„Läuft gut“, sagt Matthias Hasenbrink kurz bevor er in den Ersatzbus am Bahnhof Erzingen einsteigt. Er ist mit dem Zug aus Singen gekommen und muss nach Lauchringen – beruflich. Er fährt also regelmäßig mit dem Regionalexpress, der aber zwei Wochen lang zwischen Waldshut und Tiengen nicht verkehrt ist.

Wie lange mussten die Reisenden Geduld haben?
Die Gleisarbeiten am Bahnhof Lauchringen sind beendet. Der Bahnverkehr rollt wieder planmäßig – bis nach Basel durch. Vom 5. bis 18. Mai mussten die Reisenden in Erzingen den Bus nach Waldshut nehmen, um dort mit dem Zug weiter Richtung Basel zu fahren – und umgekehrt natürlich. Alles verbunden mit einer längeren Reisedauer.
Wie zufrieden waren sie mit dem SEV?
Begeistert sind Reisende nicht, wenn sie ihre Zugfahrt unterbrechen müssen. Doch wie schon bei früheren Ersatzverkehren zeigten sie sich geduldig, ruhig, gelassen. Die meisten waren zufrieden mit dem Schienenersatzverkehr, auch wenn‘s da und dort mal holperte.
Warum hat es am 7. Mai so geklemmt?
Wie am Mittwoch, 7. Mai, als um 7.20 Uhr nur ein Ersatzbus in Erzingen stand und bereits mit Schülern proppenvoll war, als die Reisenden aus Singen eintrafen. Sie verbrachten die Fahrt bis nach Waldshut stehend.

„Geplant war der Verkehr in den Hauptverkehrszeiten – dazu gehört auch die Fahrt um 7.20 Uhr – mit zwei, drei Gelenkbussen“, erklärt Adnan Gudzevic, Leiter des Schienenersatzverkehrs in Ulm aus SÜDKURIER-Nachfrage. Das Ganze sei ein Platzproblem am Busbahnhof in Waldshut gewesen. Gudzevic: „Die Ersatzbusse fuhren parallel mit dem SEV nach Koblenz in die Schweiz, auch der Regellinienbetrieb lief. Da wurde es auf dem Bussteg eng. Wir mussten die SEV-Fahrten entzerren.“ Ein weiterer Bus hätte etwas später erscheinen müssen. Tja – warten hätte dann wohl gelohnt.
Wie ist der SEV unterm Strich gelaufen?
„Insgesamt ist der SEV stabil gelaufen, die Leistungen sind wie bestellt erbracht worden, kleinere Unregelmäßigkeiten haben wir durch schnelle Kommunikation und wirksame Maßnahmen direkt vor Ort und in Absprache aller Beteiligten korrigiert“, schreibt Gudzevic in seiner Antwort-Mail.
Für einen reibungslosen Ablauf und die Hilfe zur Orientierung auf den Bus- und Bahnsteigen waren die sogenannten SEV-Buskoordinatoren eingesetzt. Sie standen an den Bahn- und Bussteigen und wiesen die Reisenden, die noch etwas unsicher waren, ein.
Wie kamen die Fahrgäste mit dem Ersatzverkehr klar?
„Die Busse waren klar beschildert und als Ersatzverkehr erkennbar“, weiß Gudzevic. Verzögerungen vor Ort und die Platzprobleme hätten die Beteiligten vor Ort durch Koordination schnell beheben können. Von den Reisenden kamen auch Rückmeldungen: etwa eine noch bessere Beschilderung für die Fahrgäste vom Bahnhof zum Bus.
Eine Anekdote dazu gibt es: Ein Schweizer Ehepaar stieg in Waldshut in den SEV nach Erzingen ein, statt in den Bus nach Koblenz. Bis sie es bemerkten, war der Bus nach Erzingen schon am Zoll vorbei. Die beiden blieben gelassen, sie mussten nach Zürich, also fuhren sie bis nach Schaffhausen weiter – von dort nach Zürich. „Wir haben Zeit.“
Wie viele Busse waren täglich unterwegs?
13 Ersatzbusse waren Gudzevic zufolge in den zwei Wochen täglich unterwegs. Sie waren von der Bahn beauftragt. Der Busunternehmer habe seinen Sitz in Altensteig (Landkreis Calw). „Er hat bereits erfolgreich auch den SEV im Rheintal in unserem Auftrag durchgeführt“, schreibt der SEV-Leiter.
War dies ein Testlauf für die große Bauphase 2026?
Dieser SEV war schon mal ein Vorgeschmack auf 2026, wenn die Bautrupps entlang der kompletten Hochrheinstrecke von Basel bis Erzingen arbeiten, wenn die Strecke elektrifiziert und aus- und umgebaut wird. Zumindest auf den SEV im östlichen Teil.
Als erster Aufschlag sei der jüngste SEV mit Sicherheit ein kleiner Testlauf gewesen. Ein weiterer erfolge ab Mitte August, bis Mitte September, zwischen Rheinfelden und Waldshut. Gudzevic: „Der wird auch für uns planerisch ein richtiger Textlauf sein. Er wird auch von der Kapazität her ähnlich zur großen Elektrifizierung sein.“ Die Bahn wolle die Erkenntnisse in der Vorbereitung und der Nachbereitung des SEV für die Großmaßnahme im nächsten Jahr nutzen. Die Bahn sei bereits seit März in engen Abstimmungen vor Ort – mit allen Beteiligten.

Wie blicken Abgeordnete, Landrat und ÖPNV-Experte voraus?
Die CDU-Landtagsabgeordnete Sabine Hartmann-Müller blickt derweil schon voraus, wie sie in einer Pressemitteilung zu ihrem jüngsten Besuch bei Landrat Martin Kistler und Lothar Probst, Leiter des Amts für Wirtschaft und Mobilität im Landratsamt, schreibt. Sie sehe die Organisation der Bauphase für die Elektrifizierung und den Ausbau der Hochrheinbahn auf einem guten Weg.
„Auch wenn es ohne Schiene für die ÖPNV-Nutzer am Hochrhein und im Wutachtal eine sehr beschwerliche Zeit wird, so freuen wir uns auf eine neue Qualität und Taktung danach“, wird Kistler darin zitiert, „die Planungen für den SEV lassen mich hoffen, dass zahlreiche Kunden den Nahverkehr auch in dieser Zeit weiter nutzen.“ Probst bekräftigt das Anliegen: Die Nutzer sollten im System gehalten werden, deshalb wolle man alle Möglichkeiten nutzen, um den SEV mit den Partnern möglichst attraktiv auf die Straße zu bringen.
Hartmann-Müller: „Die Vollsperrung ist notwendig, weil es eine feste Deadline gibt: Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2027 wollen wir die Fertigstellung der Elektrifizierung und des Ausbaus gemeinsam feiern können.“ Ohne Vollsperrung sei das in der gegebenen Frist nicht möglich.