Fünf Jahre vergingen, ehe die Polizei den 48-Jährigen verhaften konnte. Dem Mann aus Kleve (NRW) wird vorgeworfen, Jan Heisig heimtückisch und aus Habgier getötet zu haben. Jetzt steht fest, wann der 48-Jährige in Konstanz vor Gericht steht: Am Freitag, 11. Oktober, beginnt der wohl umfangreichste Mord-Prozess des Jahres am Landgericht.
Geladen sind 32 Zeugen und drei Sachverständige, 15 Verhandlungstage sind vorerst bis Mitte Dezember angesetzt. Noch vor Weihnachten soll das Urteil fallen. Das und neue Details hat das Landgericht Konstanz am Donnerstag bekannt gegeben.
Angriff im Bett
Am 2. Juni 2019 soll Jan Heisig im Bett seines Hauses in Gaienhofen-Hemmenhofen gelegen haben, als er von dem Mann aus Kleve „mit mehreren massiven Faustschlägen mit beringten Fingern in das Gesicht und gegen den Rumpf geschlagen“ worden sei. Das habe zu inneren und äußeren stark blutenden Verletzungen geführt.
Jan Heisig soll an diesen „in einem Zeitraum von bis zu zwei Tagen“ verstorben sein. Danach habe der Angeklagte, vermutlich mit Hilfe weiterer Beteiligter, den Leichnam an einem unbekannten Ort beseitigt. Das Motiv dafür: Geld und Wertgegenstände. Der 48-Jährige muss sich wegen Mordes vor der vierten Strafkammer verantworten.
Angeklagter saß bereits in U-Haft
Der Fall Jan Heisig ist einer der spektakulärsten Kriminalfälle der Region. Bis heute fehlt von seinem Leichnam jede Spur; was dem damals 51-Jährigen in seinem Wohnhaus in Gaienhofen-Hemmenhofen widerfahren ist, blieb lange unklar.
Am Sonntag, 2. Juni 2019, gab Jan Heisig gegen Mitternacht sein letztes Lebenszeichen von sich. Kurz danach wurde er getötet, wie Blutspuren in seinem Haus belegt haben. Die Polizei suchte mit Hundertschaften, Hubschraubern, Booten und Tauchern die Umgebung und den Bodensee ab, fand jedoch keine Spur von ihm. Freunde beschrieben den 51-Jährigen als „Lebemann“.
Verhaftung durch SEK
Die Staatsanwaltschaft Konstanz setzte einst eine Belohnung von 3000 Euro für Hinweise aus, ehe sie im Sommer dieses Jahres Anklage erheben konnte – gegen einen heute 48-jährigen Mann, der schon einmal unter Verdacht geriet und Monate in Untersuchungshaft saß.
Am 6. Juni dieses Jahres wurde er durch ein SEK erneut verhaftet: Zuvor soll der Verdächtige gegenüber verdeckten Ermittlern Täterwissen preisgegeben haben.
Halbschwester aus U-Haft entlassen
Die Polizei nahm den 48-Jährigen und seine damalige Lebensgefährtin kurz nach der Vermisstenmeldung von Jan Heisig 2019 schnell ins Visier. Die Ex-Partnerin ist die Halbschwester des Getöteten. Das Duo soll Goldschmuck und andere Wertgegenstände des 51-Jährigen verkauft haben. Ein Haftrichter ordnete Ende Juni 2019 Untersuchungshaft an.
Im März 2020 ordnete das Oberlandesgericht Karlsruhe die Entlassung der Halbschwester aus der Untersuchungshaft an. Ein Gerichtssprecher erklärte, es gebe zwar belastbare Anhaltspunkte für ihre Beteiligung an der Tötung, aber keine hinreichenden Beweise oder einen dringenden Tatverdacht.
Nur ein Angeklagter
Vor dem Landgericht Konstanz muss sich auch jetzt nur der 48-Jährige verantworten. Auch gegen ihn konnte der Verdacht zunächst nicht hinreichend konkretisiert und erhärtet werden. Der Mann kam damals aber nicht frei, weil er eine Haftstrafe in einer anderen Sache absitzen musste. Zwischenzeitlich wurde auch ein dritter Mann festgenommen, ein früherer Mitbewohner Heisigs.
Vier Verfahren zu Tötungsdelikten
Im Oktober verhandelt das Landgericht Konstanz mehrere aufsehenerregende Prozesse: So steht Marcel K. wegen des Todes der Stockacherin Sabrina P. erneut vor Gericht, außerdem eine Frau für eine tödliche Attacke in Radolfzell und ein Mann wegen eines Mordes mit einem 17 Kilo Salzstein in Uhldingen.