Das Schiff des Instituts für Seenforschung in Langenargen soll klimaneutral umgerüstet werden, kündigt Staatssekretär für politische Koordinierung, Europa und Internationales, Florian Haßler (Grüne), am Rande eines Strategiegesprächs der Internationalen Bodenseekonferenz. Doch dann beim Gang auf das Boot folgt die Ernüchterung: Die „Kormoran“ wird weiter mit Diesel fahren.

Von den Plänen einer klimaneutralen Umrüstung des Forschungsschiffes sei man abgerückt, erläutert Martin Wessels: Über zwei Millionen Euro hätte die Umrüstung gekostet, zuzüglich weiterer Betriebskosten, so der Biologe vom Institut für Seenforschung Langenargen.

Gerade erst hat Baden-Württembergs Umweltministerin Thekla Walker gemeinsam mit dem Verkehrsminister Winfried Hermann (beide Grüne) ein umfangreiches Maßnahmenbündel gegen die Verfehlung der Klimaziele verabschiedet. Mehr Mittel soll es für den kommunalen Klimaschutz geben, der ÖPNV soll zuverlässiger und besser werden und es soll mehr Ladeinfrastruktur geben. Wie passt es da zusammen, dass für ein einziges Forschungsschiff nicht genug Budget zur Verfügung steht?

70 Liter Diesel pro Stunde

Für das Schiff seien verschiedene Varianten geprüft worden. Durch einen Batterieantrieb hätte das Forschungsschiff an Masse zugenommen, was zu größerem Tiefgang und schlechterem Fahrverhalten geführt hätte. Ein Umbau zu einem teilweise CO₂-neutralen Betrieb wäre zwar technisch möglich – das dafür eingeplante Budget aber nicht ausreichend.

Das Forschungsschiff des Instituts für Seenforschung in Langenargen sollte klimaneutral umgerüstet werden – doch daraus wird wohl nichts.
Das Forschungsschiff des Instituts für Seenforschung in Langenargen sollte klimaneutral umgerüstet werden – doch daraus wird wohl nichts. | Bild: Marina Schölzel
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Es sei bereits viel getan worden

Im Rahmen seines Vorsitzjahres der Internationalen Bodenseekonferenz (IBK) habe das Land bereits einiges auf den Weg gebracht, um das Vorhaben einer klimaneutralen Schifffahrt auf dem Bodensee voranzutreiben, schreibt eine Pressesprecherin des Umweltministeriums auf Anfrage des SÜDKURIER. Im Mai sei eine Folgestudie dazu in Auftrag gegeben worden.

Gemeinsam mit dem Kanton Thurgau habe das Ministerium für Verkehr außerdem eine Studie zur seequerenden Fährverbindung zwischen Friedrichshafen und Romanshorn beauftragt. Dabei sei der Hintergrund die seit Jahren rückläufige Nachfrage bei Pkw und Lastwagen an der Fährverbindung. In der Studie soll aufgezeigt werden, ob eine Motorfahrzeugfähre überhaupt noch zukunftsgerichtet sei und welche Varianten dabei möglich sind.

Auch ein weiteres Fährprojekt gilt mittlerweile als gescheitert: Zwei Fähren auf der Linie Konstanz-Meersburg sollten auf elektrischen Antrieb umgerüstet werden. Doch bis es so weit ist, könnte es noch Jahre dauern. Der Grund: Der Strom ist zu teuer.

Klimaneutrale Schifffahrt konzentriere sich auf Freizeitbetrieb

Rund 70 Liter Diesel pro Stunde verbraucht hingegen das Forschungsschiff, 25 bis 30 Tonnen Diesel im Jahr. Zum Vergleich: Die beiden Fähren verbrauchen rund 850.000 Liter Diesel pro Jahr und könnten bei E-Betrieb 2800 Tonnen CO₂-Äquivalent einsparen – beim Forschungsschiff sind es rund 117,5 Tonnen.

Steht die klimaneutrale Schifffahrt also unter einem schlechten Stern? Das sieht Forscher Wessels nicht so.

Mit einer Investition von zwei Millionen Euro könne an anderer Stelle mehr bewegt werden, meint Martin Wessels vom Institut für ...
Mit einer Investition von zwei Millionen Euro könne an anderer Stelle mehr bewegt werden, meint Martin Wessels vom Institut für Seenforschung in Langenargen. | Bild: Martin Wessels

Mit einer Investition von zwei Millionen Euro könne man an anderer Stelle einfach mehr bewegen, mehr CO₂ einsparen, glaubt er. Bei dem Vorhaben der IBK, die klimaneutrale Bodenseeschiffahrt voranzutreiben, geht es aus Wessels‘ Sicht um den Freizeitbetrieb – das sei eine völlig andere Diskussion.