Viele Umwege sind nun Vergangenheit. Zweieinhalb Jahre war die direkte Verbindung vom Überlinger Osten und Nußdorf zum Sportzentrum, nach Rengoldshausen und ins Gewerbegebiet wegen der Brückenbauarbeiten am Knoten Altbirnau gekappt gewesen. Seit Dienstag ist die wichtige Verkehrsschlagader wieder frei, die nun auch eine direkte Auffahrt zur B31 ermöglicht und damit den Teilort Nußdorf vom Durchgangsverkehr entlastet. Dies betonten der Tübinger Regierungspräsident Klaus Tappeser und Oberbürgermeister Jan Zeitler bei der feierlichen Verkehrsfreigabe des neuen Anschlusses am Dienstagmorgen im Beisein von Behördenvertretern, den beteiligten Baufirmen und zahlreichen Gemeinderäten.

Mit einem Scherenschnitt wollten sie sich nicht begnügen. Danach begannen OB Jan Zeitler, Regierungspräsident Klaus Tappeser, ...
Mit einem Scherenschnitt wollten sie sich nicht begnügen. Danach begannen OB Jan Zeitler, Regierungspräsident Klaus Tappeser, Friedrichshafens Bürgermeister Dieter Stauber und Christoph Keckeiesen, Erster Landesbeamter des Bodenseekreises schon mal die Absperrungen bei Seite zu räumen. | Bild: Hanspeter Walter

Bedeutung für die ganze Region

„Die B31 ist die zentrale Verkehrsachse entlang des Bodensees“, betonte Klaus Tappeser in seiner Ansprache. Umso wichtiger sei es, dass die neuen Anschlüsse an die Bundesstraße und neu errichtete Brücke über die Rengoldshauser Straße geeignet seien, zum einen den Verkehrsfluss auf der B31 zu verbessern und zugleich die Ortsdurchfahrt von Nußdorf zu entlasten. „Mit der Erneuerung und Verbreiterung der Brücke werten wir diese Bedeutung auf“, sagte der Regierungspräsident: Was nicht nur für die Menschen in Überlingen, sondern für die ganze Region eine hohe Bedeutung habe.

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„Die neue Brücke entspricht modernsten Standards und wird für viele Jahrzehnte wertvolle Dienste leisten.“ Was beim Nußbachviadukt nicht mehr der Fall ist. Deshalb müsse hier in absehbarer Zeit eine Sanierung in Angriff genommen werden. „Wir sind noch nicht am Ende“, sagte Tappeser deshalb und kündigte auch den Bau einer Lärmschutzwand für Nußdorf im Jahr 2027 an.

In Nachtschichten gegen das „Absaufen“ gekämpft

Der komplizierten Planung und der Landesgartenschau sei es geschuldet gewesen, dass der Neubau der B31 westlich von Überlingen und der Umbau des Knotens Altbirnau in zwei Bauabschnitte aufgeteilt werden mussten. Schließlich hätten die Pandemie und der Ukrainekrieg für Materialengpässe und Verzögerungen bei der Umsetzung gesorgt, erklärte der Regierungspräsident. Herausfordernd gewesen sei der Starkregen im Juni 2024 gewesen. Man habe schon Sorge gehabt, dass die Baustelle „absäuft“, sagte Klaus Tappeser, und die Böschung an der provisorischen Umfahrung abrutsche. Nur durch mehrere Nachtschichten habe sie wieder stabilisiert werden können.

„You are the sunshine of my life“ – „Over the rainbow“: Trompeter Michael Maisch begleitete die feierliche Verkehrsfreigabe musikalisch. ...
„You are the sunshine of my life“ – „Over the rainbow“: Trompeter Michael Maisch begleitete die feierliche Verkehrsfreigabe musikalisch. Überlinger Trachten schmückten das Bild. | Bild: Hanspeter Walter

Wertvolle Zauneidechsen umgesiedelt

Auch Natur- und Umweltschutz sei beim Umbau des Knotens Rechnung getragen worden, erklärte der Regierungspräsident. So habe man nicht nur 300 Kubikmeter nährstoffreichen Humus entnommen und durch mageren Boden ersetzt, der der pflanzlichen Artenvielfalt Rechnung trage. Sondern es sei auch hier eine Population von streng geschützten Zauneidechsen erfolgreich umgesiedelt worden.

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„Einen wertvollen Zugewinn an Lebensqualität für Bürgerinnen und Bürger“ nannte Oberbürgermeister Jan Zeitler die aufwendige Baumaßnahme. Dies gelte ganz besonders für Nußdorf, das sich diesen Anschluss lange gewünscht hatte. Gerade die Bewältigung der Starkregenfolgen hätten auch gezeigt, sagte Zeitler, wie gut die Zusammenarbeit aller Beteiligten funktioniert habe.

Kosten von 21,2 Millionen Euro tragen Stadt, Land und Bund

Gemeinsam getragen werden auch die Kosten der Baumaßnahme. Vom Gesamtaufwand von 21,2 Millionen Euro trägt der Bund mit 9,8 Millionen knapp die Hälfte. Die 11,4 Millionen Euro, die zu Lasten der Stadt gehen, werden durch einen Landeszuschuss in Höhe von 4,7 Millionen Euro gemildert. Aufgeteilt werden die Kosten bei derlei Bauvorhaben nach dem Querschnitt der angeschlossenen Straßen. Und die Rengoldshauser Straße ist aufgrund der begleitenden Radwege sogar breiter als die Bundesstraße.

Ein wichtiges Straßenbauprojekt für die Stadt Überlingen ist abgeschlossen. Seit Dienstagnachmittag ist die Rengoldshauser Straße wieder ...
Ein wichtiges Straßenbauprojekt für die Stadt Überlingen ist abgeschlossen. Seit Dienstagnachmittag ist die Rengoldshauser Straße wieder durchgänging befahrbar. Am Rednerpult beim Festakt steht OB Jan Zeitler. | Bild: Hanspeter Walter

Bei seinem Grußwort hat Regierungspräsident Klaus Tappeser den katholischen Stadtpfarrer Bernd Walter neben den evangelischen Kollegen, Dekanin Regine Klusmann und Stadtpfarrer Kai Tilgner, versehentlich unerwähnt gelassen. Das korrigierte OB Jan Zeitler in seinem Grußwort jedoch schonend. Und in seinem Schlusswort dankte der Regierungspräsident schließlich der „Trinität“ für deren Gebet und Segensworte.

Ein Ständchen für den neuen Knotenpunkt

Musikalisch begleitet wurde die Veranstaltung von Trompeter Michael Maisch, der, zunächst von Wolken beschattet, das Stück „Over the rainbow“ intonierte. Später, als der Himmel aufklärte, spielte er „You are the sunshine of my life“.

Dem gut getakteten offiziellen Part schloss sich ein Ausklang beim „Feuerwehrpalais“ an, wie Klaus Tappeser zu Beginn seiner Ansprache den neuen Ausrückebereich Ost bezeichnet hatte, also das neue Feuerwehrhaus der Abteilungswehren Nußdorf und Deisendorf. In der Hoffnung, wie Tappeser sagte, dass die Funktionalität mit der Ästhetik des Gebäudes Schritt halten könne.