Wasser gehört quasi zum täglichen Brot der Feuerwehr. Dennoch konnten die Einsatzkräfte der Überlinger Feuerwehr froh sein, dass zumindest der offizielle Teil der Einweihungsfeier für den Ausrückebereich Ost am Sonntag noch trockenen Hauptes absolviert werden konnte. Abgesehen von ein paar Spritzern Weihwasser, mit denen Pater Bruno von der Birnau seinen geistlichen Segen anreicherte.
Gut, wer am Vormittag noch den zuletzt fertiggestellten 13,5 Meter hohen Übungsturm erklimmen und die Aussicht über das landschaftlich harmonisch integrierte Gebäude mit dem See im Hintergrund genießen konnte. „Wasser marsch“ hieß es nämlich nach der Mittagspause, als der Himmel seine Schleusen öffnete und das geplante Programm unter Regen setzte.
Nur das Internet fehlt noch
Funktional in Betrieb genommen worden war die wichtigste Infrastruktur des neuen Ausrückebereichs Ost von den Abteilungen Deisendorf und Nußdorf bereits Ende Oktober 2024. Damals war der Übungsturm noch im Entstehen und einige Restarbeiten standen aus. Was jetzt noch fehlt, ist der Glasfaseranschluss. „Wir haben noch kein Wlan“, erklärte Nußdorfs Abteilungskommandant Jürgen Specker mit einem Schmunzeln. Doch habe sich die Feuerwehr behelfen können. Dass dies weder an der Stadt noch an der Bauleitung liege, betonte Oberbürgermeister Jan Zeitler anschließend.
Im Rahmen des „Graue-Flecken-Programms“ zur Breitbandversorgung habe die Stadt die Förderzusage vom Bund zwar schon bekommen. Allerdings warte man noch auf den förmlichen Bescheid, ohne den ein Baubeginn „zuschussschädlich“ wäre.
Mit Blaulicht, Handböllern und Blasmusik
Die Bedeutung der offiziellen Feier hatten die Badischen Böllerschützen Nußdorf mit einer ohrenbetäubenden Salve aus ihren Handböllern laut unterstrichen. Als sich der Pulverdampf verzogen hatte, hieß OB Jan Zeitler die zahlreichen Vertreter der Feuerwehren, deren befreundete Organisationen und die Bürgerschaft in der großen Fahrzeughalle willkommen. Musikalisch unterstützt wurde er vom Spielmanns- und Fanfarenzug, für den im angrenzenden Hof ein Zelt aufgebaut war. Nach der Mittagspause wurde er vom Musikverein Nußdorf abgelöst.
„Es hat sich gelohnt, dass wir etwas länger gebraucht haben“, erklärte OB Zeitler vor dem Hintergrund, dass die Notwendigkeit des neuen Ausrückebereichs Ost bereits im Feuerwehrbedarfsplan vom Juli 2015 enthalten war. Vor allem die Planungsphase hatte sich hingezogen, da zunächst der Flächennutzungsplan überarbeitet werden musste und später die Belange von Landschafts- und Umweltschutz eingearbeitet werden mussten.

Budget musste erhöht werden
Entstanden ist nun ein energieeffizienter Bau, der von Süden kaum in Erscheinung tritt und mit einer Photovoltaikanlage auf dem Dach regenerativen Strom produziert. Das 1078 Quadratmeter große Gebäude beherbergt nicht nur die Fahrzeuge und die Infrastruktur für die Einsatzkräfte der Abteilungen Deisendorf und Nußdorf, sondern auch wichtige Schulungsräume.
„Lernen Sie die mutigen Frauen und Männer kennen, die unsere Sicherheit gewährleisten“, appellierte Zeitler an die Gäste. Bei den Führungen durch das Gebäude werde auch ersichtlich, wo und wie die Steuergelder verbaut worden seien, erklärte der OB. So musste das Budget von ursprünglich 7,5 Millionen durch einige Erweiterungen auf 8,7 Millionen Euro erhöht werden.

Feuerwehr hat jetzt gute Übungsbedingungen
Das 80 Meter lange Übungsgelände und der Turm bieten jetzt auch optimale Bedingungen für die gesamte Überlinger Feuerwehr. Die Bedeutung der neuen Anlage unterstrich neben den Abteilungskommandanten Jürgen Specker (Nußdorf) und Josef Wesle (Deisendorf) der Überlinger Gesamtkommandant und Stadtbrandmeister Ludwig Ehing. Für Theorie und Praxis sei die Feuerwehr nun bestens ausgestattet, sagte Ehing und verwies unter anderem auf einen Schulungsraum mit neuester Medientechnik.
Dass die Einsätze der beiden hier angesiedelten Abteilungen noch besser koordiniert werden könnten, darüber freuten sich auch die beiden Ortsvorsteherinnen Karin Müller (Deisendorf) und Anja Kretz. Hier könnten die beiden Abteilungen „die Kräfte bündeln, ihre Erfahrungen austauschen und gemeinsam an einem Strang ziehen“, betonten sie und dankten den Einsatzkräften: „Ihr seid es, die jeden Tag ehrenamtlich bereitstehen, um für unsere Sicherheit zu sorgen.“
Als Dankeschön überreichten sie ihren beiden Abteilungen einen Gutschein für ein großes Gruppenbild im neuen Mannschaftsraum. Dazu passt die Uhr mit den Signets der beiden Überlinger Abteilungen, die Philipp Bergauer und Josef Schöner als Vertreter der Deisendorfer Partnerwehr aus dem Montafon als Gastgeschenk mitgebracht hatten und damit zugleich das Zusammengehörigkeitsgefühl bei der Feuerwehr unterstrichen.