Der langjährige Privatsekretär von Papst Benedikt XVI., Georg Gänswein, hat seinen Top-Posten im Vatikan als Präfekt des Päpstlichen Hauses verloren. Wie der Heilige Stuhl am Donnerstag mitteilte, kehrt der bereits beurlaubte Erzbischof auf Anweisung von Papst Franziskus zunächst ohne wichtiges Amt in sein Heimatbistum Freiburg zurück.

Damit bestätigen sich Gerüchte und Hinweise, die schon seit einigen Wochen kursiert sind. Im Mai hielt Gänswein bereits eine Messe im Freiburger Münster. Über seine genaue Rolle herrscht aber Unklarheit.

Offen ist etwa das Verhältnis zwischen Gänswein und dem Freiburger Erzbischof Stephan Burger, der Gänsewein wegen dessen Status als Erzbischof nur bedingt Anweisungen geben kann. Pfarrer aus dem Erzbistum hatten gegenüber dem SÜDKURIER zuletzt ebenfalls Zweifel an Gänswein künftiger Rolle geäußert. Burger selbst hat sich zu der Personalie noch nicht erklärt. Eine Situation mit zwei Erzbischöfen in einem Erzbistum ist ungewöhnlich.

Die möglichen neuen Aufgaben für den langjährigen Privatsekretär von Papst Benedikt XVI. bleiben nach Angaben des Freiburger Erzbistums „künftigen Überlegungen“ vorbehalten. Der 66-Jährige werde Rom in der ersten Juli-Woche verlassen und dann in Freiburg wohnen, teilte ein Sprecher des Erzbischöflichen Ordinariats auf Anfrage mit.

Gänswein wurde 2020 von Franziskus beurlaubt

Gänswein war als Präfekt bereits 2020 dauerhaft von Papst Franziskus beurlaubt worden. In seinem vor Kurzem erschienenen Buch „Nichts als die Wahrheit“ schrieb Gänswein, er sei damals „schockiert und sprachlos“ über die Entscheidung gewesen.

Im Vatikan hatte er seither keine offizielle Funktion mehr. Gänswein muss seine Dienstwohnung neben dem Petersdom räumen und kehrt nach fast drei Jahrzehnten an der Kurie nach Deutschland zurück. Gänswein war viele Jahre Privatsekretär und Vertrauter des deutschen Papstes Benedikt VXI. und kümmerte sich bis zu dessen Tod an Silvester 2022 um den emeritierten Pontifex.

Das Verhältnis zwischen dem heutigen Papst und Gänswein gilt seit vielen Jahren als belastet, weil sich Benedikt nach seinem Rücktritt häufig in kirchenpolitischen Fragen zu Wort meldete und den Kurs des Nachfolgers kritisierte. Dahinter vermuteten Beobachter den Einfluss Gänsweins, was dieser zurückwies. Für Unverständnis und Empörung sorgte im Vatikan, dass der Deutsche kurz nach Benedikts Tod ein Buch über ihn herausbrachte und es offensiv bewarb. In dem Buch schildert er auch private Konversationen mit Franziskus. (dpa/KNA/sk)