangenen Jahr für einige Tage in St. Georgen.

Wenig Kontakt gibt es zur seit 1989 bestehenden italienischen Partnerstadt Scandale. Aus dieser kleinen, rund 2800 Einwohner kleinen Berggemeinde in der Region Kalabrien, ganz unten am italienischen Stiefel, kamen in den 1960er Jahren zahlreiche Gastarbeiter nach St. Georgen. Diese Gastarbeiter von damals sind längst im Rentenalter, viele sind wieder in ihre kalabrische Heimat zurückgekehrt. Zuletzt reiste Bürgermeister Michael Rieger im Jahr 2015 zusammen mit einer Delegation nach Scandale. 2016 konnten die St. Georgener Bürger der italienischen Partnerstadt zumindest visuelle Eindrücke bekommen. Damals wurde Scandale bei den von SÜDKURIER und Rainer Jörger produzierten „Bergstadtgeschichten“ vorgestellt.

Wenngleich die Städtepartnerschaften zumindest im Moment ein bisschen auf Eis liegen, so findet Bürgermeister Michael Rieger diese enorm wichtig. „Diese Beziehungen auf kommunaler Ebene, inklusive der Schulen, sind wichtiger denn je. Europa ist längst nicht mehr so eng zusammen, wie es nötig wäre, um eine friedliche Zukunft dauerhaft zu sichern. Deshalb dienen solche Beziehungen auch dem gegenseitigen Wertschätzen, Tolerieren, Verstehen und Vertrauen. Das sollte bei allem der wichtigste Aspekt sein.“