Die vornehmste aller Disziplinen in Demokratien sind Wahlen. In regelmäßigen Abständen hat das Volk das Recht, seine Vertreter in den Parlamenten zu benennen und ihnen den Auftrag zu ordentlicher Politik mitzugeben. Wer diese Chance ungenutzt verstreichen lässt, pfeift auf eine Errungenschaft, um die uns viele Menschen auf dem Erdball beneiden – echte und jederzeit freie Wahlen zu haben.
In wenigen Wochen wählen die Menschen in Baden-Württemberg wieder ihre Stadt- und Gemeinderäte und damit diejenigen Gremien, die den unmittelbarsten Einfluss auf unser Leben vor Ort haben. Denn in diesen Räten geht es sehr konkret um Wohnungsbau, Kinderbetreuung, Schwimmbäder, Nahverkehr und anderes.
Die Arbeit der gewählten Gemeinderäte wird von einer Mehrheit der Menschen sehr geschätzt, ergab eine Umfrage der baden-württembergischen Tageszeitungen, und das ist eine gute Nachricht. Denn die Räte investieren Zeit, lassen Nerven und bringen sich ein. Zwar reicht die Bewunderung der Menschen nicht so weit, sich auch mal selbst als Kandidat aufstellen zu lassen – zwei Drittel schließen das für sich aus – aber die Wertschätzung für Kommunalpolitiker ist ein Pfund in lokalen Gefügen.
Dass über kommunalpolitische Zusammenhänge ausführlich berichtet wird, finden mehr als 80 Prozent wichtig, die meistgenutzte Quelle dafür bleibt der lokale Medientitel. Der wird intensiver genutzt als Amtsblätter oder die sogenannten sozialen Medien, auch das ist eine gute Nachricht.
Widerspruch zwischen Kommunalpolitikern und Journalisten? Richtig so!
Denn unabhängiger Journalismus begleitet die gewählten Machthaber nicht nur, sondern regt Diskussionen an und hinterfragt Entwicklungen. Dabei kommt es zwischen Kommunalpolitikern und Journalisten immer mal wieder zu unterschiedlichen Auffassungen – aber Widerspruch auszuhalten, ist auch eine Errungenschaft der Demokratie. Wer das als lästig empfindet, hat etwas falsch verstanden.
Wer will, dass unsere Dörfer und Städte gut gelenkt werden, unterstützt die Kommunalpolitik, geht wählen und informiert sich vorher ausreichend in vertrauenswürdigen Quellen. Übrigens: Am 9. Juni ist nicht nur Kommunalwahl, sondern auch Europawahl. Auch das ist eine gute Nachricht, denn wenn zwei Wahlen gleichzeitig stattfinden, steigt zumeist die Wahlbeteiligung.