Die kalte Jahreszeit hat begonnen – und die Corona-Fallzahlen steigen wieder. Wovor Experten warnten, scheint sich zu bewahrheiten. Aber wirkt sich die gestiegene Inzidenz überhaupt auf die Krankenhauseinlieferungen und Intensivbettenbelegung aus?

Die generelle Inzidenz, also wie viele Menschen pro 100.000 Einwohner sich mit Covid anstecken, ebenso. Derzeit (Stand 26. Oktober) liegt sie in Baden-Württemberg bei 148,4. Auch die Zahl der Patienten, die auf der Intensivstation liegen, nimmt inzwischen stetig zu. Waren es vor einer Woche noch 199 Intensivpatienten mit Covid, stieg ihre Zahl binnen sieben Tagen auf 234. Zum Vergleich: Der Höchstwert an Corona-Intensivpatienten wurde am 29. Dezember 2020 mit 642 Patienten erreicht.

Bei den Hospitalisierungen zeigt sich: Deutlich mehr Ungeimpfte als Geimpfte sind davon betroffen. Bei der 28-Tage-Inzidenz der Hospitalisierungen sind 5,9 pro 100.000 Geimpfter ins Krankenhaus gekommen, aber 32,8 pro 100.000 Ungeimpfter. Spiegelt sich das auch in der Region wieder?

Die Daten befinden sich auf dem Stand vom 27. Oktober. Eine stets tagesaktuelle Übersicht finden sie hier.

Zehn Prozent Impfdurchbrüche

Im Gesundheitsverbund Landkreis Konstanz (GLKN) scheint die Lage noch überschaubar. So liegen zwei Patienten im Alter von 50 und 60 Jahren mit Covid auf der Intensivstation in Singen (beide ungeimpft), in Radolfzell sind es drei Patienten, darunter ein 90-Jähriger. Der Impfstatus der Radolfzeller Patienten konnte auf Nachfrage nicht genannt werden. In Konstanz sind lediglich zwei Patienten (70 und 80 Jahre alt) mit Covid auf der Normalstation, in beiden Fällen handelt es sich um Impfdurchbrüche. Insgesamt gingen etwa zehn Prozent der Intensivfälle auf Impfdurchbrüche zurück.

Im Schwarzwald-Baar-Klinikum sind derzeit 30 Patienten mit Covid-19 in Behandlung, 25 davon auf der Normalstation, fünf Patienten auf der Intensivstation. Neun der Patienten seien geimpft, ergänzt Sprecherin Sandra Adams: Zwei davon liegen auf der Intensivstation. Bei den Fällen von Impfdurchbrüchen handle es sich in der Regel um Geimpfte, die stationär aufgenommen werden. Die Patienten seien „in einem hohen Alter“ oder litten bereits an Vorerkrankungen.

Medizinisches Personal legt auf einer Intensivstation in Ludwigsburg einem Covid-19-Patienten einen Zugang für die künstliche Beatmung. ...
Medizinisches Personal legt auf einer Intensivstation in Ludwigsburg einem Covid-19-Patienten einen Zugang für die künstliche Beatmung. Die Aufnahme entstand im Januar. | Bild: Sebastian Gollnow

Patienten häufig mit Vorerkrankungen belastet

Das zeigt sich auch bei den Betroffenen im Klinikum Waldshut. Nach Angaben der Sprecherin des Kreises, Susanna Heim, liegt derzeit eine Ungeimpfte über 60 Jahre auf der Intensivstation. Acht Patienten werden zudem auf der Isolierstation behandelt, ergänzt Klinikumssprecherin Luisa Denz. Drei der neun Patienten seien vollständig mit Biontech geimpft, so Heim. Alle Patienten (im Alter von über 70 und in einem Fall über 90 Jahren) haben demnach „diverse schwerwiegende Vorerkrankungen“.

Allgemein lasse sich aber sagen, dass seit Ende August „eine Zunahme der Corona-Patienten im Klinikum“ zu beobachten sei, so Heim. „Mit steigender Zahl an Impfungen sowie mit steigender Zahl an Infektionen steigt auch zwingend der Anteil Geimpfter an den Gesamtfällen. Unserer Beobachtung nach bleiben die Verläufe aber weitestgehend mild.“ Vereinzelt komme es zwar auch zu schweren Verläufen, allerdings habe es im Landkreis keinen Fall gegeben, bei dem die Covid-Infektion zum Tod des Patienten geführt habe.

„Das liegt zum einen daran, dass es eben keinen hundertprozentigen Schutz gegen eine Infektion gibt“, erklärt Heim. Zum anderen betreffen die Impfdurchbrüche ihren Angaben nach aber „gerade Menschen mit schwächerem Immunsystem, die auf die Impfung nicht so deutlich ansprechen wie gesunde Menschen und daher weiterhin als vulnerabel gelten“.

Situation im Bodenseekreis

Für den Medizin Campus Bodensee mit Standorten in Friedrichshafen und Tettnang ordnet Günther Welte die Situation ein. Er ist Geschäftsführender Oberarzt der Klinik für Kardiologie, Pneumologie, Angiologie und Intensivmedizin. „Heutzutage werden im Krankenhaus eher jüngere und leider immer noch ungeimpfte Personen mit Covid-19 behandelt. Auch ist die Behandlungsdauer bei schweren Verläufen im Krankenhaus länger geworden, da jüngere Menschen auftretende Komplikationen besser überstehen als alte Menschen.“

In der Woche vom 18. bis 25. Oktober wurden am Medizin Campus Bodensee 15 neue Patienten mit positiven Corona-Test behandelt, neun davon wurden stationär aufgenommen. Zwei kamen in Friedrichshafen direkt auf die Intensivstation, eine ungeimpfte 59 Jahre alte Frau und ein ebenfalls ungeimpfter 77 Jahre alter Mann. Von den 15 positiv getesteten Patienten waren nach Angaben des Klinikums neun ungeimpft.

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Impfstoffe schützen wirksam gegen schweren Verlauf

Tatsächlich ist die Wirksamkeit der Impfstoffe sehr hoch: Nach Angaben des RKI liegt sie sowohl bei den mRNA-Impfstoffen von Biontech und Moderna als auch dem Vektor-Impfstoff Astrazeneca bei etwa 90 Prozent gegen einen schweren Verlauf von Covid-19, etwa einer Behandlung im Krankenhaus, sowie zu 75 Prozent gegen eine symptomatische Infektion mit der derzeit dominanten Delta-Variante.

Lediglich bei Johnson&Johnson ist der Schutz geringer und liegt bei 65 Prozent. Deshalb wird hier besonders eine Booster-Impfung empfohlen.

Wie sinnvoll eine Impfung ist, zeigt ein einfaches Beispiel des RKI: Wenn 20 Menschen unter 1000 Personen Covid bekommen, weil sie ungeimpft sind, beträfe das in der gleichen Anzahl Geimpfter nur zwei von 1000.