Die Frist zur Abgabe der Steuererklärung läuft Ende Juli aus. Nur wer einen Steuerberater in Anspruch nimmt, hat etwas mehr Zeit. Als Steuerzahler sollte man sich daher sputen, auch aus Eigeninteresse. Denn eine Steuererklärung abzugeben, bedeutet oft bares Geld.

Rund Tausend Euro erhält jeder Steuerbürger nach Daten des Bundesfinanzministeriums nach Abgabe der Steuererklärung im Durchschnitt vom Staat zurück. Vom Laptop bis zu Gesundheitskosten ist vieles absetzbar.

In einer Online-Veranstaltung mit mehreren Hundert Teilnehmern haben Experten des Bunds der Steuerzahler SÜDKURIER-Abonnenten und -Abonnentinnen Tipps gegeben, auf was beim Ausfüllen der Steuererklärung zu achten ist, damit einem kein Geld durch die Lappen geht. Hier fassen wir wichtige Ergebnisse zusammen:

Andrea Schmid-Förster, Vize-Chefin des Bunds der Steuerzahler im Südwesten gab Tipps – auch für Rentner, die eine Steuererklärung ...
Andrea Schmid-Förster, Vize-Chefin des Bunds der Steuerzahler im Südwesten gab Tipps – auch für Rentner, die eine Steuererklärung ausfüllen müssen. | Bild: Frank Eppler

Wer muss überhaupt eine Einkommensteuererklärung abgeben? Auch Rentner?

Arbeitnehmer, die ausschließlich Einkünfte aus ihrer Arbeitnehmertätigkeit haben, sind generell nicht verpflichtet, eine Einkommensteuererklärung abzugeben. Von diesem Grundsatz gibt es allerdings eine ganze Reihe von Ausnahmen.

Dazu gehören Arbeitnehmer, die Nebeneinkünfte oder Lohnersatzleistungen wie etwa Eltern-, Kranken- oder Kurzarbeitergeld von mehr als 410 Euro erhalten haben. Auch für Ehepaare, die von den Steuerklassenkombinationen 3 und 5 oder 4 mit Faktorverfahren Gebrauch machen, ist die Abgabe Pflicht. Nicht-Arbeitnehmer, also etwa Rentner oder Selbständige sind betroffen, wenn ihre steuerpflichtigen Einkünfte – etwa aus Rente oder Miete – den Grundfreibetrag überschreiten.

Wo liegt der Grundfreibetrag aktuell?

Der Grundfreibetrag – also die Steuerfreigrenze – liegt für das Jahr 2024 bei 11.784 Euro beziehungsweise bei 23.568 Euro für zusammenveranlagte Ehepaare.

Für die meisten eine lästige Pflicht: Jedes Jahr muss die Steuererklärung zum Finanzamt. Dieses Jahr ist der Stichtag Ende Juli.
Für die meisten eine lästige Pflicht: Jedes Jahr muss die Steuererklärung zum Finanzamt. Dieses Jahr ist der Stichtag Ende Juli. | Bild: Oliver Berg, dpa

Ich bin Arbeitnehmer und muss keine Steuererklärung abgeben. Lohnt sich eine freiwillige Steuererklärung?

Eine Einkommensteuererklärung lohnt sich beispielsweise, wenn man mehr als 1.230 Euro an Werbungskosten hat. Dies ist bereits der Fall, wenn der Fahrtweg zum Arbeitsplatz länger als 19 Kilometer ist.

Eine Einkommensteuererklärung kann sich aber auch bei einem Jobwechsel lohnen. Wer gespendet hat, Kirchensteuer oder Kinderbetreuungskosten zahlt, sollte auf jeden Fall eine Steuererklärung abgeben.

Wurden Reparaturen am eigenen Haus getätigt oder wurde ein Gärtner beschäftigt, können die Arbeitskosten daraus ebenfalls steuerlich geltend gemacht werden.

Mussten in einem Jahr sehr hohe Kosten aufgrund einer Krankheit gezahlt werden, die nicht von der Krankenkasse übernommen worden sind, können diese unter Umständen ebenfalls steuerlich als außergewöhnliche Belastungen berücksichtigt werden und zu einer Steuererstattung führen.

Timo Kaiser vom Bund der Steuerzahler berät jeden Tag zum Thema Steuern. Auch immer mehr Senioren fragen bei ihm nach Rat.
Timo Kaiser vom Bund der Steuerzahler berät jeden Tag zum Thema Steuern. Auch immer mehr Senioren fragen bei ihm nach Rat. | Bild: BdSt BW

Häufig fällt bei der Steuererklärung der Begriff Werbungskosten. Was ist das überhaupt?

Werbungskosten sind Aufwendungen zur Erwerbung, Sicherung und Erhaltung der entsprechenden Einnahme. Für Arbeitnehmer fallen darunter beispielsweise die Fahrtkosten zur Arbeit, Arbeitsmittel, Gewerkschaftsbeiträge, Fortbildungskosten, Umzugskosten aus beruflichem Anlass, Kontoführungskosten, Telefon- und Internetkosten, Bewerbungskosten oder die Homeoffice-Pauschale. Wichtig ist, dass der Arbeitgeber diese Kosten nicht zuvor bereits erstattet hat.

Bis wann ist die Einkommensteuererklärung 2024 beim Finanzamt abzugeben?

Wer seine Steuererklärung selbst erstellt und diese für das Jahr 2024 noch nicht abgegeben hat, sollte sich beeilen. Fristtermin für die Abgabe ist schon der 31. Juli 2025.

Mehr Zeit bleibt denjenigen, die einen Steuerberater oder Lohnsteuerhilfeverein mit der Steuererklärung betraut haben. Die Abgabefrist endet dann erst am 30. April 2026.

12,4 Milliarden Euro an Kirchensteuer erhielten katholische und evangelische Kirche 2023. Wer Kirchensteuer zahlt, kann sie in der ...
12,4 Milliarden Euro an Kirchensteuer erhielten katholische und evangelische Kirche 2023. Wer Kirchensteuer zahlt, kann sie in der Steuererklärung absetzen. | Bild: Peter Kneffel, dpa

Was ist mit freiwilligen Steuererklärungen?

Noch länger Zeit hat nur, wer nicht zur Abgabe verpflichtet ist, sprich eine freiwillige Steuererklärung macht. Die Frist verstreicht dann erst mit Ablauf des 31. Dezember des vierten Folgejahres. Für das Steuerjahr 2024 ist das konkret der 31. Dezember 2028.

Was tun, wenn man die Abgabefrist nicht einhalten kann?

Wer verpflichtet ist, eine Steuererklärung abzugeben und diese zu spät abgibt, riskiert einen Verspätungszuschlag. Zusätzlich kann das Finanzamt ein Zwangsgeld verhängen. Wer dann immer noch nicht tätig wird, der kann vom Finanzamt geschätzt werden – und das ist in der Regel zum Nachteil des Steuerzahlers.

Wenn es eng wird, gilt deshalb: Rechtzeitig aktiv werden und den Kontakt zum Finanzamt suchen. In Ausnahmefällen – wie einer Krankheit oder einem Aufenthalt im Ausland oder wichtigen fehlenden Unterlagen – kann Fristverlängerung beantragt werden. Der Antrag sollte möglichst vor dem Fristablauf an das Finanzamt gestellt werden. Stimmt das Finanzamt der Fristverlängerung zu – die Entscheidung liegt im Ermessen der Behörde –, erhält der Steuerzahler einen neuen Termin zur Abgabe der Steuererklärung.

Ich arbeite an drei Tagen die Woche im Homeoffice. Kann ich das steuerlich berücksichtigen?

An Tagen, an denen man überwiegend im Homeoffice ist, kann man die Homeoffice-Pauschale in Höhe von 6 Euro pro Tag nutzen. Maximal kann sie für 210 Tage im Jahr geltend gemacht werden.

Sina Wetzel, eine der BdSt-Expertinnen im Chat beim Webinar zum Thema Steuererklärung.
Sina Wetzel, eine der BdSt-Expertinnen im Chat beim Webinar zum Thema Steuererklärung. | Bild: Frank Eppler

Kann ich zudem die Pendlerpauschale ansetzen?

Wer die Homeoffice-Pauschale nutzt, kann in der Regel nicht für denselben Tag auch die Entfernungspauschale (sogenannte Pendlerpauschale) geltend machen. Zusätzlich zur Homeofficepauschale können Telefon- und Internetkosten sowie Aufwendungen für Arbeitsmittel geltend gemacht werden.

Bei mir an der Tür hat eine Hilfsorganisation um Spenden gebeten. Ich habe diesen 50 Euro gegeben. Kann ich das steuerlich geltend machen?

Im Grundsatz können Spenden steuerlich geltend gemacht werden, sofern es sich um eine Organisation für mildtätige, kirchliche oder gemeinnützige Zwecke handelt. Allerdings ist hierfür ein Nachweis notwendig. Bei Beträgen bis 300 Euro genügt dafür ein Bareinzahlungsbeleg oder ein entsprechender Kontoauszug.

Bei Spenden über 300 Euro benötigt der Steuerzahler dagegen eine Spendenbescheinigung, ebenso bei Spenden an eine Organisation mit Sitz in einem Mitgliedsland der EU oder des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR), also etwa Liechtenstein. Eine Spende an eine Organisation mit Sitz in der Schweiz, den USA oder einem anderen Land kann dagegen steuerlich nicht berücksichtigt werden.

3000 Euro kann ein Implantat locker kosten. Außergewöhnlich hohe Heil- und Gesundheitskosten kann man beim Finanzamt einreichen.
3000 Euro kann ein Implantat locker kosten. Außergewöhnlich hohe Heil- und Gesundheitskosten kann man beim Finanzamt einreichen. | Bild: Markus Scholz, dpa

Wird mein Elterngeld versteuert?

Das Elterngeld und andere Lohnersatzleistungen wie das Kranken- oder Arbeitslosengeld sind zwar steuerfrei, unterliegen aber dem sogenannten Progressionsvorbehalt. Das bedeutet, dass solche Lohnersatzleistungen den prozentualen Steuersatz, der für das zu versteuernde Einkommen gilt, erhöhen. Sie werden also obendrauf gerechnet.

Ich bin notorisch knapp bei Kasse. Was kann ich tun, wenn ich meine Steuernachzahlung nicht in einem Betrag zahlen kann?

Trifft den Steuerzahler eine Nachzahlung unerwartet, kann er beim Finanzamt um eine Stundung oder um eine Ratenzahlung bitten. Ob diese gewährt wird, liegt im Ermessen des Finanzamts. Zu Bedenken ist zudem: Zum einen fallen für den Zeitraum der Stundung Zinsen an und zum anderen kann sie von einer Sicherheitsleistung abhängig gemacht werden.

20 Prozent des Arbeitslohns für Handwerker kann man steuerlich geltend machen, wenn man sein Haus renoviert. Das gilt auch für Gärtner ...
20 Prozent des Arbeitslohns für Handwerker kann man steuerlich geltend machen, wenn man sein Haus renoviert. Das gilt auch für Gärtner oder Putzhilfen. | Bild: Patrick Pleul, dpa

Ich habe im Laufe des Kalenderjahres, also beispielsweise jetzt im Juli, zum ersten Mal Rente bezogen. Nun weist mein Steuerprogramm eine hohe Nachzahlung aus. Kann das sein?

Bei Rentenzahlungen wird keine Steuer automatisch einbehalten, wie dies etwa bei der Lohnsteuer für den Arbeitslohn der Fall ist – auch wenn ein Großteil der Renten steuerpflichtig ist. Das heißt: Steuern werden nicht monatlich vorausgezahlt, sondern sind erst im Rahmen der Steuererklärung fällig. So ergibt sich die Nachzahlung.

Ich habe einen Minijob. Muss ich diesen in der Steuererklärung angeben?

In aller Regel führt der Minijob-Arbeitgeber pauschal zwei Prozent Lohnsteuer und Sozialabgaben ab. Damit ist der Lohn endbesteuert und Sie müssen den Minijob nicht in der Steuererklärung angeben. Tipp: Sie sind unsicher, ob Ihr Arbeitgeber Ihren Minijob pauschal versteuert? Werfen Sie einen Blick in Ihre Lohnabrechnung. Wenn dort keine Lohnsteuerklasse, sondern „pauschale Steuer“ steht, ist ihr Minijob schon versteuert.

38 Cent je Kilometer erhalten Arbeitnehmer ab 2026 als Pendlerpauschale vom Finanzamt erstattet. Im Moment sind es noch 30 Cent.
38 Cent je Kilometer erhalten Arbeitnehmer ab 2026 als Pendlerpauschale vom Finanzamt erstattet. Im Moment sind es noch 30 Cent. | Bild: Marijan Murat, dpa

Ich beschäftige eine Haushaltshilfe. Kann ich das steuerlich geltend machen?

Ja – und zwar als haushaltsnahe Dienstleistung. So können 20 Prozent von bis zu 2.550 Euro Kosten pro Jahr steuerlich geltend gemacht werden. Daraus ergibt sich eine maximale Steuerermäßigung von bis zu 510 Euro jährlich; sie wird direkt von der zu zahlenden Einkommenssteuer abgezogen. Wer einen Dienstleister beauftragt (Gebäudereiniger, Gärtner oder Pflegedienst) kann 20 Prozent der Aufwendungen bis zu 20.000 Euro, also 4.000 Euro, von der Steuerschuld abziehen.

Tipp: Wohnen Sie in einem Mehrfamilienhaus, schauen Sie in die Nebenkostenabrechnung. Hier werden häufig haushaltsnahe Dienstleistungen ausgewiesen. Diese können sowohl Mieter als auch Eigentümer, die ihre Wohnung selbst nutzen, geltend machen.

Ich habe ein paar kleine Kapitalerträge. Muss ich diese in der Steuererklärung angeben?

Wenn für die Kapitalerträge bereits Kapitalertragsteuer abgeführt wurde – und das ist bei Kapitalanlagen in Deutschland in der Regel der Fall – oder die Kapitalerträge unter dem Sparer-Pauschbetrag (1.000 Euro bzw. 2.000 Euro bei zusammenveranlagten Ehegatten) liegen, müssen Sie diese nicht in der Steuererklärung angeben.

Konkret heißt das: Auf die Abgabe der Anlage KAP können Sie verzichten. Aber es gibt eine Ausnahme. Haben Sie Kapitalerträge von ausländischen Banken, müssen diese in der Steuererklärung angegeben werden.

Freunde von mir geben ihre Kapitalerträge immer an – warum?

Es kann sich durchaus lohnen, die Kaptalerträge freiwillig in der Steuererklärung anzugeben. Nämlich dann, wenn der persönliche Steuersatz unter 25 Prozent liegt oder Sie Ihre Freistellungsaufträge nicht optimal erteilt haben. Dann bekommen Sie über die sog. Günstigerprüfung zu viel gezahlte Kapitalertragsteuer vom Finanzamt erstattet.

50 Euro oder mehr pro Jahr spenden viele Menschen gemeinnützigen Organisationen, wie Greenpeace. Mit einer Spendenquittung kann man ...
50 Euro oder mehr pro Jahr spenden viele Menschen gemeinnützigen Organisationen, wie Greenpeace. Mit einer Spendenquittung kann man seine Steuerlast senken. | Bild: STEFANO RELLANDINI, dpa

Ich vermiete eine Wohnung, allerdings deutlich unter dem Mietspiegel. Gibt es da Probleme?

Das Vermieten unterhalb des Mietspiegels ist grundsätzlich möglich und rechtlich zulässig: Allerdings prüft das Finanzamt, ob Ihre Mieteinnahmen der Marktmiete entsprechen. Verlangen Sie eine Miete, die weniger als 50 Prozent der ortsüblichen Miete beträgt, wird das Finanzamt die Werbungskosten anteilig kürzen.

Ich wohne in Deutschland, beziehe aber eine Rente aus der Schweiz. Wie ist die zu versteuern?

Schweizer Rentenbezüge aus der AHV werden seit 2005 in Deutschland besteuert. Der steuerpflichtige Anteil richtet sich – wie beim Bezug der gesetzlichen Rente in Deutschland – nach dem Jahr des Rentenbeginns.

Warum werden immer mehr Rentner einkommenteuerpflichtig?

In einem über mehrerer Jahrzehnte andauernden Prozess, werden die Rentenbeiträge, die Arbeitnehmer zahlen, zusehends steuerfrei gestellt. Diese sogenannte nachgelagerte Besteuerung der Renten wurde 2005 eingeführt. Im Gegenzug werden später beim Übergang in den Ruhestand die Altersbezüge der Rentner entsprechend besteuert. Komplett zu versteuern sind Renten ab dem Renteneintrittsjahr 2058.