Die Geschäftsführung des Stockacher Unternehmens Eto bekommt Zuwachs – und schon die englische Berufsbezeichnung des neuen Mitglieds zeigt, wie es um den Automobilzulieferer steht. Maximilian Eberl ist zukünftig als „Chief Restructuring Officer“ (CRO), also Chef-Restrukturierer, im Führungsteam, wie in einer Pressemitteilung verkündet wurde. Eberl kommt von der Unternehmensberatung Haselhorst.

Auf dem Internetauftritt der nur wenige Meter vom Starnberger See ansässigen Unternehmensberatung heißt es, ihre CROs haben „Erfahrungen im Umgang mit kritischen Situationen und im Krisenmanagement“. Mit dieser Erfahrung soll Eberl der Eto-Gruppe bei der Neuaufstellung helfen. Zuletzt hatte das Unternehmen sein Umsatzziel von 500 Millionen Euro für das Jahr 2024 deutlich verfehlt. Für das laufende Jahr wird ein Erlös von 430 Millionen Euro angepeilt.

Keine Maßnahmen verkündet

Am Dienstag stellte sich Eberl in einer rund halbstündigen Versammlung den Mitarbeitern vor, wie Eto-Pressesprecher Tobias Rieger auf Nachfrage des SÜDKURIER berichtete. Eberl sei bereits seit drei Wochen im Unternehmen und bringe rund 15 Jahre Berufserfahrung mit.

Konkrete Maßnahmen zur Restrukturierung habe er den Beschäftigten noch nicht präsentieren können. Firmenchef Michael Schwabe und Finanzchef Hubertus Stroetmann hatten bereits im April im Gespräch mit dem SÜDKURIER erklärt, dass man ein ‚umfassendes Maßnahmenpaket‘ vorbereite, um die Umsätze zu stabilisieren und letztendlich auch wieder zu steigern.

Hubertus Stroetmann ist Finanzchef der Eto-Gruppe
Hubertus Stroetmann ist Finanzchef der Eto-Gruppe | Bild: Eto

Wann das Maßnahmenpaket kommt und was es beinhaltet, bleibt noch einige Zeit offen. „Die externen Gutachter brauchen noch ein paar Monate, bis sie ein Ergebnis präsentieren können – erst dann gibt es ein Fundament, auf dem wir Entscheidungen treffen können“, sagt Pressesprecher Rieger.

Bis dahin müsse das Unternehmen weiter sehr kostenbewusst agieren. Dazu sei Kurzarbeit ein wichtiges Instrument, das dem Konzern noch bis Ende des Jahres zur Verfügung stehe. Ausgeschlossen werden könne weiterhin nichts, auch keine betriebsbedingten Kündigungen.

Zukünftige Aufgabenverteilung unklar

Mit Maximilian Eberl wächst die Geschäftsführung um Schwabe, Stroetmann und den operativen Geschäftsführer Patrick Boos auf vier Personen an.

Schwabe selbst musste in jüngster Zeit Kompetenzen an Finanzchef Hubertus Stroetmann abgeben, wie der SÜDKURIER aus dem Umfeld des Unternehmens erfuhr. Schon am Montag hatte der SÜDKURIER über Gerüchte zu Veränderungen an der Führungsspitze berichtet, die Stroetmann nicht dementiert hatte.

Michael Schwabe leitet das Unternehmen Eto-Gruppe.
Michael Schwabe leitet das Unternehmen Eto-Gruppe. | Bild: Eto

Ob Schwabe und die anderen Mitglieder der Geschäftsführung nun Kompetenzen an Eberl abtreten müssen, wollte Sprecher Rieger vorerst nicht beantworten: „Eberl hat sich auf der Versammlung mit den Worten vorgestellt, er sei als zusätzlicher Lotse auf die Kommandobrücke gekommen – das beschreibt die neuen Verhältnisse ganz gut.“

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Für Eberl ist die Aufgabe, ein Unternehmen aus der Automobilbranche aus der Krise zu führen, nicht neu. In den vergangenen Jahren habe er erfolgreich bei Automobilzulieferern in den USA, China und Europa bei der Restrukturierung geholfen, heißt es auf dem Internetauftritt der Haselhorst Unternehmensberatung. Firmenchef Michael Schwabe beschreibt Eberl in der Pressemitteilung als „versierte Führungspersönlichkeit mit umfassender Branchen- und Transformationserfahrung“.