Meterhoch loderten Ende Juli die Flammen auf dem Areal des Reifengroßhändlers Göggel in Gammertingen, die riesige Rauchsäule war kilometerweit zu sehen. Wie die zuständige Staatsanwaltschaft Hechingen auf SÜDKURIER-Nachfrage bestätigt, geht sie davon aus, dass das Inferno sehr wahrscheinlich durch ein Feuerwerk ausgelöst wurde – gezündet bei der Luxus-Hochzeitsfeier von Firmeninhaber Bruno Göggel auf dessen benachbartem Privatgrundstück mit der Red-Bull-Kunstfliegerstaffel und DJ Ötzi als Stargast.
Ein entsprechendes Sachverständigen-Gutachten lag aber bis Weihnachten wohl noch immer nicht vor, wie der Gammertinger Bürgermeister, Holger Jerg, dem SÜDKURIER sagt.
Anwohnerin: „Wir sitzen auf einem Pulverfass“
Der Schrecken der Brandnacht saß einigen Anwohnern auch Wochen später noch in den Knochen. Eine von ihnen ist Agnes Heinzelmann, die in einer Wohnsiedlung im Umkreis von Reifen Göggel lebt. „Die Brandnacht war für mich als Anwohnerin ein äußerst erschreckendes, beängstigendes und prägendes Ereignis“, sagte Heinzelmann dem SÜDKURIER Anfang September.

Einige Monate später äußerte Heinzelmann zusammen mit einem anderen Bürger die Sorge, dass es an Silvester erneut zu einem Brand in dem Gebiet kommen könnte und forderte ein Feuerwerksverbot rund um das Areal von Reifen Göggel, wie Medien berichteten.
Im Anschluss an eine Sitzung des Verwaltungsausschusses des Gammertinger Gemeinderats Anfang Dezember sagte Heinzelmann demnach zu den Räten: „Wir sitzen auf einem Pulverfass – und ich glaube, dass Ihnen das nicht bewusst ist.“
Bürgermeister nimmt Anlage in Augenschein
Doch Heinzelmanns Worte konnten noch so eindringlich sein: Ein Feuerwerksverbot rund um das Betriebsgelände von Reifen Göggel wird es an Silvester nicht geben. Weder Stadtverwaltung noch Landratsamt oder Feuerwehr sehen ein solches Verbot als angemessen an, wie Bürgermeister Holger Jerg am Telefon bestätigt.

Jerg betont, dass man für die Sorgen einzelner Anwohner durchaus Verständnis habe. „Auf Anregung von Anwohnern haben wir genau geprüft, ob es Anhaltspunkte gibt, um ein Verbot auszusprechen, wie das gewisse Städte an Silvester etwa für ihre Altstadt tun“, sagt Jerg. Er habe das Gelände auch selbst mehrfach in Augenschein genommen, gemeinsam mit dem Ordnungsamtsleiter, und auch die Feuerwehr und den Kreisbrandmeister eingeschaltet.
Kein Anlass für ein Feuerwerksverbot
Aber es gebe keinen Anlass für ein Feuerwerksverbot. So befänden sich über den Winter hinweg keine brennbaren Stoffe auf dem Gelände, nur Lieferwagen sowie leere Metallboxen stünden dort. Reifen lagerten, anders als im vergangenen Sommer, keine auf den Außenflächen von Reifen Göggel. Das bestätigen Bilder, die der Bürgermeister selbst bei einer Begehung gemacht und dem SÜDKURIER zugesandt hat.
Zudem, so Jerg weiter, sei die Witterungslage im Winter eine ganz andere als im Sommer. Und schließlich sei das Feuerwerk auf der Hochzeitsfeier von Reifen-König Bruno Göggel mit Pyrotechnik eines Profis gezündet worden. Dessen Füllmenge sowie verwendete Spreng- und Brandstoffe seien gänzlich andere als bei frei erhältlichen Feuerwerken, die Privatpersonen an Silvester zünden.
Auf Nachfrage erklärt Jerg auch, dass kein professionelles Feuerwerk für das Gebiet rund um Reifen Göggel beantragt worden sei. „Ich glaube auch nicht, dass ein Unternehmer Interesse an so etwas hat, wenn ein Teil seines Lebenswerks nach einem Feuerwerk zerstört wurde.“