Michael Schäuble sagt: „Ohne Rabatte geht es kaum mehr, die Fahrräder an die Kunden zu bringen.“ Schäuble ist Inhaber von Radhaus Schäuble in Küssaberg-Rheinheim. Der Corona-Boom ist Geschichte. Jetzt sind die Lager voll. Aber das Geld der Kundinnen und Kunden sitzt der Inflation und der Teuerung wegen nicht mehr so locker. Das ist die Lage bei den Fahrradhändlern, auch bei den regionalen.

Gleichzeitig haben deren Werkstätten aber gut zu tun. „Eher vorsichtig bestellt“, um nicht auf einem allzu vollen Lager zu sitzen, hat dabei Anna Hupfer-Fathi vom Fahrradgeschäft Hupfer in Lauchringen. Sie sagt: „Wir können uns nicht beschweren, wir gehören zu den Glücklichen, die noch gute Umsätze machen.“

Umsatz geht zurück

Insgesamt kauften die Bundesbürger 2024 rund 3,9 Millionen Fahrräder und E-Bikes – etwa 2,5 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Auch der Umsatz der deutschen Fahrradbranche ist rückläufig, betrug im vergangenen Jahr rund 6,3 Milliarden Euro, gut zehn Prozent weniger als 2023.

Der Umsatz mit den Rädern sank noch stärker als die Zahl der Verkäufe, auch weil die Käuferinnen und Käufer für ein Rad weniger an Geld hinblättern mussten, rund 300 Euro weniger etwa für ein E-Bike. Der durchschnittliche Verkaufspreis für E-Bikes lag zuletzt bei 2650 Euro – der Gegenwind nimmt also zu.

Michael Schäuble ist Inhaber von Radhaus Schäuble in Küssaberg-Rheinheim.
Michael Schäuble ist Inhaber von Radhaus Schäuble in Küssaberg-Rheinheim. | Bild: Miriam Stoll

In Schäubles Lager stehen zu 80 Prozent E-Bikes. Die Fahrräder mit elektrischer Trethilfe dringen immer weiter vor. Auch bei den Kinder- und Jugendrädern nehme ihr Anteil zu, erzählt der Rheinheimer Händler, seit 2004 in der Branche tätig, vor Rheinheim 16 Jahre in Gurtweil.

Klar: Wenn die Eltern mit dem E-Bike ein flottes Tempo vorlegen, will auch der Nachwuchs mithalten können. Schäuble sieht das ein Stück weit auch kritisch, auch weil das nicht unbedingt die Kondition der Kinder und Jugendlichen fördert.

Leasing-Modelle sind beliebt

2650 Euro im Schnitt für ein E-Bike mit nach oben offenen Grenzen: Viele wollen oder können solche Summen nicht mehr bar auf den Tisch legen. Gut, dass es dafür das Fahrradleasing über den Arbeitgeber gibt. Die Leasingraten werden dabei vom Bruttogehalt des Arbeitnehmers abgezogen. So ist das wie ein Ratenkauf. Und der Händler bekommt sein Geld sicher, auch wenn noch Gebühren an den Leasinggeber anfallen.

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60 bis 70 Prozent des E-Bike-Verkaufs läuft bei Schäuble via Leasing. Auf 25 bis 30 Prozent beziffert diesen Anna Hupfer-Fathi. Sie sagt: „In der Regel kommen die Leute schon rein mit dem Wissen und dem Wunsch nach Leasing.“ Und wollen dabei praktisch immer ein E-Bike. Dass jemand ein Bio-Bike, wie die Fahrräder ohne Motor auch heißen, leasen möchte, kommt laut Schäuble kaum vor.

Radhaus Schäuble befindet sich seit etwa fünf Jahren in Küssaberg-Rheinheim.
Radhaus Schäuble befindet sich seit etwa fünf Jahren in Küssaberg-Rheinheim. | Bild: Miriam Stoll

Am ehesten vielleicht noch bei den Gravel-Bikes, eine geländegängige und leichte Mischung aus Mountainbike und Rennrad, auf die sich Schäuble spezialisiert hat. Diese boomen generell und entsprechend auch am Hochrhein. Und auch hier ist die Preisspanne riesig, reicht gemäß Schäuble von 1500 bis 8000 Euro, mit und ohne Elektromotor.

Schweizer Kundinnen und Kunden sind auch beim Fahrradhandel am Hochrhein ein Thema: Bei Schäuble, sein Geschäft in Rheinheim liegt nur 200 Meter von der Grenze weg, beträgt ihr Anteil 70 Prozent, bei Hupfer in Lauchringen liegt er mit 30 Prozent darunter. Die Aussicht, beim Kauf eines Fahrrads in Deutschland 19 Prozent Mehrwertsteuer zurückerstattet zu bekommen, treibt die Schweizerinnen und Schweizer an. Bei Preisen von rund 5000 bis 6000 Euro sind das keine geringen Beträge.

Schweizerinnen und Schweizer in der Kundschaft, die sowohl kaufen als auch ihre Räder zu Reparaturen und in den Service bringen: Beides kommt den regionalen Fahrradhändlern zugute und hilft ihnen beim Überleben. Die konkurrieren untereinander und nach außen gegen die wachsende Online-Konkurrenz. Diese bietet zwar tiefe Preise, aber keine Anlaufstelle für Reparaturen und Service. Für beide braucht es dann doch den stationären Fachhandel vor Ort mit seinen Werkstätten.

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Immer mehr Hightech

Zugutekommt den Werkstätten zudem, dass auch in der Fahrradbranche Hightech und Luxus Einzug halten: hydraulische Bremsen, Funkschaltungen, Elektro-Fahrwerke, ABS, Sattelheizungen bei E-Bikes. Da kann vieles kaputtgehen. Da lässt sich immer weniger noch selbst warten und reparieren. Beim E-Bike-Leasing ist jährlicher Service sogar Pflicht. Das bindet die Käuferinnen und Käufer langfristig an die Werkstätten und sorgt mit für deren Auslastung.

Ausgelastet und das bis Pfingsten ist aktuell auch die „Radmeise“ in Waldshut-Schmitzingen, eine reine Fahrradwerkstatt ohne Verkauf. Christine Leiss und Markus Fritz-Leiss betreiben sie und das seit April 2021, mitten in der Corona-Zeit, in Vollzeit, was es laut den beiden sonst im Kreis Waldshut nicht nochmals gibt. „Wir müssen nicht verkaufen und wir genießen das“, sagen sie. Als sie die „Radmeise“ eröffneten, wurden sie im Dorf anfangs schon belächelt. So mancher hatte wegen der Lage Zweifel. Tatsächlich könnte das Geschäft kaum abgelegener liegen, es ist das oberste Haus von Schmitzingen.

Markus Fritz-Leiss, der sich selbst als „Technik-Nerd“ bezeichnet, liebt es, nach früheren Bürojobs in der Schweizer Fahrradindustrie, sich in der Werkstatt wieder selbst die Hände schmutzig zu machen. Aber ein wenig verkaufen sie dann doch auch, in einer kleinen Nische. Es sind Fahrräder, deren Rahmen in Ghana gefertigt wurden und die aus im afrikanischen Land gewachsenem Bambusholz bestehen.