Der Hort der Waldtor-Schule steht vor dem Aus: In jüngster Sitzung stimmte der Gemeinderat einstimmig dafür, der Einrichtung zum nächsten Schuljahr die finanzielle Unterstützung zu streichen. Der Zuschussbedarf des Horts war in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen – auf jetzt etwa 146.000 Euro. Die Nutzerzahlen für das Angebot sind derweil ebenso stetig zurückgegangen. Eine weitere Bezuschussung sei aus Sicht der Stadt nicht verhältnismäßig, argumentierte Oberbürgermeister Martin Gruner.
Nur zwölf Kinder werden im Hort betreut
„Ein Hort ist eigentlich etwas, das wir sehr gut brauchen und im Bildungssystem ein geradezu unverzichtbarer Teil ist“, eröffnete Gruner die Debatte um die Zukunft des Horts, die dann aber letztlich doch keine Debatte wurde. Denn einig zeigte sich das Gremium vor allem in dem Punkt, dass aller finanziellen Unterstützung durch die Stadt Grenzen gesetzt seien.
Diese seien dann erreicht, wenn sich ein Angebot augenscheinlich über längere Zeit hinweg keiner nennenswerten Nachfrage erreicht, wie Stephanie Meyer, bei der Stadtverwaltung zuständig für Kindergärten und Schulen, ausführte. So werde der Hort aktuell noch von zwölf Kindern besucht, davon sechs aus Waldshut-Tiengen und sechs aus Umlandgemeinden, so Meyer. Acht Plätze seien frei.
Landkreis und Umlandgemeinden verweigern finanzielle Beteiligung
„Die Bemühungen, das Angebot als Hort für alle bekannter zu machen, um so eine stabile Nutzerzahl zu erreichen, sind leider fehlgeschlagen“, so Meyer. Ebenso gescheitert seien die Versuche, den Landkreis als Schulträger der Waldtor-Schule oder die Gemeinden, aus denen ebenfalls Kinder den Hort besuchten, zu einer finanziellen Beteiligung zu bewegen, bedauert Meyer.
Denn dass der Förderverein Waldtor-Schule, der das Betreuungsangebot vor 27 Jahren ins Leben gerufen hat, darauf angewiesen ist, dass die jährlich auflaufenden Defizite übernommen werden, ist nicht neu. Schon in den vergangenen beiden Jahren hatte die Stadt neben der jährlichen Beteiligungsförderung auch die Defizite übernehmen müssen. Würde der Hort bis Jahresende weiterbetrieben, lägen die Gesamtkosten bei 146.800 Euro, davon entfielen 113.300 auf Verwaltungskosten und Personal, und 33.500 Euro auf Defizitübernahmen.
„Das wären pro betreutem Kind aus unserer Stadt mehr als 24.000 Euro“, verdeutlichte Stephanie Meyer. Im Vergleich zu den Pro-Kopf-Kosten für die weiteren Betreuungsangebote in der Stadt sei ein Festhalten an der Förderung nicht zu rechtfertigen.
Gemeinderat und Stadtverwaltung bedauern Entscheidung

„Es ist eine bedauerliche Entscheidung, aber es ist auch eine bedauerliche Haltung des Landkreises und der Gemeinden, die ebenfalls von dem Hort profitiert haben“, brachte es Petra Thyen (Grüne) auf den Punkt. Auf ihre Nachfrage bestätigte Stephanie Meyer derweil, dass die betroffenen Kinder im Don-Bosco-Hort aufgenommen werden könnten, wenngleich das Angebot dort anders strukturiert sei als im Waldtor-Hort.
Auch OB Gruner betonte, dass die Maßnahme „unüblich“, aber aus finanzieller Sicht auch unausweichlich sei: „Es ist nie schön, eine Einrichtung abzuwickeln, aber an vielen Stellen lässt sich das aus Gründen der Verhältnismäßigkeit nicht vermeiden.“ Festzuhalten bleibe indes, dass die wichtige Arbeit für die Stadt und die Region, die die Betreuer an dem Hort geleistet haben.
Hort-Träger ist sich über Konsequenz der Auflösung bewusst

Was die Gemeinderatsentscheidung für die Waldtor-Schule bedeutet und wie es jetzt weitergeht, dazu wollte Schulleiter Jochen Stegmaier am Dienstag auf Nachfrage unserer Zeitung noch keine Aussage treffen. Wichtig sei zunächst, die Angelegenheit im Kollegium aufzuarbeiten und zu besprechen. Für die nächsten Tage kündigte er eine Stellungnahme an.
Für den Träger des Horts, den Förderverein Waldtor-Schule komme die Entscheidung nach Darstellung der Stadt nicht unerwartet, wie Meyer erklärte. Es seien regelmäßig Gespräche über die mögliche Zukunft des Hortes geführt worden. Der Trägerverein habe demnach signalisiert, „dass der Hortbetrieb nach Wegfall der städtischen Zuschüsse eingestellt wird, sodass der Hort zum Ende des Schuljahres 2024/25 voraussichtlich aufgelöst wird.“