Eine Nacht später sieht wieder alles normal aus. Kein Blaulicht, keine Einsatzfahrzeuge. Im Wohngebiet Hammerhalde in Villingen-Schwenningen strahlt die Sonne auf den Flachbau, eine Familien-Limousine parkt neben dem Haus. Auf den Gehwegen drehen Senioren aus dem nahegelegenen Wohnpark ihre Morgenrunden. Die Fassade des Einfamilienhauses erzählt nichts von dem Albtraum, der sich darin abgespielt haben muss.
Nur an der Tür des gepflegten Hauses zeugt ein polizeiliches Siegel davon, dass sich dahinter ein Tatort verbirgt. Denn fest steht: Hier hat sich eine Familientragödie ereignet. Drei Menschen sind tot.

Was ist bekannt?
Am Dienstagabend entdeckte ein 45-jähriger Mann gegen 18 Uhr in der gemeinsamen Wohnung die leblosen Körper seiner 45-jährigen Ehefrau sowie der beiden gemeinsamen Söhne im Alter von 14 und 16 Jahren. Alle wiesen Stichverletzungen auf. Die Polizei geht nach ersten Ermittlungen davon aus, dass die Mutter ihre Kinder und anschließend sich selbst getötet hat.
Die alarmierten Rettungskräfte konnten nur noch den Tod der drei Personen feststellen. Ein Messer, das vermutlich als Tatwaffe diente, wurde sichergestellt. Ein Abschiedsbrief wurde bisher nicht gefunden.
Kriminaltechniker der Kriminalpolizeidirektion Rottweil waren bis spät in die Nacht mit der Spurensicherung beschäftigt. Streifen- und Rettungswagen tauchten die Straße zeitweise in Blaulicht, Notfallseelsorger waren im Einsatz.
Das zog Schaulustige an. „Da standen überall Polizisten und der Notarzt war da“, erzählt ein Anwohner. „Und ganz, ganz viele Leute haben zugeschaut.“ Er selbst sei weitergelaufen. „Das macht man doch anstandshalber nicht, so gaffen.“ Auch am Tag danach fahren einige Autos auffällig langsam an dem Haus vorbei. Es hat sich längst herumgesprochen.
Eine unauffällige Familie
Am Mittwoch rückten erneut Kriminaltechniker gegen mittags an, um weitere Spuren zu sichern. Denn die genauen Umstände der Tat sowie ein mögliches Motiv sind wenige Stunden später unklar. Das Kriminalkommissariat Villingen-Schwenningen ermittelt mit Hochdruck.

Die Familie war in der Nachbarschaft offenbar unauffällig. Die Polizei bestätigt: Es gibt keine bekannten Vorfälle, die auf häusliche Probleme hingedeutet hätten. Alle weiteren Umstände, die die Familie betreffen, werden derzeit geprüft.
Rechtsmediziner sollen nun klären, wann die drei Menschen gestorben sind. Weitere Auskünfte zum Todeszeitpunkt, Ablauf und zur Auffindesituation gibt das Präsidium in Konstanz daher mit Verweis auf laufende Ermittlungen nicht bekannt.
Erinnerungen an Pfaffenweiler
Vergleichbare Fälle kommen äußerst selten vor. Aber fast genau ein Jahr zuvor, nur wenige Kilometer entfernt in VS-Pfaffenweiler, spielte sich eine andere Familientragödie ab. Damals erstach ein junger Mann seine Eltern. Er soll sich in einem psychischen Ausnahmezustand befunden haben. Die Tat löste Entsetzen aus – so wie nun die Ereignisse in fünf Minuten Autofahrt Entfernung.

Die Hammerhalde ist ein Wohngebiet, das in den 1970er-Jahren entstand. Es zeichnet sich durch eine Mischung aus Flachdachhäusern und Villen aus und gilt als durchmischtes Quartier.
„Oh mein Gott“, entfährt es einem Mann aus der Seniorenwohnanlage, als er von einem Reporter des SÜDKURIER erfährt, was geschehen sein soll. Er kenne die Familie nicht weiter, die Kinder habe er ab und an auf der Straße vor dem Haus gesehen.
„Das ist absolut schrecklich“
Ein anderer Anwohner, Vater eines kleinen Kindes, ist ebenso fassungslos: „Das ist absolut schrecklich.“ Er habe von dem Vorfall im Radio gehört, aber nicht gewusst, dass das hier gewesen sein soll. Die direkten Nachbarn des Hauses wollen sich gegenüber der Presse nicht äußern.