Inzidenzen steigen und fallen, Intensivstationen füllen und leeren sich, nur eine Corona-Pandemiezahl kann nur größer und nicht mehr kleiner werden: die Zahl der Gestorbenen. Die ist in Deutschland inzwischen auf über 100.000 gestiegen.

Seit vergangener Woche spricht das Statistischen Bundesamt offiziell von einer Übersterblichkeit durch die Pandemie. Das bedeutet, dass wegen Corona mehr Menschen gestorben sind als allein durch die Alterung der Bevölkerung erklärbar wäre.

Übersterblichkeit in Baden-Württemberg

Was für den Bund gilt, gilt auch für Baden-Württemberg. Die folgende Grafik zeigt deutlich, was Ulrike Winkelmann vom Statistischen Landesamt Baden-Württemberg gegenüber dem SÜDKURIER bestätigt: „Es gab 2020 eine Übersterblichkeit in Baden-Württemberg.“ Das gelte auch, wenn man Veränderungen der Erhebungsmethodik und die Alterung der Gesellschaft mit einbeziehe, erklärt sie.

Normalerweise sollten sich die blaue und gelbe Linie in etwa auf Höhe der gestrichelten Linie, also des Schnitts der vergangenen Jahre, bewegen. Sie schießen aber insbesondere gegen Jahresende weit darüber hinaus.

Die Statistikerin Winkelmann verweist zwar auf methodische Unschärfen der Statistik, sagt für das Jahr 2020 aber klar: „Die Zahl von 2000 zusätzlichen Sterbefällen ist als Untergrenze zu betrachten.“ Die Zahlen für 2021 sind noch nicht vollständig, aber der Trend setzt sich fort. „Nach vorläufigen Angaben lag die Zahl der Sterbefälle auch in Baden-Württemberg in den Monaten September, Oktober und November 2021 deutlich über dem Mittelwert der Vorjahre. Dies deutet auf eine Übersterblichkeit in diesem Zeitraum hin“, so Winkelmann.

Die Todeszahlen stiegen auch in der Region

Auf Kreisebene kann man wegen der geringen Sterbezahlen keine Aussage über die Übersterblichkeit treffen, aber die Daten zeigen eine ähnliche Tendenz. Insbesondere im Schwarzwald-Baar-Kreis und im Kreis Konstanz stiegen die Todeszahlen über das Niveau der Vorjahre:

Mehr als 70 Prozent waren über 80 Jahre alt

Vor allem zu Anfang der Pandemie kam es immer wieder zu Ausbrüchen in Alten- und Pflegeheimen. Dabei sind viele Bewohner verstorben. In den Zahlen von 2020 sieht man, dass vor allem alte Menschen an Corona gestorben ist. Der Großteil war über 80 Jahre alt. In Baden-Württemberg waren im vergangenen Jahr 70,8 Prozent der Coronatoten über 80, in den meisten Landkreisen unserer Region sieht es ähnlich aus.

Todesinzidenz der über 80-Jährigen teilweise über 500

Das Statistische Landesamt hat für den SÜDKURIER die Inzidenz der Toten berechnet, also wie viele Menschen im Jahr 2020 pro 100.000 Einwohner an Corona gestorben sind. Für die Menschen über 80 Jahre und für die Gesamtbevölkerung ergeben sich hier unterschiedliche Bilder:

Im Kreis Tuttlingen ist der Unterschied zwischen der Todesfallinzidenz bei der Gesamtbevölkerung und der über 80-Jährigen am größten. Von den 80 Menschen, die dort an Corona starben, waren 62 über 80. Im Bodenseekreis gab es 2020 am wenigsten Todesopfer der Pandemie. Wie in allen Kreisen werden allerdings auch dort im Jahr 2021 bis jetzt mehr Coronatote gezählt als im vergangenen Jahr.

Weitere Coronazahlen finden sie hier.