Die Mitarbeiter des Donaueschinger Autozulieferers IMS Gear müssen im laufenden Jahr keine drastischen Einschnitte fürchten, wie sie derzeit bei vielen anderen Branchenbetrieben an der Tagesordnung sind.

„Wir machen keinen aktiven Stellenabbau und planen ihn auch nicht“, sagte IMS-Gear-Vorstand Ales Starek am Freitag in Donaueschingen bei der Vorstellung der Jahreszahlen für 2024. Allerdings stelle man angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Lage, mit Ausnahme von Spezialfunktionen, auch niemanden neu ein.

Derzeit keine Kurzarbeit

Auch Kurzarbeit, sei im Moment bei IMS Gear kein Thema, ergänzte Bernd Schilling, ebenfalls im IMS-Vorstand. Künftig ausschließen könne man den Einsatz des Arbeitsmarkinstruments aber auch nicht.

Die IMS Gear-Vorstände Ales Starek (links) und Bernd Schilling führen nach dem altersbedingten Ausscheiden von Dieter Lebzelter und ...
Die IMS Gear-Vorstände Ales Starek (links) und Bernd Schilling führen nach dem altersbedingten Ausscheiden von Dieter Lebzelter und Wolfgang Weber den 600-Millionen-Euro-Zulieferer aus Donaueschingen allein. Für die Weltregionen gibt es jetzt aber Regionalverantwortliche. | Bild: Roland Sigwart

Viele Konkurrenten streichen Stellen

Bei Autozulieferern bundesweit häufen sich derzeit die Hiobsbotschaften. Erst vor wenigen Tagen wurde beispielsweise bekannt, dass Deutschlands zweitgrößter Zulieferer ZF für Tausende Beschäftigte an mehreren Standorten die Vier-Tage-Woche ohne Lohnausgleich einführt und tarifliche Sonderleistungen kassiert.

Genau wie Bosch und Conti streicht das Unternehmen zusätzlich Stellen und schließt Werke. Gleiches gilt für viele kleinere Zulieferer, auch in der Region, wo hart kurz gearbeitet wird.

Die Branche befindet sich in der Rezession

Grund sind meist fehlende Aufträge. Die weltweite Neuzulassung von Fahrzeugen hat sich seit der Coronakrise deutlich unterhalb eines einst prognostizierten Niveaus eingependelt.

Vielerorten stehen daher Produktionskapazitäten, die einst im Vertrauen auf Wachstum aufgebaut wurden, nun still. Kurzarbeit allein erweist sich angesichts der Dauerkrise zunehmend als wirkungslos, die Beschäftigung zu sichern.

Prozessautomatisierung ist eines der Anwendungsfelder, in denen IMS Gear KI-Technologien einsetzt.
Prozessautomatisierung ist eines der Anwendungsfelder, in denen IMS Gear KI-Technologien einsetzt. | Bild: Ims Gear

Man erkannte die Krise früher als andere

IMS Gear steht jetzt vergleichsweise gut da, weil das Unternehmen bereits zu einem frühen Zeitpunkt auf die globale Nachfrageschwäche reagiert hat. Im Sommer 2020 kündigte der für seine Komfortsysteme und Kleinantriebe in Autos bekannte Zulieferer an, eine niedere dreistellige Zahl an Mitarbeitern betriebsbedingt zu kündigen.

Umfangreiche Neueinstellungen haben seit damals nicht stattgefunden. „Wir haben damals erkannt, dass sich der Automobilmarkt kurzfristig nicht erholen wird und sind diesen Schritt gegangen“, sagte Schilling am Freitag. „Das, was jetzt in der Branche passiert, haben wir schon 2020 durchgemacht“.

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Aktuell arbeiten bei IMS-Gear rund 1600 Mitarbeiter in Deutschland. Vor einem Jahr waren es etwa 1700. Die Differenz erklärt sich durch Abgänge, etwa durch altersbedingte Fluktuation.

Weltweit stehen bei dem Zulieferer rund 3000 Menschen auf der Gehaltsrolle, auch dieser Wert ist gegenüber Vorjahr leicht gesunken. Wichtige Werke befinden sich in Donaueschingen, Villingen-Schwenningen, Trossingen und Eisenbach.

Das IMS Gear-Werk in Eisenbach. Die Produktion wird von hier nach Villingen-Schwenningen und nach Donaueschingen verlagert.
Das IMS Gear-Werk in Eisenbach. Die Produktion wird von hier nach Villingen-Schwenningen und nach Donaueschingen verlagert. | Bild: IMS

Ausgestanden ist die automobile Dauerkrise aber auch für IMS Gear nicht. „Auch wir kämpfen mit Unterauslastung und steigenden Kosten“, sagte Schilling. Die Zeit, bis die Nachfrage wieder anspringt, überbrücke man mit Effizienzsteigerungen.

In den indirekten Bereichen, also etwa der Verwaltung und der Entwicklung, versucht das Unternehmen durch Prozessverbesserungen und mehr Digitalisierung Kosten einzusparen. „Wir versuchen hier mit der gleichen Mannschaft mehr Umsatz zu machen“, sagte Starek.

Neue Management-Struktur

Seit den altersbedingten Abgängen von Dieter Lebzelter 2024 und Wolfgang Weber im Frühjahr 2025 besteht der IMS-Vorstand nur noch aus zwei Personen. Um agiler auf globale Entwicklungen eingehen zu können, hat das Unternehmen aber Marktverantwortliche eingeführt, die unterhalb des Vorstands für die einzelnen Weltregionen verantwortlich zeichnen.

„Wir haben bewusst Verantwortung in die Regionen abgegeben“, sagte Schilling. Ziel sei es, in den Weltregionen schneller und gezielter auf Kundenwünsche zu reagieren. „Wir haben erkannt, dass wir darin bisher nicht gut gewesen sind“, sagte er.